Arbeitsmarkt in der Mittleren Oberpfalz hat „Corona-Delle“ fast vollständig überwunden

Schwandorf
17.01.2022 - 15:46 Uhr

"Die Region boomt, viele Betriebe brauchen Leute," versichert Silke Grimm. Überhaupt war das zweite Corona-Jahr aus Sicht der Arbeitsagentur Schwandorf besser als das erste, also 2020. Trotzdem ist die Lage noch nicht eitel Sonnenschein.

Nicht nur auf dem Bau werden Fachkräfte gesucht. Die gute Konjunktur lässt viele Firmen nach qualifizierten Mitarbeitern suchen – was bei Vollbeschäftigung wie im Bezirk der Agentur für Arbeit Schwandorf nicht einfach ist.

Silke Grimm, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schwandorf, und der Agentur-Geschäftsführer Operativ Bernhard Lang, warfen am Montag einen Blick zurück auf das Jahr 2021, das sich als nicht mehr so schwierig erwiesen hat wie das Jahr davor, auch wenn die Folgen der Pandemie noch immer zu spüren sind. Aber die Zahlen präsentieren sich schon wieder deutlich besser als 2020, als Corona und Lockdown auch den Arbeitsmarkt in der Region – also in der Stadt Amberg sowie in den Landkreisen Amberg-Sulzbach, Schwandorf und Cham – kalt erwischt haben.

„Nach einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit im ersten Coronajahr 2020 setzte 2021 eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt in der mittleren Oberpfalz ein, die sich vor allem ab der zweiten Jahreshälfte immer deutlicher zeigte,“ berichtete Silke Grimm. Gegen Ende des Jahres habe sich die Zahl der arbeitslosen Personen immer mehr dem Vorkrisenniveau angenähert – und erreichte dieses in einigen Regionen in den letzten Monaten vor dem Jahreswechsel sogar. „Aufs ganze Jahr betrachtet konnte das Niveau aus dem Jahr 2019 allerdings noch nicht wieder erreicht werden.“ Die Arbeitslosenquote lag im Agenturbezirk Schwandorf 2021 bei 3,1 Prozent und somit nur ganz knapp über der Quote aus dem letzten coronafreien Jahr 2019 (2,7 Prozentpunkte).

Firmen suchen Beschäftigte

Besonders erfreulich für die Lage im großen Agenturbezirk ist der Fakt, dass sich die Kräftenachfrage verbessert hat. Grimm: „Nachdem die Stellenmeldungen der Arbeitgeber im Jahr 2020 zunächst rückläufig waren, zog die Personalnachfrage 2021 stark an. Insgesamt meldeten die Betriebe und Verwaltungen rund 13 360 Stellen zur Besetzung, also 38 Prozent mehr als im Vorjahr.

Deutlich zugenommen hat in den letzten rund eineinhalb Jahrezehnten die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Agenturbezirk, bis die Coronakrise den Trend 2020 zunächst stoppte. „Erfreulicherweise ist die Beschäftigung nicht weiter eingebrochen“, sagt Silke Grimm. Im Jahr 2021 nahm dann die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wieder zu. Am Stichtag Ende Juni lag sie bei rund 169 300 Arbeitnehmern. Das ist sogar noch etwas mehr als 2019. „Die Region boomt, viele Betriebe brauchen Leute,“ fasst Grimm die positive Entwicklung zusammen.

Kurzarbeitergeld als Heilmittel

Ein besonderes Gewicht bei der Stabilisierung der Corona-Verwerfungen misst man bei der Schwandorfer Arbeitsagentur dem Kurzarbeitergeld zu. „Ohne das Kurzarbeitergeld hätte die Krise den Arbeitsmarkt deutlich stärker erfasst,“ zeigte sich die Geschäftsführerin überzeugt. Gerade zu Jahresanfang 2021 seien noch zahlreiche Arbeitnehmer und Betriebe auf die finanzielle Hilfe angewiesen gewesen.

So lag die Zahl der Kurzarbeiter zu Jahresanfang noch bei rund 14 120 betroffenen Personen in rund 2000 Betrieben. „Mit der Entspannung auf dem Arbeitsmarkt konnten bis zum Sommer immer mehr Arbeitnehmer ihre Kurzarbeit beenden.“ Die neuesten Zahlen liegen für den August 2021 vor, hier waren noch rund 2680 Personen in 350 Betrieben von Kurzarbeit betroffen.

Blick auf Landkreis Schwandorf

Wenn man den Blick etwas enger fasst und nur den Landkreis Schwandorf ins Visier nimmt, so zeigt sich, dass im Landkreis Schwandorf im Jahr 2021 durchschnittlich knapp 2680 Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet waren. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Arbeitslosigkeit spürbar ab. Aus der Erwerbstätigkeit heraus meldeten sich rund 4100 Personen neu oder erneut arbeitslos. Im Gegenzug beendeten 3760 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt eine Tätigkeit aufzunehmen. Die Betriebe und Verwaltungen meldeten 5070 neue Stellen zur Besetzung. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag bei rund 57 040 Arbeitnehmern und somit rund zwei Prozent über dem Vorjahreswert.

„Die Coronakrise und die Bewältigung ihrer Folgen werden die Agentur für Arbeit Schwandorf auch 2022 noch beschäftigten,“ versicherte Grimm. Immer deutlicher zeige sich, dass neben der Pandemie vor allem der Fachkräftemangel die Unternehmen vor große Herausforderungen stellt.

Finanzielle Hilfe für Arbeitgeber

Bernhard Lang, der Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Schwandorf, berichtete, wie die Arbeitsagentur die Unternehmen nicht nur bei diesem Problem mit verschiedenen Angeboten unterstütze. Dabei kommt der Qualifizierung von Beschäftigten eine besondere Bedeutung zu. „Auf dem Markt gibt es nicht genug Fachkräfte, um den Bedarf der Betriebe zu decken. Umso wichtiger ist es daher, die Potenziale der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter optimal zu nutzen,“ so Lang.

Zahlreiche Firmen hätten dies bereits mit Hilfe der Förderprogramme der Agentur für Arbeit getan und geringqualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu Fachkräften weitergebildet.

Hierfür seien im neuen Jahr erneut ausreichend Mittel vorhanden. „Ich ermuntere daher alle interessierten Unternehmen, sich vom Arbeitgeber-Service individuell beraten zu lassen und von den attraktiven Fördermöglichkeiten zu profitieren“, betonte Lang.

OnetzPlus
Weiden in der Oberpfalz20.12.2021
Silke Grimm, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schwandorf und Bernhard Lang als Geschäftsführer Operativ der Agentur zogen eine erfreuliche Bilanz für das Jahr 2021.
Info:

Agentur-Zahlen wieder besser

  • Knapp 7530 Arbeitnehmer waren im Jahresdurchschnitt 2021 von Arbeitslosigkeit betroffen und somit 9,4 Prozent weniger als im Vorjahr.
  • Die Arbeitslosenquote lag im Agenturbezirk Schwandorf 2021 bei 3,1 Prozent und somit 0,3 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert.
  • Insgesamt waren 2021 rund 1930 Personen von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen und somit 30 Prozent mehr als im Vorjahr.
  • Insgesamt meldeten die Betriebe und Verwaltungen rund 13.360 Stellen zur Besetzung, 38 Prozent mehr als im Vorjahr.
  • Am Stichtag Ende Juni 2021 lag Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bei rund 169 300 Arbeitnehmern und damit knapp 2 Prozent über dem Vorjahresniveau.
 
 

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