Schönsee
02.11.2018 - 16:59 Uhr

Wald im Umbruch

Wie trotzen Waldbesitzer und Förster dem Klimawandel? Mehr Mischung bei den Baumarten ist die Devise. Sind zukünftig Atlas-Zeder und Esskastanien auch dabei?

Forstlicher Berater Alois Nissl (stehend links) hält eine kleine Douglasie als Ballenpflanze hoch. Neben ihm WBV-Geschäftsführer Alfons Vogl (stehend rechts). Bild: eib
Forstlicher Berater Alois Nissl (stehend links) hält eine kleine Douglasie als Ballenpflanze hoch. Neben ihm WBV-Geschäftsführer Alfons Vogl (stehend rechts).

(eib) Jedenfalls wird schon mit exotischen Setzlingen in unseren Breitengraden experimentiert. Dies war eine von vielen interessanten Informationen beim sehr gut besuchten Herbst-Holzmarktgespräch der Waldbesitzervereinigung (WBV) Neunburg-Oberviechtach im Gasthof Haberl. WBV-Geschäftsführer Alfons Vogl begrüßte zusammen mit seinem Stellvertreter Matthias Zäch, Dietersdorf, und im Namen von WBV-Vorsitzenden Martin Prey über 40 Waldbesitzer, die sich aus erster Hand über Absatzmöglichkeiten, Pflanzenbestellung und Waldumbaumaßnahmen informierten.

Denkanstöße geliefert

Mit dabei auch der forstliche Berater Alois Nissl, Revierleiter am Forstamt Schwandorf für Neunburg II, der mit seinen Ausführungen zu Ballenpflanzen und waldbaulichen Empfehlungen im Zeichen des Klimawandels für Denkanstöße sorgte. "Wenn die Holzpreise hoch sind, ist der Besuch bei den Holzmarktgesprächen überschaubar. Bei Preisen im Keller ist das Interesse der Waldbesitzer viel höher, wie der heutige Versammlungsbesuch zeigt," meinte eingangs Geschäftsführer Alfons Vogl, der mit einem Überblick über die Sturm- und Käferholzschwemme der letzten Monate und den preisdrückenden Auswirkungen auf den Holzmarkt begann. Der Schönseer Raum ist relativ verschont geblieben vom Borkenkäfer. Im Bayerischen Wald bis Waldmünchen schnellten die Schadmengen in die Höhe, auch im Harz, in Tschechien und der Slowakei .

Ein großer Teil der Käferhölzer landet beim Sägewerk Ziegler in Plößberg, ein Großer am Markt, der inzwischen mit dem Ausbau des Bahnhofs in Wiesau zum Logistikzentrum für Holz und Sägeprodukte voll auf Expansion setzt. Beim Überangebot preisreduzierter Ware ist Geduld beim Einschlag gefragt. Alfons Vogl riet dringend, geplante Einschläge mit der WBV-Geschäftsstelle abzusprechen und, wenn möglich, lieber zu warten bis sich die Holzmarktlage beruhigt hat. Schleifholz und Brennholz sind gefragt, da wirkt sich der gestiegene Ölpreis aus.

Als Alois Nissl eine junge Douglasie als Topf- oder Ballenpflanze hochhielt, staunten die Anwesenden nicht schlecht über die sich anbahnenden Veränderungen bei den Forstpflanzen. Ballenpflanzen gibt es inzwischen schon fast in jeder Baumart. War früher das Pflanzen der kleinen Fichten, Buchen, Tannen, Lärchen eher Akkordarbeit im Frühjahr und Herbst, so kann mit den Ballenpflanzen zeitlich unabhängiger und mit mehr Erfolg gepflanzt werden. Ein Ballensetzling hat einen höheren Preis, der bei einer überschaubaren Menge von Pflanzen, vielleicht um auf einem freigeschnittenen Käfernest mit dem Waldumbau zu beginnen, nicht so gravierend ist. Alle Sortimente stehen in der Geschäftsstelle in Tiefenbach und auch bei Matthias Zäch in Dietersdorf abholbereit.

Für welche Baumart soll man sich bei Nach- und Neuanpflanzungen in Zeiten des Klimawandels entscheiden, brennt den Waldbesitzern auf den Nägeln. "Heute wird viel experimentiert" berichtete Alois Nissl. Am Beispiel einer ca. 80-jährigen mächtigen Douglasie in der Bügellohe lässt sich folgern, dass auch früher schon ausprobiert wurde. Der damalige Waldbesitzer sieht heute leider nicht mehr, wie richtig er mit der Douglasie lag. Diese schnell wachsende Baumart mag eher trockene, auf keinen Fall feuchte Standorte.

Dort ist eher die Tanne gut aufgehoben. Positive Anmerkungen gab es zur Fichte, die im östlichen Landkreis als Hauptbaumart mit starkem Potenzial zur Naturverjüngung nicht verschwinden wird. Im Zeichen der Klimaveränderung den Waldumbau als Gebot der Stunde zu sehen, mit Douglasie, Tanne, Buche, Bergahorn und Lärche auf eine gute Mischung zur Fichte zu setzen und mit ein paar Atlas Zedern und Esskastanien zu experimentieren, könnte sich nach Meinung der Experten für die Nachfolger der heutigen Waldbesitzergeneration auszahlen. Breiten Raum nahm beim Thema Forstpflanzen der Schutz vor Wildverbiss ein.

Zaun, Einzelschutz

Ohne Zaun oder Einzelschutz ist leider die Chance gering, dass die jungen Triebe überleben. In der Diskussion merkte Dr. Günther Gilch die großen Schälschaden durch Rotwild an, die ihn die Freude an seinem Wald nehmen. Die Empfehlung war, das Thema in der Jagdgenossenschaft zur Sprache zu bringen und die Schadensmeldetermine am 30. April und 30. September eines jeden Jahres bei der Gemeindeverwaltung nicht zu versäumen.

 
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