Schwandorf
09.07.2023 - 14:08 Uhr

Kiesabbau bei Klardorf: Antragsteller und Gegner tauschen sechs Stunden lang Argumente aus

Der Erörterungstermin für den weiteren Kiesabbau nördlich von Klardorf dauert sechs Stunden. Die Meinungen der Antragsteller und Gegner liegen vor allem bei einem Punkt weit auseinander.

Bevor das Landratsamt das Planfeststellungsverfahren für den weiteren Kiesabbau nördlich von Klardorf einleitet, muss die Abteilung "Umwelt" die Argumente der Einwender prüfen. Bei einem über sechsstündigen Erörterungstermin prallten die unterschiedlichen Meinungen der Antragsteller und der Gegner aufeinander. Streitpunkt ist die Rodung des Waldes.

Dr. Christine Thümmler leitet die Fachstelle "Umwelt" am Landratsamt Schwandorf, die für die Prüfung des Vorhabens zuständig ist. Sie hieß zum Erörterungstermin am Freitag im Sitzungssaal des Landratsamtes die Antragsteller mit ihren Planern, Vertreter der tangierten Behörden und die Einwender willkommen. Die Kieswerk Klardorf GmbH & Co KG möchte die Kiesabbaufläche nördlich des Schwandorfer Ortsteils um 18 Hektar erweitern. Dazu müssten elf Hektar Wald gerodet werden. Der Rest ist landwirtschaftliche Fläche.

Als Vorrangfläche ausgewiesen

Im Regionalplan ist dieses Gebiet als Vorrangfläche für den Kiesabbau vorgesehen. Darauf berufen sich GmbH-Geschäftsführer Georg Mulzer und der mit der Planung beauftragte Pfreimder Landschaftsarchitekt Gottfried Blank. Sie sehen im Kiesabbau und der anschließenden Rekultivierung "eine in sich geschlossene Planung". Beim rekultivierten Gelände sei keine Freizeitnutzung vorgesehen, vielmehr soll es die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt fördern. Das sehen die Bewohner des Klardorfer Ortsteils Zielheim anders. 60 von ihnen haben sich zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen und protestieren in einer Resolution gegen den "ungebremsten Kiesabbau" im Schwandorfer Stadtsüden. Die beiden Sprecher Andreas Weinmann und Thomas Schmid erläuterten beim Erörterungstermin ihre Bedenken. Sie befürchten eine Veränderung des Grundwasserspiegels, der zu Schäden an ihren Häusern und damit zu einer Wertminderung der Immobilien führen könne.

Im Mittelpunkt der Kritik steht allerdings die Rodung des Waldes. Seit Beginn des Kiesabbaus seien bereits 150 Hektar Wald "verschwunden und nicht ersetzt worden", stellt der Schwandorfer Stadtrat Andreas Weinmann fest. Deshalb könne man einen weiteren Verlust nicht hinnehmen. Er verweist auf einen Beschluss des städtischen Planungsausschusses, der den Plänen des Antragstellers die Genehmigung verweigert habe, "weil das Abbaugebiet zu nahe an die Ortsbebauung heranrückt". Auch die Forstbehörde äußert Bedenken gegen die Rodung, solange keine Ausgleichsflächen geschaffen werden.

"Wir Klardorfer und Zielheimer nehmen seit Jahrzehnten eine Umgestaltung der vertrauten Landschaft wahr", heißt es im Schreiben der Bürgerinitiative. Und: "Als heimatverbundene Menschen wehren wir uns gegen die Zerstörung unserer letzten ursprünglichen Landschaft". Der vorliegende Antrag beinhalte die Vernichtung "des letzten kleinen Waldgebietes bei Zielheim". Die Einwender sehen auch die Lebensräume der Tier- und Pflanzenwelt in Gefahr. Die Waldfläche bilde ferner eine natürliche Lärmbarriere zwischen der Wohnbebauung und der Bahnstrecke nach Regensburg. Schließlich befürchten die Bewohner klimatische Veränderungen und eine Zunahme der Nebelbildung durch die Vergrößerung der Wasserflächen.

Die Befürchtung, die Veränderung des Grundwasserstandes könne zu Schäden an den Häusern führen, konnten die Vertreter eines Sachverständigenbüros entkräften. "Das ist vom Tisch", räumte am Ende der Erörterung auch BI-Sprecher Andreas Weinmann ein. Im Gegensatz zum Wald. Hier könne er "keine ernsthaften Bemühungen zur Rettung" erkennen.

Hintergrund:

Bürgerinitiative gegen Kiesabbau

  • Wer: Die Bürgerinitiative Kiesabbau Klardorf-Zielheim" wendet sich gegen die Rodung von elf Hektar Wald.
  • Warum: Die 60 BI-Mitglieder sehen das letzte Naherholungsgebiet bei Zielheim in Gefahr und befürchten eine Veränderung der vertrauten Landschaft.
  • Ziel: Die BI will die Schutzfunktion des Waldes und den Lebensraum für die Tiere erhalten.
 
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