Schönsee
19.12.2022 - 15:30 Uhr

Die "Stimmen der Berge" öffnen in Schönsee die Herzen

Es ist ein die Herzen öffnender Nachmittag, der dem Förderverein für Kirchenmusik mit der in die bayerische Landschaft verlegten Heiligen Nacht von Ludwig Thoma gelingt – rezitiert und gesungen von den „Stimmen der Berge“.

Draußen klirrende Kälte von minus 10 Grad, da tut der von den Ministranten an den Kirchenstufen vor dem Konzert kredenzte Glühwein zum Aufwärmen richtig gut. Dagegen drinnen in der Schönseer Pfarrkirche St. Wenzeslaus gedimmtes Licht, dezentes Farbenspiel der Scheinwerfer im Altarraum, vier flackernde Kerzen am Adventskranz und 450 in warme Jacken und Mäntel gehüllte Gäste, die dem Ruf des Fördervereins für Kirchenmusik zu seinem Konzert mit den "Stimmen der Berge" gerne folgen.

Die Freude von Vorsitzenden Hubert Reimer ist groß, dass es nach zwei Corona bedingten Verschiebungen am vierten Adventsonntag 2022 gelingt, mit der Aufführung der Heiligen Nacht von Ludwig Thoma nicht nur als Lesung, sondern in der wunderbaren Verbindung mit den außerordentlichen "Stimmen der Berge" das Veranstaltungsjahr würdevoll abzuschließen.

Gefühlvoller Schriftsteller

Mit Ludwig Thoma verbinden sich von den Lausbubengeschichten bis zu seiner in die verschneite bayerische Landschaft verlegten Heiligen Nacht Klassiker der bayerischen Literatur. Es waren die beiden harten Jahre 1915 und 1916 während des Ersten Weltkriegs, als Ludwig Thoma einsam und zurückgezogen die "Heilige Nacht" verfasste. Der beschwerliche Weg von Maria und Josef von Nazareth nach Bethlehem und die Herbergssuche malt er sich in seiner Phantasie in vielen Facetten in seiner oberbayerischen Heimat aus, fasst seine Gedanken in ein Versepos in baierischer Mundart und zeigt sich in seiner Weihnachtsgeschichte als einfühlsamer Schriftsteller.

Die Figuren in seiner Weihnachtslegende macht Ludwig Thoma als ganz eigene Charaktere lebendig. Da ist der hilfsbereite Handwerksbursche "Hansei", der gütige alte "Simmei", die keifende Base mit ihrem grantigen Mann "Josias" und natürlich Maria und Josef, die auf ihrer Herbergssuche durch die verschneite bayerische Landschaft irren, in ein Dorf kommen und dort auf die Hartherzigkeit der reichen Bauern stoßen.

Musikalische Glanzpunkte

Es sind die musikalischen Glanzpunkte "Im Wald is so staad", "Es mag net finsta wern" oder "Und ko ma koa Bettstatt", die nachdenklich machen. Ja, was geht neben der Weihnachtsgeschichte noch alles im Kopf herum: Sind es überstandene Krankheiten, der Krieg in der Ukraine, sind es hoffentlich auch die glücklichen Momente im zu Ende gehenden Jahr? Die zwei Stunden Konzert vergehen wie im Flug. Rezitator Benjamin Grund und den vier ehemaligen Domspatzen der "Stimmen der Berge" mit Thomas A. Gruber als musikalischen Leiter gelingt es, mit den von ihnen auf Piano, Violine, Akkordeon und Gitarre begleiteten A-Capella-Gesängen der sechs Hauptstücke, die Geschichte der Heiligen Nacht einfühlsam in die Herzen aller zu holen.

Für viele ist auch Ensemblemitglied Stephan Schlögl aus Stadlern ein Grund mehr, zum Konzert zu kommen. Unter den Gästen hebt Hubert Reimer den Schönseer Stadtpfarrer Wolfgang Dietz, Staatsministerin a.D. Emilia Müller und den Bürgermeister hervor. Als sich die fünf Interpreten nach dem "Stille Nacht, heilige Nacht" mit tiefer Verbeugung vom Publikum verabschieden und alle im Kirchenrund stehend lange applaudieren, zeigt Thomas Gruber mit ein paar Worten, dass trotz 22 Konzerten allein im Dezember die menschliche Nähe nicht abhanden gekommen ist. "Jeder Abend ist anders, gestern gastierten wir in Ebersberg in einem großen Wirtshaussaal, da ist uns der Schweiß über den Rücken geronnen. Heut' war's nicht so warm, da konnte nichts rinnen", so sein schmunzelnder Kommentar.

 
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