"Gut bis sehr gut": Diese Noten verteilt stellvertretende Schulamtsleiterin Renate Vettori für den digitalen Unterricht im Landkreis. Seit am Freitag die Schließung sämtlicher Schulen in Bayern angeordnet wurde, läuft der Datenaustausch zwischen Schülern, Eltern und Lehrern auf Hochtouren. "Die Rückmeldungen sind sehr positiv", erklärt Vettori. Dabei sei man aktuell noch in einer "Findungsphase", was den praktikabelsten Weg der Wissensvermittlung betrifft. "Jede Schule probiert etwas aus."
Am besten gerüstet für die Lehrstoff-Versorgung via Internet ist die Mittelschule Neunburg. Sie hatte den Vorteil, als "Digitale Schule 2020" an einem Pilotprojekt teilzunehmen. Nun haben die 16 Klassen mit über 300 Schülern Gelegenheit, von ihren digitalen Know-how zu profitieren. "Wir haben da tatsächlich einen Vorsprung", gesteht Schulleiterin Irene Träxler und berichtet von kreativen Lehr-Videos, die jetzt hochgeladen werden. Die Lehrkräfte seien hier findig geworden, das Lob von Eltern bleibe nicht aus. Allerdings hatte man in den ersten Tagen bei "Mebis" mit einer überlasteten Plattform zu kämpfen, vor allem zu den Stoßzeiten am Vormittag, nachts klappte das Hochladen von Infos dann wieder besser.
"Vor allem die Abschlussklassen sind durchaus erpicht darauf, ihre Unterrichtsmaterialen zu bekommen", weiß die Rektorin. "Der Lehrer fehlt, aber als Erklärer auf dem Bildschirm ist er da", beschreibt sie den aktuellen Unterricht, der je nach Lehrkraft stundenplanmäßig oder als Wochenplan vermittelt wird. Bei Verständnisschwierigkeiten hilft eine Telefonsprechstunde. Den Lehrkräften bleibt auch die Kontrolle von Hausaufgaben nicht erspart, sie läuft nun aber digital ab. Weil das alles mit Aufwand verbunden ist, sind Pädagogen keineswegs arbeitslos, auch wenn längst nicht jeder vor Ort ist.
45 Lehrkräfte unterrichten normalerweise an der Schwarzenfelder Volksschule, wo noch am Freitag hektisch Mail-Adressen der Eltern für ein digitales Klassenzimmer gesammelt wurden. Hauptsächlich über E-Mail laufen hier die Arbeitsanweisungen. "Durch die Lesebestätigung wissen wir, dass sie angekommen sind", erläutert Konrektor Manfred Bösl. Die ersten Rückfragen oder Hinweise auf "nicht verstanden" seien auch schon eingegangen. "Wir sind natürlich auch auf die Unterstützung der Eltern angewiesen", räumt er ein und berichtet von ganz wenigen Fällen, in denen mangels Internet der Lernstoff im Briefumschlag an die Eltern gehen musste.
Die Eltern sind schon deshalb oft die ersten Empfänger für die "Hausaufgaben", weil das der Datenschutz erfordert, so die stellvertretende Schulleiterin am Nabburger Gymnasium, Anja Wiesner. Notfalls habe die Übermittelung auch per Smartphone geklappt, beispielsweise wenn in manchen Familien kein Drucker verfügbar war. Sie hat den Eindruck, dass in diesen Krisenzeiten die Kinder ganz vernünftig sind. So hätten die Fünftklässler angesichts der Nachricht von der Schulschließung mit einem entsetzten "Oh Gott, was sollen wir jetzt tun?", reagiert. Tests sind jedenfalls erst einmal aufgeschoben. "Es kann ja keiner überprüfen, wer da am Computer sitzt", gibt die Neunburger Schulleiterin zu bedenken. In Schwarzenfeld hat der Unterricht außer Haus noch eine positive Nebenwirkung: Die Schule wird gerade saniert, Handwerker haben freie Bahn, und der Presslufthammer stört nun auch kaum.
Notbetreuung
Jede der 32 Schulen im Landkreis ist seit der bis 19. April angeordneten Schulschließung nach wie vor Anlaufstelle für eine Notbetreuung, wenn Eltern in systemrelevanten Berufen tätig sind. Wie viele das Angebot nutzen, variiert von Tag zu Tag. Am Donnerstag waren es 5 Schüler in Schwarzenfeld, je einer in Teublitz und Wackersdorf, sowie jeweils 2 in Maxhütte-Haidhof und in den beiden Schwandorfer Grundschulen.
Der Lehrer fehlt, aber als Erklärer auf dem Bildschirm ist er da.
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