Der pensionierte Gymnasiallehrer aus Nittenau, gegen den die Regierung während des WAA-Protestes drei Disziplinarverfahren anstrengte, zog bei der Andacht am 3. Oktober Parallelen zwischen dem Widerstand in Wackersdorf und dem im Hambacher Forst. Das tat auch der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Hubert Weiger, der den Hambacher Forst zu den "schönsten Wäldern in Deutschland" zählt. Hubert Weiger erkennt im Vorgehen von Staat und Energiekonzernen in Rheinland-Pfalz "die gleichen Mechanismen wie in Wackersdorf".
Er rief zur Teilnahme an der Demonstration am Samstag vor Ort auf, um sich im friedlichen Widerstand gegen die Macht der Konzerne zur Wehr zu setzen. Dies sei ganz im Sinne von Papst Franziskus, der mit seiner Enzyklika "Laudato si" die Zerstörung der Schöpfung anprangert. Hubert Weiger spürt "eine Bewegung der christlichen Laien" und würde sich von den Amtsträgern in der katholischen Kirche mehr Engagement im Sinne der päpstlichen Botschaft wünschen.
Altlandrat Hans Schuierer ist momentan viel unterwegs in den Schulen des Landkreises, spricht mit den Jugendlichen über den "Wackersdorf-Film" und betont: "Das, was damals passiert ist, darf nicht in Vergessenheit geraten". Schuierer fordert die Schüler auf, sich stärker politisch zu engagieren, sich einzumischen und dem Rechtsruck in Deutschland entgegenzuwirken. Für den Altlandrat funktionieren Demokratie und Rechtsstaatlichkeit immer noch, "denn es ist uns gelungen, die WAA zu verhindern". Auch wenn die ehemaligen DWK-Vertreter Gert Wölfel und Reinhard Proske heute behaupteten, der Widerstand der Bevölkerung habe beim "Aus der WAA" keine Rolle gespielt.
Stellvertretender Landrat und früherer Kreisvorsitzender im Bund Naturschutz, Arnold Kimmerl, erinnerte an die ersten Protestveranstaltungen 1982 mit den "Biermöslblosn" und Dieter Hildebrandt in der Oberpfalzhalle und der Kundgebung im Taxöldener Forst und stellte fest: "Als die radioaktive Wolke von Tschernobyl über dem Landkreis niederging, sind die Auseinandersetzungen eskaliert".
Der Bund Naturschutz kaufte damals das "Marterl-Gelände" vom Landwirt Michael Meier und schuf damit die Voraussetzungen für die regelmäßigen Andachten an der symbolträchtigen Stätte. Daran erinnerte der amtierende Kreisvorsitzende im Bund Naturschutz, Klaus Pöhler. Seine Frau Gisela organisierte vor 30 Jahren "den weiblichen Widerstand gegen die WAA". Pfarrer Andreas Schlagenhaufer ernannte den langjährigen Organisator der Andachten, Wolfgang Nowak, zum "Generalvikar der Marterlgemeinde" und bemerkte scherzhaft: "Jetzt brauchen wir nur noch einen Bischof". Von der Amtskirche wird die Widerstandsbewegung keinen Würdenträger gewinnen können. Davon geht Pfarrer Leo Feichtmeier aus, den der frühere Bischof Gerhard Ludwig Müller dreimal zitierte, weil sich Feichtmeier der Laienbewegung "Wir sind Kirche angeschlossen hatte".
Der Geistliche erinnerte beim Gespräch am Marterl an eine Episode mit dem damaligen Diözesanbischof Manfred Müller, der die WAA-Aktivisten Christl Wacht und Irmgard Gietl einmal "vorgelassen" hatte. Auf ihrem Transparent stand: "Herr, schenke uns einen österreichischen Bischof, wir geben dir dafür drei bayerische". Die Reaktion von Bischof Manfred Müller beschrieb Irmgard Gietl hernach so: "Der hat g'schaut wie mein Kater, wenn ich ihn ausschaffe". Erheiterung machte sich breit in der Runde, die sich nach der Andacht im Gasthaus Jakob in Bodenwöhr zu Kaffee und Kuchen traf.
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