Der Vorsitzende der Geschäftsführung bei der Agentur für Arbeit, Siegfried Bäumler, zog bei einem Pressegespräch Bilanz für das Berufsberatungsjahr 2022/23.
In diesem Zeitraum steigt die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Agenturbezirk um 5,2 Prozent auf 5057. Gleichzeitig geht die Zahl der Bewerber um 1,8 Prozent auf 1883 zurück. Bäumler registriert eine "hohe Einstellungsbereitschaft der Betriebe", stellt aber fest: "Der Personalbedarf kann derzeit nicht gedeckt werden." Zumal nur 70 Prozent der Bewerber dann auch tatsächlich die angestrebte Ausbildung antreten.
"Fachkräfte werden querbeet durch alle Bereiche gesucht", versichert auch der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, Hans Schmidt. Das Handwerk sei "stabil aus der Krise" gekommen. Die Kammer meldet aktuell 769 offene Ausbildungsstellen trotz einer gestiegenen Zahl an neuen Ausbildungsverträgen (4710). Schmidt beobachtet einen "erfreulichen" Trend: "Immer mehr Gymnasiasten und Realschüler entscheiden sich für eine duale Ausbildung". Dem Ziel sei man schon sehr nahe: "20 Prozent Abiturienten und jeweils 40 Prozent Real- und Mittelschüler". Schmidt weist auf die staatliche Förderung der beruflichen Bildung und die Karrierechancen im Handwerk hin.
Auch die Teamleiterin "Ausbildungsberatung" bei der Industrie- und Handelskammer Regensburg, Ute Schwarz, begrüßt den Anstieg der Abiturienten auf 18 Prozent der Auszubildenden im dualen System. Sie zeigt sich überzeugt: "Die Betriebe müssen bei der Azubi-Gewinnung neue Wege gehen". Immer mehr Firmen locken die jungen Leute mit Gutscheinen, Tablets oder Smartphones. Vor allem für kleinere Betriebe werde die Suche nach Fachkräftenachwuchs aber immer schwieriger.
"Auch wir müssen uns neu ausrichten", ist sich der Geschäftsführer "operativ" bei der Arbeitsagentur, Bernhard Lang, bewusst. Angesichts des Überangebots an Lehrstellen stehe nicht mehr die Vermittlung im Vordergrund. Vielmehr müsse die Agentur jetzt ihren Schwerpunkt auf die Berufsorientierung, die Berufseinstiegsbegleitung sowie die "fachliche und sozialpädagogische Unterstützung für Jugendliche mit Handicap" legen. Denn, so Lang: "Kein Schulabgänger darf verloren gehen".
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