Schwandorf
15.09.2025 - 16:15 Uhr

Literarischer Spaziergang durch Schwandorf bei der "Nacht der Worte"

Auf der fünften "Nacht der Worte" führte ein literarischer Spaziergang an ungewöhnliche Orte in Schwandorf: einen Kirchturm, zwischen Särge und Urnenstelen, in der Patisserie. Alle Orte waren mit Geschichten verbunden.

Elf Jahre sind seit der letzten "Nacht der Worte" vergangen. Für die fünfte Auflage am vergangenen Samstag wählte der Schwandorfer Architekturzirkel acht Standorte aus, die gewöhnlich nicht zugänglich sind. Dazu gehörte der Turm der evangelischen Erlöserkirche. Dort las Pfarrer Stefan Drechsler aus Heinrich Bölls Kurzgeschichte "An der Brücke", die die Aussagekraft von Statistiken in Frage stellt: Ein Mann hatte die Aufgabe, die Zahl der Menschen zu zählen, die eine Brücke überquerten. Immer wenn seine heimliche Freundin hinüberging, hörte er auf zu zählen und schätzte anschließend einfach die Zahl der Passanten. Bis eines Tages ein Kontrolleur kam.

Nach einer zehnminütigen Lesung wechselten die 200 Teilnehmer nach Belieben die Standorte. Die poetische Erzählung von Konditormeister Hans Brunner war eine Liebeserklärung an die Schokolade, "die Glückshormone freisetzt, Nähe schafft und die Grenzen zwischen Arm und Reich aufhebt". Dem Hörvergnügen folgte der Gaumengenuss. "Master of Sweets" Carolin Brunner ließ die Zuhörer von ihren köstlichen Pralinen probieren.

Ort mit Wort verbunden

Der literarische Spaziergang sollte "Ort und Wort" miteinander verbinden. Im Vereinshaus, das durch einen Wasserschaden schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, brachte Andreas Weikl die Zuhörer mit Kishons Satire "Der Kampf mit dem Installateur" zum Schmunzeln. In den Räumen des Bestattungsunternehmens Hauer gab die Regensburger Autorin Theresa Klinz ihrer Kurzgeschichte über ein fragiles Familiengeflecht den Titel "Auf dem Weg". Im "Metropol", einem Treffpunkt für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, erzählte Thomas Dobler die bewegende Geschichte zweier junger Musiker, die sich zufällig im Zug nach Prag treffen.

Im neuen Stadtarchiv zeichnete Lisa Pensenstadler in ihrem futuristischen Text "Mona Lisa" das Bild eines "digitalisierten Museums". Im Oratorium der Jakobskirche, dem ehemaligen Gebetsraum der Adeligen und später der Schulschwestern, erinnerte Ludwig Weingärtner an die Geschichte der einstigen Anna-Kapelle und des Friedhofs an diesem Standort.

Nach den Lesungen lud der Architekturzirkel die Teilnehmer zu Sekt, Häppchen und Gesprächen ins "Metropol" ein. Sprecher Siegfried Knipl freute sich über die große Resonanz und positiven Kommentare der Teilnehmer.

 
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