Schwandorf
14.06.2019 - 10:56 Uhr

Für eine Woche Schreinerin

Millimeter für Millimeter arbeiten sich die Zähne einer Handsäge in ein Stück Holz, bis es schließlich entzweigeht. Geführt wird das Werkzeug nicht von einem Schreiner oder Tischler, sondern einer Schülerin der Mittelschule Wackersdorf.

Experten brachten den Schülern ihr Handwerk näher. Bild: exb
Experten brachten den Schülern ihr Handwerk näher.

Jugendliche der Mittelschule Wackersdorf bauen eine Box für Stifte und Notizzettel. Der Einsatz in der Werkstatt ist Teil einer Berufsorientierungsmaßnahme der Agentur für Arbeit Schwandorf im Kolping-Bildungswerk. Dort erhalten die Jugendlichen eine Woche lang einen Einblick in verschiedene Berufe aus den Bereichen Soziales, Handel/Dienstleistungen und Technik.

Unter fachkundiger Anleitung von Meistern und Ausbildern der jeweiligen Berufssparte können sie selbst ausprobieren, wo ihre Stärken und Talente liegen. "So können sich die Mädchen und Jungen mehr Klarheit darüber verschaffen, welche Ausbildung zu ihnen passt. Die Maßnahme baut eine Brücke von der Schule in die Arbeitswelt", betont Gerlinde Beck, Teamleiterin Berufsberatung der Agentur für Arbeit Schwandorf.

Sie betreut mit ihren Berufsberatern das Projekt. "Die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren haben eines deutlich gemacht: Wenn die Maßnahme noch nicht existieren würde, müssten wir sie erfinden. In kurzer Zeit so viele Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Berufen zu sammeln, ist sonst kaum möglich", führt Beck aus. Gerade klassische Frauen- und Männerberufe werden selten von Angehörigen des anderen Geschlechts bei der eigenen Berufswahl in Betracht gezogen. Im Kolping-Bildungswerk schnuppern Mädchen darum auch in technische Berufe hinein und Jungen in den sozialen Bereich. So erhalten sie die Chance, ihren Horizont zu erweitern.

Insgesamt 274 Mittelschüler aus dem Landkreis Schwandorf haben im laufenden Schuljahr an einer einwöchigen Berufsorientierungsmaßnahme teilgenommen. Die meisten Schüler besuchen die siebte Klasse. Finanziert wird diese Maßnahme gemeinsam von der Agentur für Arbeit Schwandorf und dem Freistaat Bayern. Weitere 93 Jugendliche aus den Mittelschulen nutzen ein ähnliches zweiwöchiges Berufsorientierungsprogramm, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.

Zu einem Austausch über die Erfahrungen mit diesen Praxis-Lehrgängen trafen sich daher im Kolping-Bildungswerk Schwandorf die Schulamtsdirektorin des Staatlichen Schulamts für den Landkreis Schwandorf, Renate Vettori, zusammen mit dem Schulleiter der Mittelschule Wackersdorf, Gerhard Süß, und Vertretern der Arbeitsagentur sowie des Bildungsträgers.

"Dank der derzeit guten wirtschaftlichen Lage haben Jugendliche ausgezeichnete Chancen auf dem Ausbildungsmarkt. Doch nicht immer haben sie eine realistische Vorstellung, was sie später in welchem Beruf erwartet", sagt Karl Ziegler, Leiter des Kolping-Bildungswerks. Darum steht bei der Berufsorientierungsmaßnahme die Praxis und Realitätsnähe an oberster Stelle.

 
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