Schwandorf
16.10.2019 - 17:37 Uhr

Erörterungstermin Süd-Ost-Link: Zu unscharf für kleine Höfe

Der Süd-Ost-Link gefährdet Existenzen. Das sehen jedenfalls einzelne Landwirte beim Erörterungstermin in Regenstauf so. Ein Problem des Verfahrensablaufs tritt dabei deutlich zutage.

Hubert Hofmann Bild: Hösamer
Hubert Hofmann

Die Bundesnetzagentur wird nach der Erörterung darüber entscheiden, in welchem Korridor der Gleichstrom-Hochspannungsleitung Süd-Ost-Link als Erdkabel verlaufen wird. Wo genau im Korridor, wird erst in der Planfeststellung genauer untersucht und beschlossen. Ein Abweichen von dem Korridor ist dann nicht mehr möglich. Dass dies ein Knackpunkt sein kann, wurde am Mittwoch beim Erörterungstermin deutlich.

Etwa beim Einwand von Kathrin Kulzer und Josef Ederer aus Berglarn (Stadt Nittenau). Ihr Hof liegt mitten im Vorschlagskorridor des Netzbetreibers Tennet. In großem Maßstab betrachtet scheint es, als habe die Kabeltrasse problemlos Platz. Beim genauen Blick fällt auf, dass die Alternativen innerhalb des Kilometers schmal sind, zum Beispiel wegen Waldflächen und Biotopen. Nun will die junge Landwirtsfamilie einen Stall bauen. Die Biotope und der Schutzstreifen einer vorhandenen Überlandleitung engen die Möglichkeiten für einen Neubau ein. "Sollen wir überhaupt noch planen?", stellte Kulzer in den Raum, "wir sind auf Gedeih und Verderb Ihrer Entscheidung ausgeliefert." Grundsätzlich wäre das Thema der Planfeststellung, entgegnete Rene Queren (Tennet), einen besonderen privaten Belang im Verfahren zum Korridor könne er nicht ausmachen. Zu lösen sei das Problem, wenn der Link in Bündelung mit der bestehenden Freileitung liegen würde. "Wir wollen ihre Planungen nicht behindern", sagte Queren, und bot engen Kontakt für die weiteren Planungsschritte. Aber: Selbst bei der Bündelung mit der Freileitung, so Kulzer, bliebe für die Erweiterung nur ein Standort für den neuen Stall übrig. Dort liegt aber ein Biotop. "Es bleibt nur ein Weg an unserem Hof vorbei, Korridor hin oder her", sagte Kulzer. Stephanie Schumacher von der Bundesnetzagentur sagte eine eingehende Prüfung der Einwendung zu.

Der Bezirksgeschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands, Hubert Hofmann, trug im Einwand der BBV mehrere ähnliche Fälle in der Oberpfalz und Niederbayern zusammen. Auch er sprach das Problem an, dass der relativ "grobe" Blick der Bundesfachplanung genauere Betrachtungen etwa zur Bodengüte kaum zulasse. Wenn sich Probleme ergeben, nachdem der Trassenkorridor feststeht, ist aber ein Ausweichen nicht mehr möglich. Der BBV spricht sich insgesamt gegen die Trassen aus, setzt auf dezentrale Lösungen.

Die Landwirtschaft sei naturgemäß massiv betroffen, sagte Hofmann. Nicht nur temporär beim Bau, sondern langfristig durch Bodenveränderungen. Und: Nicht "nur" durch den Bodenverbrauch durch die Leitung selbst, auch nötige ökologische Ausgleichsflächen würden landwirtschaftliche Flächen verknappen. Es sei das Ziel, dauerhafte Schäden am Boden zu vermeiden, entgegnete Queren. Er bot dem BBV an, über eine Rahmenvereinbarung zu verhandeln. "Jetzt über Entschädigungen zu sprechen, ist aus meiner Sicht unmöglich", sagte Hofmann. Dazu sei die Trassenplanung zu unscharf.

 
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