Schwandorf
09.03.2020 - 16:59 Uhr

Der Mann als "Billigbausatz aus dem Baumarkt"

Rollentausch im Hause Stiglmeier: "Er" macht nun "das bisschen Haushalt". Die Kabarettistin gastierte mit ihrem Programm "Stubenrein" beim Weltfrauentag in der Fronberger Brauereiwirtschaft. Bild: Hirsch
Rollentausch im Hause Stiglmeier: "Er" macht nun "das bisschen Haushalt". Die Kabarettistin gastierte mit ihrem Programm "Stubenrein" beim Weltfrauentag in der Fronberger Brauereiwirtschaft.

Alexandra Stiglmeier hat mit ihrem Mann die Rollen getauscht. Jetzt ist "Er" daheim, erledigt nebenbei "das bisschen Haushalt" und hat genügend Zeit zum Telefonieren, Spazierengehen und Kaffeetrinken. "Sie" dagegen schuftet in der Arbeit und verdient das Geld. Die Szenerie gilt aber nur am Internationalen Frauentag.

Schubladendenken und Seitenhiebe müssen sein, wenn der aus zehn Partnern bestehende Veranstalterkreis den Weltfrauentag ausrichtet. Den kulturellen Teil bestritt am Sonntag im voll besetzten Saal der Fronberger Brauereiwirtschaft die Kabarettisten Alexandra Stiglmeier aus dem oberbayerischen Peiting. Sie schildert den "ganz normalen Familienwahnsinn", erzählt vom "schnarchenden Ehemann, der die ganze Nacht Holz sägt".

Bei der Erschaffung des Mannes habe der liebe Gott wohl "einen Billigbausatz aus dem Baumarkt" genommen. Nach langem Experimentieren könne er immerhin schon zwei Dinge gleichzeitig tun: "Zähne putzen und gleichzeitig den Spiegel voll spritzen". Wenn sie ihre "Strickerfrauen" zu Hause empfängt, schlüpft die Schauspielerin in verschiedene Rollen, wechselt die Dialekte und bedient die üblichen Klischees.

Die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, Dorothea Seitz-Dobler, kennt die Schwierigkeiten, mit denen Frauen zu kämpfen haben, wenn sie nach der Familienzeit wieder in den Beruf zurückkehren wollen. Vielen bleibe nur der "Minijob im Niedriglohnsektor mit dem Risiko der Altersarmut". Seitz-Dobler weist auf die Lohnlücken bei Männern und Frauen und die einseitige Belastung der Frauen in der Familien-, Erziehungs- und Pflegearbeit hin. Die Beauftragte für Chancengleichheit appellierte an die Eltern, ihre Töchter zu bestärken, einen Beruf "außerhalb des Mainstreams" zu ergreifen. Berufe, "die besser bezahlt sind und mehr Aufstiegsmöglichkeiten bieten".

Die Sprecherin des Veranstalterkreises, Helga Forster, machte auf die Schieflage auf politischer Ebene aufmerksam. Obwohl über die Hälfte der Landkreisbevölkerung weiblich sei, liege der Frauenanteil im Kreistag nur bei 31,6 und in den Städten und Gemeinden bei 14,6 Prozent. Nur zwölf Prozent der Frauen seien Bürgermeister.

DGB-Regionssekretärin Katja Ertl sagt jenen Rechtspopulisten den Kampf an, "die mit ihren rückständigen Familienvorstellungen die Frauen wieder in enge Schranken weisen wollen". Sie tritt für "eine vielfältige, offene und demokratische Gesellschaft" ein. Ertl ruft die Frauen zur Solidarität auf, denn: "Was wir nicht gemeinsam fordern, werden wir nicht bekommen."

 
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