Hauswirtschaftsrätin Annemarie Frank ist seit über 40 Jahren Mitglied des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung (VlF) und war Mitinitiatorin des Projekts „Erlebnis Bauernhof“. Die Fachlehrerin und hauswirtschaftliche Beraterin aus Stulln gab den Bäuerinnen in der Vergangenheit immer wieder Tipps zur Vermarktung ihrer Produkte.
Am Ende ihrer 45-jährigen Dienstzeit erfährt Annemarie Frank zahlreiche Ehrungen. Die höchste Auszeichnung bekam die pensionierte Fachberaterin am Amt für Landwirtschaft am Samstag bei der Landesversammlung des VlF in der Halle der Firma Horsch: Landesvorsitzender Hans Koller verlieh ihr das Verbandsabzeichen in Gold. Erster Gratulant war stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger.
Der Bildungsverband hat in Bayern 105 000 Mitglieder in 70 Kreisverbänden. Vorsitzender Hans Koller sieht die Kernaufgabe der Landwirte in der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln. Er schließt nicht aus, „dass wir in einigen Jahren eine Verknappung der Grundnahrungsmittel bekommen werden“. Der Land- und Gastwirt aus dem Landkreis Passau ist der Meinung: „Wir brauchen keine Wende, sondern eine Entwicklung“. Bei den Maßnahmen zum Tierwohl sei ebenso Augenmaß erforderlich wie beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
An einem Strang ziehen
Landesvorsitzender Richard Mergner vom Bund Naturschutz stellte fest: „Unser Verband setzt sich seit Jahrzehnten für den Erhalt der bäuerlichen Betriebe ein“. An der Seite der Bauern habe der Bund Naturschutz gegen „die falschen agrarpolitischen Rahmenbedingungen“ demonstriert. Mergner forderte den VlF auf, gemeinsam mit den Naturschützern auf die laufenden Koalitionsverhandlungen einzuwirken. Die Bewahrung der Artenvielfalt und „ein konsequenter Klimaschutz“ gehörten zu den Überlebensfragen der Menschheit. VlF, Bauernverband, Bund und die „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“ sollten deshalb an einem Strang ziehen.
Für Landtagsabgeordneten Martin Schöffel (Wunsiedel) kann eine Volkswirtschaft ohne eigene Landwirtschaft nicht existieren. Deshalb dürfe es für die Landwirtschaft keine weiteren Verschärfungen geben. VlF-Bundesvorsitzender Johann Biener empfahl den Landwirten zur Steigerung der Effizienz die Internet-Plattform „Agrar digital“. Landrat Thomas Ebeling hieß die 180 Delegierten aus ganz Bayern in der Horsch-Halle willkommen.
Folgen des Strukturwandels
Stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger sprach die Folgen des Strukturwandels an. Der Überfluss an Lebensmitteln führe dazu, „dass die Menschen die Produktion und die eigene Lebensweise hinterfragen“. Die Folge: Der Landwirt gerate immer mehr unter Druck. Jetzt werde die Landwirtschaft sogar für die Preissteigerungen bei den Lebensmitteln verantwortlich gemacht.
Aiwanger zeigte Verständnis für jene Bauern, die ihre Felder an Fotovoltaik-Anlagen-Betreiber vermieten, „wenn sie dafür ein Vielfaches erlösen können“. Denn: „Vom Draufzahlen kann keiner auf die Dauer leben“. Der FW-Politiker ermunterte die Bauern, neue Geschäftsmodelle im Tourismus zu entwickeln und damit die Existenz der Höfe zu sichern. „Nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch andere Branchen befinden sich in einem Überlebenskampf“, gab Aiwanger zu bedenken. Er war aber überzeugt: „Die Zeiten werden wieder besser“.
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