Schönsee
17.10.2018 - 13:17 Uhr

Roter Teppich fürs Kulturerbe Klöppeln

Das Spitzenhandwerk gehört zu Schönsee. Da ist sich der Stadtrat einig. Doch beim Klöppeltrafo laufen die Fäden nicht in eine Richtung.

Für die Fassade des geplanten Klöppeltrafos stellte Architekt Christian Schönberger einen neuen Planentwurf mit einer Klöpplerin auf Glasplatten, welche auch ums Eck führen, vor. Die Idee kam im Stadtrat gut an. Bild: exb
Für die Fassade des geplanten Klöppeltrafos stellte Architekt Christian Schönberger einen neuen Planentwurf mit einer Klöpplerin auf Glasplatten, welche auch ums Eck führen, vor. Die Idee kam im Stadtrat gut an.

Früher herrschte ein Wirrwarr aus Stromkabeln im Innenraum der seit vielen Jahren außer Funktion gesetzten Trafostation an der Böhmerwaldstraße. Künftig sollen es Kunstwerke aus Klöppelgarn sein. Schon im Juni lag im Stadtrat ein Antrag des Klöppelkreises Schönsee-Stadlern-Tiefenbach auf Übernahme der nicht durch Leader-Förderung gedeckten Kosten für den Umbau des Transformator-Gebäudes in der Böhmerwaldstraße zum Klöppeltrafo vor. Dies wurde damals mit drei Gegenstimmen beschlossen (wir berichteten). Bei der Sitzung am Dienstag stellte Architekt Christian Schönberger einen neuen Entwurf mit abgeänderter Fassadengestaltung vor. Der Bauausschuss nahm die Gestaltung zur Kenntnis und beschloss mit vier Gegenstimmen, den Bauantrag beim Landratsamt einzureichen.

Glasplatten angestrahlt

Der Trafo gehört der Stadt und könnte mit einer Klöppelausstellung ein Anziehungspunkt bei der Freizeitanlage Moorbad werden. Darauf verwies Bürgermeisterin Birgit Höcherl und erinnerte die Räte auch an den werbewirksamen Eintrag in die Bundesliste immaterielles Kulturerbe. Schönberger stellte zunächst die Konzeption vor. Die Fassade sollte ursprünglich mit Stahlseilen, sinnbildlich für "Klöppelfäden" gestaltet werden. Der neue Entwurf sieht 24 bedruckte Glasplatten vor, welche zur Böhmerwaldstraße hin eine Klöpplerin in Spitzentechnik präsentieren. Auf der Rückseite ist Platz für Tafeln mit aktuellen Infos. Der Eingang wird mit einer Holzlamellen-Verkleidung und roten Stufen, die wie ein roter Teppich zur Ausstellung führen, optisch aufgehübscht. "Man sollte noch sehen, dass es ein Trafo ist", betonte der Architekt. Um das Thema "Überspannungsleitung" darzustellen werden Kabel für einen Lichtstrahl installiert. Bei Dunkelheit wird die Klöpplerin an der Fassade hell erstrahlen.

Der Ausstellungsraum im Innenbereich ist dauerhaft begehbar und benötigt kein Personal. Für Veranstaltungen des Klöppelkreises wird allerdings eine kleine Küche installiert. Nach oben offene Kojen mit je 1,50 Meter Breite sind vorhanden, die mit Glastüren abgetrennt sind. "Im Luftraum kann man interessante Sachen reinhängen. Da werden die Klöpplerinnen sicher sehr erfinderisch sein", meinte Schönberger und ging anschließend auf die finanzielle Seite ein, wozu er betonte: "Die Kosten haben sich seit der Juni-Sitzung nicht geändert." Von den insgesamt 154 150 Euro entfallen 46 000 Euro auf den Außenbreich. Der Zuschuss von 60 Prozent (77 422 Euro) ist bereits bewilligt. Der Eigenanteil der Stadt beläuft sich auf 76 427 Euro. Dieser könnte allerdings noch weniger werden, da die Bürgermeisterin rund 30 000 Euro an anderen Zuschussmitteln in Aussicht hat. "Ich muss hier aber noch Gespräche führen", betonte Birgit Höcherl. Ziel sei es, dass der Trafo Ende 2019 fertig ist. Die Bürgermeisterin verwies auf eine große Klöppel-Veranstaltung im Frühjahr 2020 in der Stadt. Der Klöppelkreis "bespielt den Trafo" und plant pro Quartal eine Wechselausstellung hinter den Glaswänden. Dies bestätigten die bei der Sitzung anwesenden Mitglieder.

"Der falsche Standort"

"Das wird ein Highlight für Schönsee", eröffnete Zweiter Bürgermeister Josef Irlbacher die Diskussion. Er verwies auf die Tradition des Klöppelns seit rund 100 Jahren und meinte: "Klöppeln gehört zu uns in Schönsee, auch wenn es jetzt Geld kostet." Eine Nachfrage von Reinhard Kreuzer zielte auf die Barrierefreiheit, was allerdings nicht möglich sein wird. "Ich habe letztes Mal gegen den Trafo gestimmt. Aber nicht weil ich gegen das Klöppeln bin, sondern weil es der falsche Standort ist", führte Andreas Hopfner an. Er sprach die Pläne für die Sanierung der Hauptschule an und die dort geplanten Räume für Klöppelkurse mit eventueller Umnutzung zu einer Klöppelakademie an. "Die Ausstellung sollte dort hin, wo das Handwerk gelehrt, gelernt und gelebt wird", betonte Hopfner. Der Klöppeltrafo sei nicht schlecht, aber er sei sich sicher, dass die Firmen Irlbacher und Schönberger auch an der Hauptschule "etwas Schönes zaubern" würden. "Der Festplatz ist eine zentrale Stelle in Schönsee und nur 300 Meter von der Schule entfernt", erwiderte die Bürgermeisterin an und bekräftigte: "Der Ort ist ideal, da bin ich mir absolut sicher." Außerdem sei ein Komplettpaket mit hervorragender Förderung festgezurrt, das sollte man auch umsetzen und nicht wieder abwarten.

Im übrigen würden es die Teilnehmer an den Klöppeltagen schätzen, wenn sie durch die Stadt flanieren können. "Ich werde jetzt keine Grundsatzdiskussion mehr führen", erklärte Höcherl und verwies darauf, dass die Kojen im Trafo sehr klein seien und größere Ausstellungen durchaus im Hauptschultrakt möglich seien. Ein weiterer Artikel zur Sitzung folgt.

Das ehemalige Transformator-Gebäude an der Böhmerwaldstraße wird mit Leader-Mitteln zum Klöppeltrafo umgebaut. Bild: mmj
Das ehemalige Transformator-Gebäude an der Böhmerwaldstraße wird mit Leader-Mitteln zum Klöppeltrafo umgebaut.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.