Zumindest ist sein Zug aus Amberg pünktlich, dafür fährt er am falschen Gleis am Schwandorfer Bahnhof ein. Seine Parteifreunde um Kreisvorsitzende Elisabeth Bauer erleben hautnah, was "mangelnde Barrierefreiheit" bedeutet: Treppe runter, Treppe rauf. Passt zum Thema, das der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, gleich aufgreift. "Eine Frau mit Krücken haben wir auch grade gesehen," berichtet Hofreiter. Barrierefreiheit, das gehe eben nicht nur Rollstuhlfahrer an, sondern alle Gehbehinderten, aber auch Reisende mit Kinderwägen, mit schweren Koffern. "Die Bahn ist ein öffentliches Verkehrsmittel und muss für alle zugänglich sein", fordert Hofreiter. Das Problem habe Schwandorf keineswegs exklusiv, "das betrifft viele Bahnhöfe in der Region und auch in ganz Deutschland."
Dabei liege es ausnahmsweise mal nicht an den Finanzen, dass mit dem Ausbau nichts weitergeht. Im Haushalt sei genügend Geld, meint Hofreiter. Oft fehle es an den Planungen und den Kapazitäten in den Genehmigungsbehörden. Deshalb gehört die bessere personelle Ausstattung in beiden Bereichen zu den Forderungen der Grünen.
Mit dem Ausbau zu warten, bis die Elektrifizierung der Strecke kommt, ist weder für Hofreiter, noch seinen Bundestagskollegen Stefan Schmidt oder den Landtagsabgeordneten Jürgen Mistol denkbar. Versprochen sei die Barrierefreiheit von der CSU seit zehn Jahren. Was von den Versprechen zu halten sei, könne jeder "live" an den Bahnhöfen in Amberg, Schwandorf oder Weiden erleben, sind sich die Abgeordneten einig. Die Grünen sehen Bahnhöfe als künftige Mobilitäts-Drehscheiben. Dazu gehören pünktliche Anschlüsse (Hofreiter: "Kennen sie den sichtbaren Anschluss? Man kommt mit dem Zug an und sieht, wie der Bus gerade wegfährt") ebenso wie sichere Radl-Abstellplätze, Car-Sharing-Angebote oder Ladestationen für E-Bikes.
Die Technik dazu gibt es, weiß Hofreiter, allein: Es fehle der politische Wille im CSU-geführten Verkehrsministerium. Die Bahn gehört nach wie vor zu 100 Prozent dem Bund. "Bei der Hauptversammlung der Bahn AG trifft sich der Verkehrsminister mit sich selber", sagt Hofreiter und fordert, dass der Staat als alleiniger Eigentümer konkrete Forderungen an das "verschnarchte Unternehmen Bahn" stellt. Wie etwa ein 365-Euro-Ticket. Ein Euro pro Tag, und dafür im Regionalverkehr überall hinfahren. Im Wien klappe das hervorragend, sagt Hofreiter, und in Hessen auch, zumindest für die Schülerbeförderung. Der Verkehrsminister dort heißt übrigens Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/Die Grünen).
Bei der Hauptversammlung der Bahn AG trifft sich der Verkehrsminister mit sich selber.
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