Schwandorf
19.12.2024 - 11:13 Uhr

Nach Brandanschlag vor 36 Jahren: Tag des Gedenkens und des Mahnens in Schwandorf

Am Schlesierplatz in Schwandorf befindet sich ein Stein zum Gedenken an die Opfer des Brandanschlags vom 17. Dezember 1988. Dort, unmittelbar am Tatort, legt Leyla Kellecioglu zur Erinnerung an ihre Familie Blumen nieder.

Leyla Kellecioglu legt am Gedenkstein Blumen zur Erinnerung an ihre Familie nieder, die beim Brandanschlag am 17. Dezember 1988 ums Leben kam. Bild: Hirsch
Leyla Kellecioglu legt am Gedenkstein Blumen zur Erinnerung an ihre Familie nieder, die beim Brandanschlag am 17. Dezember 1988 ums Leben kam.

Osman (50), Fatma (43) und Mehmet Can (12) - die Namen der Opfer sind in Stein gemeißelt. Dazu kommt der Schwandorfer Jürgen Hübener (47), der ebenfalls in den Flammen umkam. Sie alle wohnten im ehemaligen Habermeier-Haus, auf das ein damals 19-jähriger Berufsschüler und bekennender Rechtsextremist einen folgenschweren Brandanschlag verübte.

Das schreckliche Ereignis jährt sich heuer zum 36. Mal. Bei der Gedenkfeier am Dienstag an der Ecke Schwaiger-/Postgartenstraße in Schwandorf ließ Oberbürgermeister Andreas Feller den Angehörigen der Todesopfer wissen: "Wir stehen immer an eurer Seite". Er zollte Leyla Kellecioglu, der Tochter der Familie Can, und Markus Hübener, dem Sohn von Jürgen Hübener, höchsten Respekt, "dass sie trotz des tragischen Verlustes in Schwandorf geblieben sind".

"Die schreckliche Nacht des Brandanschlags hat in unserer Stadt tiefe Narben hinterlassen", sagte der Oberbürgermeister in seiner Ansprache. Eine Welle von Trauer und Entsetzen habe die Menschen erfasst. Der Gedenktag sei nicht nur Anlass für Mitgefühl, sondern auch Mahnung, "dass derartige Verbrechen niemals mehr geschehen dürfen".

Andreas Feller begrüßte "die kulturelle Reflexion durch das Ovigo-Theater", das am Dienstagabend im Felsenkeller mit dem Stück "SAD 88" daran erinnerte, wie schnell Hass in Gewalt umschlagen könne und wie wichtig Zivilcourage und Zusammenhalt seien, so der Oberbürgermeister.

Der 17. Dezember mahne zur Wachsamkeit, "damit Rassismus, Hass und Hetze keinen Platz in der Gesellschaft finden". Wörtlich sagte OB Feller: "Jeder von uns ist gefordert, sich gegen Unrecht zu stellen, Intoleranz zu bekämpfen und die Würde des Menschen zu verteidigen".

Hülya Ertürk von der türkisch-islamischen Gemeinde Schwandorf übersetzte die Rede für die Landsleute, die neben zahlreichen einheimischen Mitbürgern an der Gedenkfeier teilnahmen. Zu den Gästen gehörte auch die stellvertretende türkische Generalkonsulin Irem Sahin Chalupka aus Nürnberg. Sie bedankte sich bei der Stadt Schwandorf für die Erinnerungskultur und die jährliche Veranstaltung der Gedenkfeier.

Der katholische Pfarrer Christian Kalis, der protestantische Geistliche Klaus Stolz, der Imam der türkisch-islamischen Gemeinde, Irfan Işık, und der Attaché für Religionsangelegenheiten, Necmettin Sayan, sprachen ein Friedensgebet und legten gemeinsam Blumen am Gedenkstein nieder.

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Schwandorf16.12.2024
 
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