Schwandorf
15.10.2021 - 10:42 Uhr

Ausstellung erinnert an Emilie und Oskar Schindler

„Sie waren mutige Retter und unbesungene Helden“, sagt Erika Rosenberg (70) über Emilie und Oskar Schindler. Am Schwandorfer Berufsschulzentrum erinnert eine Ausstellung an das Paar, das zahlreiche Juden vor dem Zugriff der Nazis bewahrte.

Autorin Erika Rosenberg (links) führte die Lehrkräfte Christina Mulzer und Stefan Potschaski (Mitte) sowie die Schüler der Oskar-von Miller-Berufsschule in die Ausstellung über das Leben und Wirken von Emilie und Oskar Schindler ein. Bild: Hirsch
Autorin Erika Rosenberg (links) führte die Lehrkräfte Christina Mulzer und Stefan Potschaski (Mitte) sowie die Schüler der Oskar-von Miller-Berufsschule in die Ausstellung über das Leben und Wirken von Emilie und Oskar Schindler ein.

Bereits zum fünften Mal folgte Erika Rosenberg (70) kürzlich einer Einladung der Lehrkräfte Christina Mulzer und Stefan Potschaski und berichtete am Berufsschulzentrum „Oskar von Miller“ von neuen Erkenntnissen über das Ehepaar Emilie und Oskar Schindler. Sie hat in Prag recherchiert und Hinweise entdeckt, die auf Kontakte des Rüstungsunternehmers Oskar Schindler zum NS-Abwehrchef Admiral Wilhelm Canaris schließen lassen. Canaris gehörte bekanntlich zum Kreis der Verschwörer um Graf von Staufenberg und wurde kurz vor Kriegsende im KZ Flossenbürg hingerichtet.

Erika Rosenberg ist Jüdin. Ihr Vater war Jurist, die Mutter Ärztin. Sie flohen 1936 vor den Nazis nach Südamerika. Zunächst nach Paraguay, dem einzigen Land, das deutsche Flüchtlinge aufnahm. „Meine Eltern waren dort lebendig begraben“, erzählte die Autorin, „denn sie mussten in der Landwirtschaft arbeiten“. Sie wagten deshalb die Flucht nach Argentinien, „ohne Sprache und ohne Geld“. In Buenos Aires kam Erika Rosenberg 1951 zur Welt.

1200 Juden gerettet

Sie lernte 1990 Emilie Schindler kennen, die gemeinsam mit ihrem Mann Oskar 1200 Juden vor dem sicheren Tod durch die Nazi-Schergen retten konnte. Oskar Schindler betrieb während des Zweiten Weltkrieges eine Rüstungsfabrik und forderte für die Produktion jüdische Mitarbeiter an, die auf diese Weise am Leben blieben.

Erika Rosenberg war so fasziniert „von der Lebensgeschichte der Schindlers“, dass sie zunächst ein Buch über Oskar und dann auch über Emilie schrieb. Die Schriftstellerin erfüllte der Witwe, die 93 Jahre alt wurde und 2001 starb, auch den letzten Wunsch und ließ sie in Waldkraiburg beerdigen. Obwohl Emilie Schindler 50 Jahre lang in Argentinien gelebt hatte.

Ausstellung auf 32 Tafeln

Die Autorin erzählt von „einer mutigen Frau, die ihre Integrität in einer barbarischen Zeit bewahren konnte“. Das Buch „Ich, Emilie Schindler“ bietet eine neue Sicht auf die Schreckensherrschaft der Nazis. „Ich bin heute gekommen, um über das Leben meiner besten Freundin zu berichten“, erzählte Erika Rosenberg den Schülern. Emilie Schindler habe sich nie als Heldin gefühlt, sondern immer gesagt: „Wir haben nur getan, was wir tun mussten“.

Erika Rosenberg hat an der Konzeption einer Ausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung mitgewirkt, die auf 32 Tafeln an das Leben und Wirken des Ehepaars Schindler erinnert und die zwei Wochen lang im Mehrzweckraum der Berufsschule zu sehen ist. Erika Rosenberg führte die Schüler und Lehrer in die Ausstellung ein.

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Deutschland und die Welt03.08.2021
 
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