(rhi) Im Gegensatz zu Vater Franz Michael Kunz und Konrads jüngerem Bruder Christian, die als rechte "Hallodri" in die Geschichtsbücher eingegangen sind. Stadtarchivar Josef Fischer hat einige Episoden recherchiert und gemeinsam mit Regisseurin Christina Fink-Rester im Schauspiel "Kunz & Konsorten" in fünf Episoden zusammengefasst. Der Schwandorfer Beitrag zu "100 Jahre Freistaat Bayern und 200 Jahre Bayerische Verfassung" war am Wochenende viermal auf dem Blasturm-Gelände zu sehen.
Der Magistrat der Stadt stellte im Jahre 1807 Franz Michael Kunz als Nachfolger für den verstorbenen Türmer Anton Hoffmann an und trug ihm auf, die Bürger vor Feuer zu warnen, regelmäßig das Glöcklein zu ziehen, die Kirchenorgel zu spielen und der Jugend Musikunterricht zu erteilen. Zu seinen Pflichten gehörte es auch, für die Witwe seines Vorgängers zu sorgen.
Der neue Türmer hat sie geheiratet, obwohl Barbara als "Bissgurn" verschrien war und ihren Mann, wie Magistrat Lorenz Ziegler feststellte, "ins Grab gebracht hat". Einige "Eheszenen" deuteten an, wie es dem eingeheirateten Franz Michael Kunz ergangenen sein mag. "Manchmal müssen sie sich aber auch verstanden haben", erzählte süffisant Archivar Josef Fischer, der in die Rolle des Schwandorfer Geschichtsschreibers Josef Pesserl schlüpfte. Denn 1812 kam Sohn Konrad Max und zwei Jahre später Christian zur Welt.
Im Visier der Obrigkeit
Der jüngere Bruder war ebenfalls sehr musikalisch und spielte auf dem Kreuzberg die Orgel, geriet aber wegen seiner Lausbubenstreiche regelmäßig ins Visier der Obrigkeit. Später ging er als Stadttürmer nach Rain am Lech und kehrte noch einmal zurück, um die Orgel in der Kreuzbergkirche zu renovieren.
Vater Michael Franz legte sich regelmäßig mit dem Magistrat an und verspottete die Volksvertreter mit Schmähgesängen. Sängerbund-Mitglied Josef Koch schlüpfte in die Rolle und entdeckte in seinem Gstanzl-Gesang durchaus Parallelen zur Gegenwart. Die Anordnung des damaligen Bürgermeisters an die Bürger, freiwillig den Marktplatz zu säubern, könnte auch vom amtierenden Stadtoberhaupt stammen.
Hymne als Höhepunkt
Vor 200 Jahren lebten 350 Familien in Schwandorf. Bayern war in 15 Kreise eingeteilt. Schwandorf gehörte zum "Regenkreis" mit Sitz in Straubing. Das Theaterstück endet mit der Bayernhymne, gespielt von den Kreuzbergmusikanten unter der Leitung von Michael Zinnbauer. Dazu erhoben sich die Zuschauer im voll besetzten Rund des Blasturm-Geländes und stimmten mit ein.
Das Szenenspiel "Kunz & Konsorten" war eine Gemeinschaftsproduktion des SADTheaters, der Theaterbühne, der Kolping-Theatergruppe und des Sängerbundes. Fabian Borkner moderierte und bat die Schauspieler unter dem Applaus der Zuschauer noch einmal gemeinsam auf die Bühne. Die Kellnerin Vroni (Margit Berkmann), den Chorregenten Schwaiger vom Kreuzberg (Dirk Dürholz), den Gemeindediener Viktus Forster (Alexander Heinz), den Magistrat Lorenz Ziegler (Werner Grünwald), die "zwiderwurzige" Barbara Kunz (Karin Mager), den Lausbuben Christian Kunz (Sabine Brunner), Bürgermeister Ferdinand Wagner (Michael Sandner), den Türmer Franz Michael Kunz (Josef Koch), Erzähler Josef Pesserl (Josef Fischer), die Bürgersöhne (Paul Sandner und Nina Steinshorn) sowie Autorin und Regisseurin Christina Fink-Rester.
Der Oberpfälzer Waldverein kümmerte sich an den drei Tagen um die Bewirtung und die musikalische Unterhaltung, unter anderem die Fronberger Kirwamusik, "Musicproject" und "Bayrisch Böhmisch Blech". Er hatte Glück, dass die Gewitter weitgehend über die Stadt hinwegzogen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.