Heiße Nadel durch die Lippe

Schwandorf
11.11.2018 - 16:32 Uhr

Die Vernissage der Ausstellung "KafKa in KomiKs" sorgt für ein volles Oberpfälzer Künstlerhaus. Aufsehenerregend ist aber vor allem eine markerschütternde Performance der ukrainischen Künstlerin Mariana Yarmchyshyna.

Der stellvertretende Leiter des Literaturhauses Stuttgart, Erwin Krottenthaler (am Rednerpult), eröffnete die Vernissage zu „KafKa in KomiKs“ mit einer Rede. Die Ausstellungseröffnung lockte am Sonntag zahlreiche Gäste.

(doz) Stuttgart, Salzburg, Prag, London und nun Schwandorf. Die Ausstellung "KafKa in KomiKs" wäre sogar fast in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires gelandet. Allerdings fehlte der Stadt das Geld für das Projekt. Am Sonntag kam es zur offiziellen und feierlichen Eröffnung der Ausstellung in der Kebbelvilla. Eine Vernissage, bei der die zahlreichen Gäste die Literaturklassiker von Franz Kafka als begehbaren Comic erleben (wir berichteten, siehe Link).

Etliche Gäste flüchten

Das große Interesse an der Wanderausstellung zeigt, dass Comics nicht erst seit den zig Millionen Euro teuren Filmproduktionen bei der breiten Masse angekommen ist. Schon 1992 erhielt Art Spiegelman für den Comic "Maus - Die Geschichte eines Überlebenden" den Pulitzer-Preis. Von Nische spricht schon lange niemand mehr, wenn es um Comics geht. Das einst verpönte Medium ist also salonfähig geworden. Kombiniert mit Franz Kafka verspricht die Ausstellung in der Kebbelvilla ein Publikumsmagnet zu werden.

Für Aufsehen und etliche flüchtende Zuschauer sorgte die Performance der Künstlerin Mariana Yarmchyshyna beim Tag der offenen Ateliers. Schon im Vorfeld wies sie die Gäste darauf hin, dass sie die Darbietung jederzeit verlassen könnten. Viele taten das auch. Denn was Yarmchyshyna vorführte, war nicht ohne. Die Ukrainerin vereiste ihren Mund mit einem Spray und einem Eiswürfel. Anschließend erhitzte sie eine Nadel, die sie sich durch die Unterlippe stach. Das schmerzvolle Stöhnen der Künstlerin und der Fischgeruch im Raum waren für viele nicht aushaltbar. Etliche Zuschauer verließen den Raum.

Mit Nadel und Faden nähte die junge Ukrainerin schließlich einen Fisch, der in drei Teile zerschnitten war, wieder zusammen. Sie baute auch ein melancholisches Klavierstück und Filmaufnahmen von Massentierhaltungen in ihre Darbietung ein. Die Intension der veganen Künstlerin, die mit ihrer Performance deutliche Kritik an Tierquälerei übte, war nicht nur eindeutig, sondern auch eindringlich. Auch Janika Herlevi und Anneli Holmstrom, beide aus Finnland, gewährten ebenfalls Einblicke in ihre Kunst. www.onetz.de/2544786

Künstlerin Mariana Yarmchyshyna trägt am Schluss ihrer Performance den Fisch, der in drei Teile zerschnitten war und den sie wieder zusammengenäht hatte, zu Grabe.
Anneli Holmstrom sprach mit den Gästen über die Recherchen für ihre Kunstwerke.
Janika Herlevi (links) zeigte ihre Aufnahmen, die mit einer Super-8-Kamera entstanden sind.
Diese Vernissage-Besucher nutzte die Zeit, um sich in ein Kafka-Comic zu vertiefen.
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