Schwandorf
22.01.2025 - 08:50 Uhr

Konjunkturflaute macht sich auch im Agenturbezirk Schwandorf bemerkbar

Leicht steigende Arbeitslosenzahlen, weniger sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Die Konjunkturschwäche hat auch den Arbeitsmarkt im Agenturbezirk Schwandorf beeinflusst. Dennoch zieht die Arbeitsagentur eine positive Bilanz.

Die Konjunkturschwäche im vergangenen Jahr wirkte sich auch auf die Region und den Arbeitsmarkt im Agenturbezirk Schwandorf – er umfasst die Landkreise Schwandorf, Cham und Amberg-Sulzbach sowie die Stadt Amberg – aus. Das machte sich vor allem in in Form steigender Arbeitslosenzahlen, der erstmalig seit 2020 gesunkenen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung und einer rückläufigen Nachfrage nach Arbeitskräften bemerkbar. "Dennoch bleibt der Arbeitsmarkt größtenteils stabil,“ zieht Siegfried Bäumler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schwandorf, in einer Mitteilung eine positive Bilanz.

Im vergangenen Jahr 2024 stieg die Zahl der Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt im Bezirk Schwandorf um 957 Personen auf 8.718 an. Auch die Unterbeschäftigung, die zusätzlich Personen wie Teilnehmer an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik oder kurzfristig Arbeitsunfähige umfasst, erhöhte sich laut Mitteilung auf 11.076 Personen. Das sind 933 mehr im Vergleich zu 2023.

Die Arbeitslosenquote stieg im Gesamtagenturbezirk um 0,3 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent an, was auf die schwächelnde Konjunktur zurückzuführen sei. 4.683 Personen (53,7 Prozent) der arbeitslosen Personen befinden sich im Rechtskreis SGB III (Arbeitsagentur), 4.035 Personen (46,3 Prozent) im Rechtskreis SGB II (Jobcenter).

6619 Stellen gemeldet

Im Jahresverlauf wurden laut Agentur 6.619 Stellen gemeldet. Das bedeutet einen Rückgang von 14,3 Prozent gegenüber 2023. „Erfreulich ist allerdings, dass die Agentur für Arbeit Schwandorf im Vergleich mit anderen ostbayerischen Arbeitsagenturen nach wie vor die meisten offenen Arbeitsstellen bieten kann“, schildert Siegfried Bäumler.

Betriebe im Agenturbezirk Schwandorf nutzten im vergangenen Jahr auch wieder vermehrt das Instrument der Kurzarbeit, um die Beschäftigung angesichts der teils schwierigen konjunkturellen Lage im Betrieb zu halten und abzusichern. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Anzahl der Betriebe mit realisierter Kurzarbeit (Stand Juni 2024 im Vergleich zu Juni 2023) nahezu verdoppelt und liegt aktuell bei 61 Betrieben mit insgesamt 1.975 Kurzarbeitenden. „Die Kurzarbeit im Bezirk ist wieder leicht angestiegen, befindet sich aber weiterhin auf einem niedrigen Niveau, dennoch ist sie für Arbeitgeber zur Personalsteuerung in Krisenzeiten sehr wichtig“, betont der Arbeitsmarktexperte.

Nach Jahren des kontinuierlichen Anstiegs – mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020 – ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Agenturbezirk Schwandorf im Jahr 2024 erstmals wieder gesunken. Zum Stichtag 30. Juni 2024 waren 173.350 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das entspricht einem Rückgang von 921 Personen (-0,5 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr. Während insbesondere der Gesundheits- und Sozialbereich sowie der Wirtschaftszweig Verkehr und Lagerei Zuwachse zu verzeichnen haben, nahmen das verarbeitende Gewerbe und die Arbeitnehmerüberlassung ab.

Besonders hervorzuheben ist laut Agentur, dass die Beschäftigung von Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit um 0,7 Prozentpunkte zurückging, während die Beschäftigung von Menschen mit ausländischen Wurzeln um 0,7 Prozentpunkte stieg. In absoluten Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass die Beschäftigung von deutschen Staatsangehörigen um 2.003 Personen abnahm, während die Beschäftigung von Ausländern um 1.082 Personen zunahm.

Projekt mit der Republik Kirgistan

„Diese absoluten Zahlen zeigen die Wichtigkeit des Beitrags ausländischer Beschäftigter", wird Bäumler in der Mitteilung zitiert. Um den Wohlstand in Deutschland und in Bayern halten zu können, brauche man gezielte Arbeitsmigration. In Schwandorf gebe es deshalb ein Projekt mit der Republik Kirgistan. Hier werden Jugendliche aus dem asiatischen Land für die Besetzung von Ausbildungsstellen angeworben. Das Projekt begann 2023 in Cham und wurde 2024 auf den gesamten Agenturbezirk ausgeweitet. "Aufgrund des großen Erfolgs und der geringen Abbrecherquote wird perspektivisch die ganze Oberpfalz und Niederbayern miteinbezogen werden,“ erklärt der Arbeitsmarktexperte.

Unabhängig von weltpolitischen Rahmenbedingungen geht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit für dieses Jahr von einem leichten Anstieg der Beschäftigung von 0,2 Prozentpunkten aus. Die Arbeitslosigkeit wird als stabil und im Gesamtagenturbezirk unter dem bayerischen Schnitt prognostiziert.

Hintergrund:

Zahlen aus dem Agenturbericht

  • Agenturbezirk Schwandorf: Landkreise Schwandorf, Cham und Amberg-Sulzbach sowie die Stadt Amberg.
  • Arbeitslose: 8.718 Personen (+957 im Vergleich zu 2023).
  • Arbeitslosenquote: 3,5 Prozent (+0,3 Prozentpunkte)
  • Stellen: 6.619 Stellen gemeldet (-14,3 Prozent)
  • Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 173.350 zum 30. Juni 2024 (-921)
 
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