(eib) Der Tag der offenen Tür geht schon seit dem Vormittag, als Christoph Dold zusammen mit den Verantwortlichen der Nature Community am frühen Nachmittag die dicht sitzenden Gäste auf der Restaurantterrasse begrüßt. "Wir sind jetzt zweieinhalb Jahre hier in Schönsee und haben als Gemeinschaft die gewaltige Herausforderung angenommen, diese große Anlage zu einem Ort des friedlichen und liebevollen Zusammenlebens werden zu lassen. Bewusst ergänzt mit kulturellen Angeboten für die Region, die wir zukünftig erweitern möchten."
Aufgaben verteilt
Es sind verteilte Aufgaben, die von Karin Magnus (Hotel), Nico Mews (Permakultur), Heike Natterer (Kinderbetreuung) und dem Vorstandsteam vor Ort mit Brigitte Schedler, Manuela Grafe-Ginati und Christoph Dold erfüllt werden, um die Gemeinschaft mit jetzt annähernd 45 erwachsenen Mitgliedern und zwölf Kindern zu organisieren. Ursprüngliche Pläne, für die Kinder eine eigene Bildungsstätte zu etablieren, werden derzeit nicht verfolgt. Groß war der Zuspruch beim Programmpunkt "Führung".
Bei über 40 Interessierten aus der näheren und weiteren Umgebung ging es in zwei Gruppen über eine Stunde von einem Bereich zum anderen: öffentliches Hotel mit jetzt noch ca. 80 Betten, Seminargebäude, dessen Räume Schritt für Schritt renoviert werden, Kapelle und ehemaliges Jagdmuseum, dazwischen die Anpflanzungen der Permakultur und weiter über das ehemalige Feriendorf mit 22 Bungalows, die zur Hälfte bewohnt sind - der erste hat bereits die umfassende energetische Sanierung hinter sich.
Der Hauptwohnbereich für die Mitglieder der Gemeinschaft sind die früheren Hotelzimmer im Haus St. Georg und über dem Restaurant. Bei einigen, die sich der Führung anschlossen, wurden beim letzten Teil des Rundgangs mit Hallenbad, Sauna und dem Saal Fassl Erinnerungen an frühere Zeiten wach: An die Hochzeit vor 39 Jahren, an Faschingsbälle oder Schwimmbadbesuche. Auf der Wiese zwischen Restaurantterrasse und Freiluftbühne gingen zum Abschluss der Erkundungstour Brigitte Schedler und Christoph Dold auf Fragen zur Finanzierung und zu den weiteren Plänen ein.
Allein 10 000 Quadratmeter Gebäude- und Nutzfläche - die Aufgabe ist gewaltig, die sich die Nature Community vor zweieinhalb Jahren bei der Entscheidung für das 4,5 Hektar große Areal des einstigen Oberpfälzer touristischen Aushängeschilds Hotel- und Feriendorfs St. Hubertus aufgetan hat. Ursprünglich suchte die Gruppe ein Objekt im Umkreis von München, doch die dortigen Angebote waren unbezahlbar. Gekauft hat das Areal in Schönsee die Stiftung "Be the Change", die der Gemeinschaft Gebäude und Gelände im Erbbaurecht übertragen hat.
Hohe Fixkosten
Monatliche Kosten von 30 000 bis 40 000 Euro sind von der eingetragenen Genossenschaft zu bewältigen, die etwa zur Hälfte aus Gemeinschaftsbeiträgen und dem Hotelbetrieb gedeckt werden. Sondererträge und viel von dem was übrig bleibt werden in Umbaumaßnahmen und vor allem in energetische Sanierungen gesteckt. Klotz am Bein sind die teuren Elektroheizungen in den Bungalows und den Räumen, die nicht an der zentralen Hackschnitzelheizung angeschlossen sind.
Christoph Dold, selbst in der Solarbranche aktiv, sieht in der Reduzierung der Energiekosten und dem Aufbau eines Nahwärmenetzes einen Eckpfeiler der Wirtschaftlichkeit. Dazu kommen handwerklich versierte Gemeinschaftsmitglieder oder "Worker auf Zeit", die mit der heuer geschaffenen Open-Air Bühne einen Glanzpunkt setzten. Die musikalischen Programmpunkte mit Nika Hollmann und der Klangzeit auf der Bühne endeten mit dem Konzert der "Fabulous Freakbrothers" abends im Fassl (eigener Bericht folgt).
Der "Tag der offenen Tür" zeigte, dass die Gemeinschaft zusammengewachsen ist und Positives in Gang setzt. Der Weg in die Community geht schrittweise. Gasthelfer mit ein bis zwei Wochen ist der Einstieg, dann folgt ein Schnupperaufenthalt von vier Wochen, dem sich ein halbes Jahr Gast auf Zeit anschließt. Erst dann entscheidet sich die Aufnahme, die mit Eintrittsbeitrag und Genossenschaftsanteil zu Buche schlägt. Die intern vegan lebende Community ist die eine Seite, der andere Teil ist das öffentliche Angebot für die Region. Mit Hotel zum Übernachten, Kaffee und Kuchen aus der veganen Backstube jeden Sonntagnachmittag (ab 14 Uhr), Schwimmbad mit Sauna jeden Samstag ab 16 Uhr (12 Euro), der Möglichkeit, das Fassl für Veranstaltungen zu mieten, mit Konzerten, Musikunterricht, Jazzbrunch, Klangreisen, Yoga und Massagen will das Haus Hubertus seinen Platz als öffentlicher Kulturort finden. (eib)
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