Schwandorf
29.10.2023 - 16:09 Uhr

Anbindehaltung bei Kühen: Warum der BBV Schwandorf ein sofortiges Verbot ablehnt

„Rettet Berta vor dem Schlachthof und Kleinbauern vor dem Aus“. Mit diesem Appell warnt der BBV vor den Folgen des geplanten Tierschutzgesetzes, in dem die Anbindehaltung verboten werden soll. Nicht alle Kühe sind glücklich auf der Weide.

„Von einem Verbot der Anbindehaltung wären im Landkreis Schwandorf 300 Betriebe betroffen“, betonte Kreisobmann Josef Irlbacher bei einem Pressegespräch am Freitag in den Räumen der BBV-Geschäftsstelle. Der Kreisverband des Bayerischen Bauernverbandes beteiligt sich an der bayernweiten Aktion zum Erhalt der kleinen Milchviehbetriebe.

Kreisgeschäftsführer Josef Wittmann erklärt die Hintergründe. Nach aktuellen Überlegungen des Bundeslandwirtschaftsministeriums soll es künftig generell verboten sein, "Tiere angebunden oder anderweitig fixiert" zu halten. Diese Regelung werde fatale Folgen für viele kleine Bauernhöfe und Milchviehhalter haben, befürchtet der Bayerische Bauernverband. Das Verbot würde nach den aktuellen Plänen auch für die Kombinationshaltung gelten, bei der sich die Rinder zeitweise auf Almen, Alpen und Weiden sowie in Laufhöfen oder Strohboxen bewegen können. Allein in Bayern wären davon 13 000 Kleinbauern betroffen, die Hälfte aller Milchviehbetriebe.

Für "gangbaren Weg"

„Ein Um- oder Neubau der Ställe kommt für viele Landwirte nicht Frage“, weiß Josef Irlbacher, der selbst im Nebenerwerb Milchkühe hält. Er fordert deshalb längere Übergangsfristen und ist überzeugt: „Das Thema wird sich von selbst erledigen“. Denn der Strukturwandel setze sich fort und zwinge immer mehr Hofbesitzer zur Aufgabe. „Wir wehren uns deshalb gegen das sofortige Verbot der Anbindehaltung und setzen uns für einen gangbaren Weg der Weiterentwicklung in den Ställen ein“, so der Kreisobmann.

Die vorgesehene Übergangsfrist von fünf Jahren sei deutlich zu kurz. Den Familien müsse mehr Zeit gegeben werden, eine Übergabe oder Umnutzung zu regeln. Kreisgeschäftsführer Josef Wittmann sagt zudem eine Veränderung der Kulturlandschaft voraus, „wenn immer mehr Betriebe verschwinden“. Seine Befürchtung: „Wenn die Wiesen nicht mehr genutzt werden, geht auch die Artenvielfalt verloren“.

Beispiel aus der Praxis

Jemand, der den Strukturwandel überstanden hat, ist Gerhard Hochmuth vom BBV-Kreisverband Regensburg. Er hält 60 Milchkühe im Laufstall und kennt die Positionskämpfe in seiner Herde. Wenn eine Kuh neu dazu komme, werde sie erst einmal nach hinten durchgereicht. Das bedeute Stress und sei oft ein schmerzhafter Prozess. „So manche Kuh ist froh, wenn sie im Stall einen Platz findet und in Ruhe gelassen wird“, glaubt Gerhard Hochmuth. Deshalb sei es nicht so einfach, die Tiere aus aufgelösten Ställen auf andere Betriebe zu verteilen.

Der Bayerische Bauernverband will über „die politische Schiene“ Einfluss auf die Bundesregierung nehmen. Kreisobmann Josef Irlbacher hofft auf die Unterstützung der bayerischen Staatsregierung, die im neuen Koalitionsvertrag längere Übergangsfristen erlaube. „Doch Bundesrecht sticht in diesem Fall Länderrecht“, gibt Josef Wittmann zu bedenken. Deshalb müssten alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um den aktuellen Referentenentwurf der Bundesregierung nicht zum Gesetz werden zu lassen.

Hintergrund:

BBV-Kampagne

  • Slogan: "Rettet Berta vor dem Schlachthof und Kleinbauern vor dem Aus".
  • Hintergrund: Die Bundesregierung will die Anbindehaltung generell verbieten.
  • Beginn: Die Kampagne startete am Wochenende bayernweit mit unterschiedlichen Aktionen.
 
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