Wer derzeit in Schwandorf unterwegs ist, kommt mit einer hohen Wahrscheinlichkeit an den prominent platzierten WWF-Plakaten vorbei. Die Umweltschutzorganisation macht in einer Kampagne auf die Plastikflut und ihre Folgen aufmerksam. Eine Fotomontage zeigt einen Delfin, das Maul voller Pappbecher und Kunststoffmüll. Daneben steht: "Wir haben die Schnauze voll." Jährlich sollen mehrere Millionen Tonnen Plastik in die Weltmeere gelangen. Je nach Quelle ist die Rede von sechs bis acht Millionen Tonnen. Ende vergangenes Jahr hat die EU ein Verbot von Plastikwegwerfartikel beschlossen. Es tritt 2021 in Kraft. Brisanter und aktueller könnte das Thema nicht sein.
Politisch intervenieren
Der Brucker Marktrat Rudi Sommer (Die Grünen) nahm das EU-Verbot zum Anlass, einen Antrag zu stellen. Er will das Thema "plastikfreies Bürgerfest" im Marktrat behandelt wissen. "Es sollte einer fortschrittlichen Gemeinde wie Bruck möglich sein, schon ab dem kommenden Bürgerfest keine Plastikbestecke etc. mehr zu verwenden", heißt es im an Bürgermeister Hans Frankl und die Markträte adressierten Schreiben. 1993 ist ein Plastikverbot zwar nicht von den Markträten verabschiedet worden, gleichwohl einigten sich die Vereine bei ihrer jährlichen Zusammenkunft darauf, auf Einweggeschirr und Pappbecher beim Bürgerfest zu verzichten. Das bestätigten sowohl Sommer als auch Bürgermeister Hans Frankl. Allerdings halten sich laut Sommer nicht alle daran. Zwei, drei Stände gebe es jedes Jahr, die nicht auf Plastik verzichten - alleine durch sie komme enorm viel Unrat zusammen.
Bruck ist natürlich kein Einzelfall. Jeder Festbetreiber muss sich mit dem Thema Kunststoff auseinandersetzen. Wenn etwa der Mittelaltermarkt in Nabburg ansteht, strömen 25 000 Menschen in die Stadt. Massen, die schnell für Müllberge sorgen. Deshalb gilt seit Anbeginn der Veranstaltung im Jahr 1990 ein Plastikverbot, betonte Marktbürgermeister Karl Beer auf Nachfrage. Bei einer Wirtebesprechung im Vorfeld werden die Beteiligten stets darauf hingewiesen. Laut Beer halten sich alle an das Plastikverbot. "Es gibt vielleicht immer ein oder zwei Ausreißer. Meistens sind es Auswärtige."
Folgen für die Imbissbuden
Im vergangenen Jahr bot etwa ein Standbetreiber Kaffee zum Mitnehmen an. Bekommt Beer so etwas mit, dann dürften die Ständebetreiber den Festtag, an dem das bekannt wird, noch mit den Kunststoff-Utensilien weiter arbeiten. Am nächsten Tag muss aber auf Porzellan oder Ton umgestellt sein. Denn: "Schließlich hat es im Mittelalter auch kein Plastik gegeben." Einzige Ausnahme waren bisher die Kunststoff-Strohhalme. Wegen des beschlossenen EU-Verbots sollen auch diese künftig aus natürlichen Materialien sein.
Was für Großveranstalter gilt, hört bei den Imbissbuden nicht auf. Ferdi Eraslan, der jahrelang mehrere Döner-Läden im Schwandorfer Raum betrieb und derzeit dort Mitarbeiter ist, befürwortet grundsätzlich, dass die Verpackungen künftig plastikfrei sein sollen - das sei zukunftsorientierte Umweltpolitik. Allerdings gab der Schwandorfer auch zu bedenken, dass die Umstrukturierung vor allem von Kleinunternehmen einiges abverlangt. Nicht nur der logistische Aufwand (etwa Pappbehälter statt Plastiktüten) sei zu beachten, "es kostet alles Geld".
Zurück zum Bürgerfest Bruck. Bürgermeister Hans Frankl machte aus seinen Ärger über den Antrag von Rudi Sommer kein Hehl. Für ihn ist es eine "alte Kamelle", die Sommer nun wieder aufgewärmt habe. Die Vereinsversammlung 1993, die Verordnung kein Einweggeschirr zu nutzen: Daran werde sich auch gehalten. Ohnehin sei der Markt bestrebt, Müll zu vermeiden. Frankl habe im vergangenen Jahr anlässlich der 40. Auflage des Bürgerfestes bewusst auf ein Feuerwerk verzichtet, um Lärm und CO2-Ausstoß zu vermeiden. Stattdessen gab es eine Lasershow. Sommers Antrag wird laut dem Bürgermeister in einer der nächsten Sitzungen behandelt. Zuvor will er an alle Vereine, die sich am Bürgerfest beteiligen, Fragebogen zum Thema Kunststoff-Nutzung schicken, die anschließend ausgewertet werden sollen.
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