Mit der Wildenmühle für Schönseer Häuser Wärme produzieren

Schönsee
18.09.2023 - 16:39 Uhr
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Die Initiative von Franz Haberl jun. kommt zur richtigen Zeit. Das zeigt der Besuch von über 100 Interessierten bei der Infoveranstaltung zu seinen Plänen: Den Bau eines Hackschnitzelheizkraftwerks mit Nahwärmenetz.

Die Zeit ist reif, die Gesetze weisen den Weg, Hausbesitzer möchten Klarheit. Deshalb soll es nach den Vorstellungen der Landwirtsfamilie Franz Haberl jun. schnell gehen mit der Realisierung eines Hackschnitzelheizkraftwerks zur Wärmeproduktion mit rund einem MW Leistung.

Es soll im Verbund mit zwei Biogasanlagen im Westen (Hans Utz) und Osten von Schönsee (Naturenergie Dietersdorf) Heizwasser mit 80 Grad Vorlauftemperatur über ein Nahwärmenetz das ganze Jahr über an rund 40 Anwesen liefern und für ein warmes Haus sorgen. Ob es ein paar weniger oder mehr werden, wird sich bis Anfang Oktober entscheiden, denn bis dahin soll die bisherige Interessensbekundung in eine konkrete Anschlusserklärung münden – so die Botschaft bei der Versammlung.

Konkreter Zeitplan

Bis dahin signalisierte nach Franz Haberl jun. das Landratsamt die Entscheidung über die Bauvoranfrage für das Hackschnitzelwerk. „Wenn es Zustimmung gibt, dann gehen werden wir umgehend in die konkrete Bau- und Technikplanung, parallel dazu legen wir die Leitungsführung, abhängig von der Anschlussbereitschaft und den notwendigen Zustimmungen der Grundstückseigentümer, fest. Absicht ist, zum Winter 2024/2025 die Wärmeversorgung aufzunehmen“.

Wie das alles technisch funktioniert und wie der Abschied von den in Schönsee verbreiteten Ölheizungen geht, erklärte in einer über einstündigen Leinwand-Präsentation Florian Schroll von der Enerpipe GmbH in Hiltpoldstein mit großer Sachkenntnis, oft bis ins kleinste Detail. Dass er in der Materie drin steckt, zeigte sein auch für technische Laien verständlicher Vortrag, da blieben kaum Punkte offen.

Was es kostet

Energieberater und Kaminkehrermeister Stefan Urban aus Rattenberg musste nicht mehr viel hinzufügen. Natürlich wird jeder Hausbesitzer, bei dem die stark isolierte Wärmeleitung vorbeiführt, jetzt zuhause mit spitzem Bleistift rechnen und abwägen, ob sich für ihn der Anschluss rechnet. In die Richtung „was kostet mich das“ gingen viele Fragen nach der mit Applaus honorierten Projektvorstellung. Natürlich auch zu Details im Haus und zur staatlichen Förderung, die es nicht nur für das Nahwärmenetz, sondern für jeden gibt, der sich jetzt von seiner alten Öl-, Gas- oder Holzheizung verabschieden will. „Darf ich sie als Notnagel bei einem Anschluss ans Nahwärmenetz drin lassen?“ fragte einer der Anwesenden. Darauf ein klares Nein der Experten. Der Staat verlangt bei Förderung einen Nachweis, dass Kessel und Brenner nicht nur abgetrennt, sondern auch entsorgt werden. Der im Haus bestehende Vor- und Rücklauf zu den Heizkörpern kann natürlich genützt werden, doch auch da sind sich die Experten einig: Ein bestmöglich gedämmtes Haus in Verbindung mit Fußbodenheizungen spart bei einem Anschluss an ein Nahwärmenetz Energie und Geld.

Der Präsentation der Pläne in der Aula der Schule gingen über Monate intensive Sondierungen, Gespräche, technische Überlegungen und Informationsfahrten zu bereits in Betrieb befindlichen Anlagen voraus, von Enerpipe beratend begleitet. Vorgespräche mit Schönseer Hausbesitzern zeigten dem Initiator, dass Bedarf und Interesse besteht. Das war dann auch der Auslöser seitens der Landwirtsfamilie Haberl das Projekt anzugehen.

Thema bewegt Gemeinden

Die Zuhörerschaft, darunter auch die vier Stadträte Xaver Bayer, Stephan Irlbacher, Andreas Hammerer und Bernhard Wild, war bunt gemischt mit Familien, Gewerbetreibenden und Älteren, die oft allein ein Haus bewohnen. Sogar der Tännesberger Bürgermeister zeigte mit seiner Anwesenheit, dass das Thema derzeit viele Gemeinden bewegt.

Bei genügend Zuspruch soll es mit dem Projekt schnell gehen, so die Botschaft bei der Infoversammlung zum geplanten Hackschnitzelheizwerk mit Nahwärmenetz. Ein ambitioniertes Vorhaben, das von den Versammlungsteilnehmern sehr positiv aufgenommen wurde. "Hoffentlich gibt es keine zeitverzögernden Stolpersteine" meinte ein Besucher beim Hinausgehen.

Hintergrund:

Nahwärmenetz

  • Investor, Betreiber und Vertragspartner ist die Landwirtsfamilie Franz Haberl jun, Bachgasse 1, Schönsee
  • Standort des Heizwerks wird ein im Besitz der Familie befindliches landwirtschaftliches Grundstück an der Staatsstraße nach Gaisthal. Dort ist der Ausgangspunkt des Nahwärmenetzes von ca. 1,2 Kilometern Länge.
  • An Ort und Stelle werden aus Restholz der Region (als Lieferanten sind Wärmekunden gern gesehen) die für den Betrieb des Heizkessels erforderlichen Hackschnitzel gewonnen. Zuvorderst wird mit überschüssiger Wärmeenergie aus der Stromproduktion der Biogasanlagen Hans Utz (in unmittelbarer Nachbarschaft) und der NaturEnergie (NE) Dietersdorf GmbH & Co. KG das zirkulierende Wasser im Nahwärmenetz auf eine Vorlauftemperatur von 73 bis 83 Grad erhitzt und in das vollisolierte flexible Leitung eingespeist.
  • Pufferspeicher am Heizwerk (groß) und in den Häusern (klein) sind ein wichtiges Element der Steuerung, zum Abfangen von Leistungsspitzen und zur kontinuierlichen Belieferung mit Wärme. Der Pufferspeicher im Haus gehört zum Eigentum des Nahwärmeversorgers, die weitere Technik ist dann Sache des Anschlussnehmers.
  • Das Netz, dessen Leitungsquerschnitt entsprechend der Abnahmevereinbarungen dimensioniert wird, soll unterhalb der Bebauung an der Gaisthaler Straße über Robain, Hahnenweiher Nordufer Richtung Rathaus verlegt werden. Von dort weiter zuerst am Nord- und dann am Südufer der Ascha entlang zur Freyung, hier mit einem möglichen Abzweiger über die Alte Weidinger Straße Richtung Wohn- und Gewerbegebiete an der Weidinger Straße und am Osterbrunnen. Ab Freyung orientiert sich die Leitung zum Verbund mit der Biogasanlage der NE Dietersdorf am Interesse der Hauseigentümer von Vorstadt, Siedlung, Eslarner und Dietersdorfer Straße.
  • Für ein normales Haus wir ein 40 KW-Anschluss angesetzt. Die Vertragsinhalte mit Kosten, Laufzeiten, Leistungen etc. können jederzeit bei Franz Haberl jun. erfragt werden.
  • Der Umstieg auf ein alternatives Heizkonzept ist lukrativ, da Bund und Länder verschiedene Förderprogramme zur Einsparung von CO2-Immisionen anbieten. Ansprechpartner für eine detaillierte Beratung sind die Energieberater.
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