Schwandorf
28.05.2021 - 15:17 Uhr

Langzeit-Arbeitslosigkeit trifft Jüngere

Die Pandemie lässt im Landkreis Schwandorf die Zahl der Langzeit-Arbeitslosen steigen. Nach Jahren der positiven Entwicklung finden nun auch jüngere Menschen länger als ein Jahr keinen neuen Job.

Die Agentur für Arbeit in Schwandorf registriert eine steigende Zahl jüngerer Menschen, die von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind. Bild: td
Die Agentur für Arbeit in Schwandorf registriert eine steigende Zahl jüngerer Menschen, die von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind.

Jahrelang hatte sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Landkreis nach der Statistik der Agentur für Arbeit nach unten entwickelt. Gab es im April 2016 noch 680 Betroffene, sank die Zahl bis zum April 2018 auf rund 430 Personen. Nach einem leichten Anstieg 2019 hat die Pandemie die Situation kippen lassen: Im April 2021 galten knapp 760 Personen im Kreis als langzeitarbeitslos, fanden also länger als ein Jahr keine neue Beschäftigung. Erstmals seit längerer Zeit trifft es vermehrt jüngere Menschen unter 25 Jahren. Die Corona-Krise ist aber nicht der einzige Grund für diese Entwicklung. Die Arbeitsagentur will gegensteuern, bietet Beratung und Unterstützung an.

Mit Langzeitarbeitslosigkeit hatten in der Vergangenheit besonders ältere Arbeitnehmer zu kämpfen. In der Coronakrise macht sie aber auch vor Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht Halt. Im letzten Vorkrisen-April im Jahr 2019 zählte die Agentur lediglich acht Langzeitarbeitslose mit einem Alter von 25 Jahren oder jünger im Landkreis Schwandorf. Im April 2021 waren es 30 Betroffene.

Lebhafter Wechsel

Auf den ersten Blick ist die Coronakrise der Auslöser für diese Entwicklung. Sie ließ die Arbeitslosigkeit steigen. Wegen der angespannten wirtschaftlichen Situation waren die Betriebe zurückhaltender bei Einstellungen. Die Folge: Viele Arbeitnehmer hatten es deutlich schwerer, zeitnah eine neue Anstellung zu finden.

Im vergangenen Jahr wechselten im Landkreis im Schnitt knapp 50 Jugendliche und junge Erwachsene pro Monat von der Kurzzeit- in die Langzeitarbeitslosigkeit. Im Vergleichszeitraum bis zum April 2020 waren es nur 30 Personen gewesen. Eingefroren war das Arbeitsmarktgeschehen allerdings nicht. Ihre Langzeitarbeitslosigkeit beendeten während der Coronakrise im Schnitt pro Monat rund 50 Betroffene unter 25-Jahren. Vor der Krise waren es im Vergleichszeitraum rund 30 Personen pro Monat. Allein betrachtet liefert die Pandemie also nicht die Erklärung für den Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit bei den Jüngeren.

Qualifikation wichtig

Hier spielt nach Angaben der Agentur noch ein anderer Faktor eine entscheidende Rolle, der sich in der Krise deutlicher als in der Hochkonjunktur gezeigt hat: die Qualifikation der Betroffenen. Die Zahl der langzeitarbeitslosen Jugendlichen und jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss lag in den zwölf Monaten vor der Krise im Agenturbezirk bei rund 20 Betroffenen, nach Beginn der Krise bis jetzt erhöhte sie sich auf durchschnittlich knapp 40. Damit stieg der Anteil der jüngeren Langzeitarbeitslosen ohne Berufsausbildung zwar weniger stark als die allgemeine Jugend-Langzeitarbeitslosigkeit. Dies ist jedoch keine gute Nachricht für die Betroffenen, im Gegenteil. Sie müssen nun mit höher qualifizierten Arbeitslosen um weniger zur Verfügung stehende Stellen konkurrieren. Dies gilt umso mehr, da fast alle Geringqualifizierten eine Tätigkeit im Helferbereich anstreben.

„Um langfristig wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, ist eine Qualifizierung meist der erfolgversprechendere Weg. Die Arbeitsagentur unterstützt Betroffene dabei mit verschiedenen Angeboten. Hiervon profitieren auch Arbeitgeber, die jungen Menschen eine neue berufliche Perspektive schaffen“, berichtet Markus Nitsch, Chef der Agentur für Arbeit Schwandorf. Mithilfe des Bundesprogramms „Ausbildungsplätze sichern“ werden Unternehmen von der Arbeitsagentur finanziell unterstützt, die ihr Ausbildungsniveau in der Krise aufrechterhalten oder erhöhen. Weiter gibt es speziell für schwächere Jugendliche verschiedene Fördermöglichkeiten.

„Der Lohn für Helfertätigkeiten ist oft höher als Ausbildungsvergütungen. Gerade junge Menschen in herausfordernden Lebenssituationen, zum Beispiel mit familiären Verpflichtungen, steigen verstärkt ohne Ausbildung direkt ins Berufsleben ein. So verdienen sie die ersten Jahre mehr Geld als ihre Altersgenossen, aber nicht langfristig. Arbeitnehmer mit abgeschlossener Berufsausbildung erzielen im Schnitt ein deutlich höheres Entgelt als ungelernte Arbeitskräfte und sind seltener von Arbeitslosigkeit betroffen“, berichtet der Agenturleiter.

Termin vereinbaren

Gerade Zeiten der Kurzarbeit bieten sich für Weiterqualifizierungen an. Unter den Telefonnummern 0800 4 5555 00 sowie 09431 200 400 können Betroffene einen Beratungstermin vereinbaren.

Schwandorf06.05.2021

„Um langfristig wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, ist eine Qualifizierung meist der erfolgversprechendere Weg."

Markus Nitsch, Chef der Agentur für Arbeit

Markus Nitsch, Chef der Agentur für Arbeit

 
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