Der Schritt aus dem Schulbereich ist vielleicht der Wichtigste für jeden jungen Menschen. Hier entscheidet sich, ob der Übergang in die Ausbildung oder das Studium bestmöglich gelingt. "Dieses Thema sollte daher einen besonderen Stellenwert in der Landkreisentwicklung einnehmen", sagte Landrat Thomas Ebeling. Ein Team des Landratsamtes habe es sich aus diesem Grund zur Aufgabe gemacht, den Übergang von Schule in Ausbildung oder Studium zu erfassen und auszuwerten.
Mit vielen Statistiken
"Dieser Bericht mit seinen über hundert Seiten ist der Startschuss für eine kontinuierliche Berichterstattung", kündigte Schmid an. Er ist der Geschäftsführer der Lernenden Region und Anprechpartner für das Projekt Bildungsmonitoring, und er wies darauf hin, dass der Übergang vom Schulbereich in Richtung Ausbildung oder Studium im ersten Bildungsbericht mittels einer statistischen Auswertung systematisch für den Landkreis Schwandorf untersucht wurde.
Mit dem Blick auf die Beschäftigungsstruktur des Landkreises stellte Schmid fest, dieser verfüge über ein größeres Arbeitsplatzangebot für niedriger qualifizierte Beschäftigte und über ein kleineres Arbeitsplatzangebot für höher qualifizierte Beschäftigte.
Zu wenig Bewerber
In seiner Analyse hat das Verfasserteam auch Anzeichen für einen "Brain-Drain", festgestellt - dass also die gut Ausgebildeten in die Metropolen abwandern. Aufgrund der hohen Anzahl an "Helfertätigkeiten" und Zeitarbeiter im Landkreis erscheine die Beschäftigungsstruktur im Vergleich zum Bayernschnitt zudem krisenanfälliger - und die Region werde von den negativen Folgen der zunehmenden Digitalisierung voraussichtlich besonders betroffen sein.
Wie in vielen Teilen Deutschlands, so wird auch für den Landkreis Schwandorf die rückläufige Zahl der Bewerber um Ausbildungsplätze belegt - es gibt zum einen weniger Kinder und zum anderen nimmt die Zahl der Studierenden zu. Die Konsequenzen dieser Entwicklung sind vielfältig: Unbesetzte Ausbildungsplätze, insbesondere im Handwerksbereich, sind nur eine davon. "Die Auftragsbücher sind voll, theoretisch könnten unsere Betriebe sieben Tage die Woche durcharbeiten. Allerdings fehlt es ihnen oft an nötigem Personal, um dieses Pensum bewältigen zu können", wird Präsident Georg Haber von der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz im Bildungsbericht zitiert. Haber stellt auch die entscheidenden Fragen: "Was also tun? Nachwuchsfachkräfte nicht nur zu finden, sondern auch zu binden - das ist es, worauf die Betriebe und die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz ihr Hauptaugenmerk legen müssen. Es ist wichtig, sich zu überlegen, wie wir junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk begeistern können."
Die Statistiken belegen laut Schmid, dass Jungen und Mädchen auch im Landkreis Schwandorf noch immer im Durchschnitt "geschlechtstypische" Ausbildungsstellen und Studienfächer wählen. "Die Bemühungen im Rahmen der berufsorientierenden Maßnahmen, also etwa Girls' Day oder Boys' Day, scheinen nicht zu einer Veränderung hinsichtlich des geschlechtsspezifischen Auswahlmusters geführt zu haben", vermutete Schmid.
Ungleiche Chancen
Was die Bildungschancen anbelangt, die die Verfasser nach Geschlecht und Nationalität betrachtet haben, gilt laut Schmid für den Landkreis Schwandorf: Jungen haben im Vergleich zu Mädchen geringere Bildungschancen und, noch gravierender, ausländische Staatsangehörige haben geringere Chancen im Vergleich zu deutschen Staatsangehörigen - sowohl im Schulbereich als auch im Berufsschul-, Ausbildungs- und Hochschulbereich. "Da sich die Unterschiede im Bildungsbereich nicht mehr ausgleichen, ist zu vermuten, dass die geschlechts- und nationalitätenbezogenen Unterschiede auf den Arbeitsmarkt übergehen."
Hervorzuheben sei, dass sich diese Ungleichheiten nicht auf größere Städte, mit gravierenden sozialen Problemen oder einem höheren Migrantenanteil, beschränken. "Sie treten vielmehr in ländlichen Gebieten wie dem Landkreis Schwandorf, in denen eine höhere soziale Homogenität in der Bevölkerung vorherrscht, ebenso auf."
Maßnahmen formulieren
Der Bildungsbericht wird im nächsten Schritt dem gesamten Bildungsnetzwerk im Landkreis (derzeit rund 2000 Interessierte und Mitwirkende) zur Verfügung gestellt. Die Handlungsfelder werden den Kammern, der Agentur für Arbeit, den Schulen, Bildungsträgern und Kommunen zur Diskussion gestellt, um konkrete Maßnahmen zu formulieren. Vorgesehen ist, weitere Formate der Bildungsberichterstattung zu verwirklichen. "Wünschenswert wäre es, in einem regelmäßigen zeitlichen Abstand die Bildungsberichte zu Einzelthemen zu aktualisieren, um so die Veränderungen zu dokumentieren", so Schmid abschließend.













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