Wer für sich werben will, braucht Menschen, die auch auf überregionaler Ebene einen Namen haben. In der Spitalkirche der Großen Kreisstadt sind Heribert Prantl und Ferdinand Stipberger zu Botschaftern für den Landkreis Schwandorf ernannt worden. Stipberger ist renommierter Sportschütze, Prantl kennt man in Deutschland als Journalist und Buchautor.
Wichtig ist, dass sie sagen, wo ihre Wiege stand. Das haben Ferdinand Stipberger und Heribert Prantl immer getan. Der als Lehrer in Neunburg vorm Wald tätige Stipberger (47), aus Schwandorf stammend, errang viele Meistertitel als Sportschütze und nahm an den Olympischen Spielen im Jahr 2000 teil. Heribert Prantl wurde in Nittenau geboren. Er studierte Jura, war Staatsanwalt und Richter in Regensburg. Dann aber begann eine ganz andere Karriere für ihn: Prantl interessierte sich für den Journalismus, arbeitete erst für den "Neuen Tag" und später über Jahrzehnte hinweg für die Süddeutsche Zeitung. Einen Namen machte sich der 66-Jährige auch als Autor zahlreicher Bücher. Bis heute sind alle Säle voll, wenn er als Vortragsredner kommt.
Auch in der Spitalkirche blieb kein Platz frei, als Stipberger und Prantl zu Botschaftern für den Landkreis Schwandorf ernannt wurden. Die Insignien dazu übergaben Landrat Thomas Ebeling und der Vorsitzende des Vereins "Partner für den Landkreis Schwandorf", Alois Hagl. Dabei waren sich beide in der Bewertung einig: "Sie werden unseren heimatlichen Raum kompetent vertreten."
Großer Erfahrungsschatz
Wenn Professor Heribert Prantl aus seinen Büchern liest und verbindende Texte spricht, dann wird sehr rasch deutlich: Da ist einer, der sein Publikum glänzend unterhalten kann. Eine Stunde lang tat er das in der zum Veranstaltungsraum umgewandelten Spitalkirche. Lokalkolorit blitzte auf, parallel dazu wurden große Namen genannt. Prantl hatte als Verfasser von Reportagen, Kommentaren, Leitartikeln und Essays mit nahezu allen bedeutenden Politikern der deutschen Nachkriegsgeschichte zu tun.
Der Journalist, bis zum vergangenen Jahr Mitglied der SZ-Chefredaktion, versteht es trefflich, tief in die Schatztruhe seiner Begegnungen zu greifen. Zum Beispiel Helmut Schmidt. "Ein deutscher Staatsheiliger", wie er den stets von Zigarettenqualm eingenebelten Altkanzler nannte.
Heribert Prantl erzählte, wie einst Sigmar Gabriel zu Besuch im Hamburger Haus der Politiker-Legende war und es Gabriels Ehefrau später entfuhr: "Wir waren beim lieben Gott!" Bekannt ist, dass sich Prantl immer mal wieder mit Angela Merkel und Helmut Kohl traf. Merkel nannte er an diesem Abend "die Kanzlerin der Macht in bewusster Bescheidenheit". Mit Kohl hatte er manchen Disput. Beim geselligen Abend im Vorfeld eines CDU-Parteitages gab es zwischen beiden Meinungsverschiedenheiten zur Einordnung von Rheinland-Pfalz und der Oberpfalz. Später schrieb Kohl an Prantl: "Sie haben eigentlich nie Recht. Aber diesmal hatten Sie Recht." Und dann auch das: Kohl und der Medien-Mogul Leo Kirch zusammen an einem Hoteltisch in München. Prantl kam rein zufällig hinzu. Da sagte Kanzler Kohl zu Kirch: "Red' nicht mit dem. Der dreht dir das Wort im Mund herum."
Wenn der Journalist aus seinen Büchern liest, kommt seine Heimatstadt Nittenau immer in den Texten vor. Von dort stammte auch der Schauspieler Kurt Raab. Als freier Mitarbeiter des "Neuen Tags", damals noch nicht volljährig, traf er den engen Vertrauten des legendären Filmemachers Reiner-Werner Fassbinder und wusste nicht so recht, "was ich ihn fragen sollte". Eines aber wurde ihm später bewusst: "Da war einer aus der 68er-Bewegung".
Mit Bratwürsten zurück
Es gab noch einen weiteren Heribert Prantl in der Stadt am Regen. Er war Stadtkämmerer, Vorstand der Kolpingsfamilie und nebenamtlicher Zeitungsmann. In Erinnerung an den Vater schrieb sein Sohn gleichen Namens posthum einen Brief an ihn. Die Zuhörer in der Spitalkirche durften dem ihnen zu Gehör gebrachten Schreiben entnehmen, wie eng die Verbindung zwischen beiden war. Der Junior blickte zum Senior auf. Und der Senior, vor Jahren bereits verstorben, sagte später immer, wenn er anrief: "Die Nummer eins ist am Telefon."
Als Heribert Prantl zurück nach München fuhr, nahm er Zweierlei mit: Einen Leinenbeutel mit Insignien für seine künftige Tätigkeit als Botschafter. Und eine Tüte mit frisch geräucherten Bratwürsten aus seiner Heimat. Denn die müssen einfach sein für einen, der immer geradeheraus gesagt hat, dass es kein schöneres Fleckchen Erde als die Oberpfalz gibt.
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