Schwandorf
28.07.2019 - 13:30 Uhr

Müllverbrennung an der Grenze

Der Zweckverband Müllverwertung Schwandorf (ZMS) hat gute Nachrichten: "Es gibt was zurück", heißt es bei der Verbandsversammlung in Schwandorf für die Mitglieder. In Sachen Gewerbemüll ist allerdings Geduld gefragt.

Bei der ZMS-Verbandsversammlung lenkte Vorsitzender Thomas Ebeling (Zweiter von links) den Blick auf die bayernweit kritische Situation bei der Entsorgung von gewerblichen Abfällen, die verbrannt werden sollen. Bild: bl
Bei der ZMS-Verbandsversammlung lenkte Vorsitzender Thomas Ebeling (Zweiter von links) den Blick auf die bayernweit kritische Situation bei der Entsorgung von gewerblichen Abfällen, die verbrannt werden sollen.

Eine Haus- und Sperrmüllmenge von rund 300 000 Tonnen haben die Mitglieder des Zweckverbandes im vergangenen Jahr in Schwandorf angeliefert, für heuer rechnet man mit ähnlichen Mengen. Dazu kommen etwa 60 000 Tonnen von den Müllumladestationen. Da kann es bei einer Kapazität von rund 450 000 Tonnen schon mal eng werden, wenn auch noch Gewerbemüll hinzu kommt.

Priorität für Privathaushalt

Ein Muss ist die Annahme der Abfälle aus Industrie oder Handwerk für den Verband aber nicht, das machte Landrat Thomas Ebeling als ZMS-Vorsitzender nun noch einmal deutlich vor dem Hintergrund, dass nach Ostern die Entsorgung dieser thermisch zu behandelnden Abfälle gestoppt wurde. Trotz vieler Hinweise auf die angespannte Situation in diesem Bereich in Bayern, sei das für die Anlieferer vieler gewerblicher Abfallentsorger überraschend gekommen, bedauerte Ebeling und erklärte die Rechtslage.

Nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz des Bundes unterscheidet man zwischen Abfällen aus Privathaushalten und sonstigem Müll. Der Privathaushalt muss seine Abfälle der entsorgungspflichtigen Körperschaft überlassen, lediglich ein Teil kann unter Umständen kompostiert werden. Die Verbandsmitglieder (Landkreise und Städte) überlassen die Entsorgung des Restmülls dem Zweckverband. "Die Anlieferung von Haus- und Sperrmüll über die Verbandsmitglieder war in diesem Jahr und wird auch bis Ende des Jahres uneingeschränkt möglich sein", stellte Ebeling klar. Anders sieht es beim Müll aus, der nicht aus Privathaushalten stammt: Er muss nicht zwangsweise von der öffentlichen Hand entsorgt werden, sondern gilt als freie Handelsware.

Engpässe in ganz Süddeutschland

Das Müllkraftwerk in Schwandorf hat, was diese zusätzliche "Ware" betrifft, nun ein Handicap: "Die Durchsatzleistung im zweiten Halbjahr wird aufgrund der großen Revision der Ofenlinie 4, die 40 Prozent unserer Verbrennungskapazität ausmacht, geringfügig geringer ausfallen", informierte der ZMS-Vorsitzende und berichtete in diesem Zusammenhang auch von Engpässen der Müllverbrennungsanlagen im gesamten süddeutschen Raum.

Hauptursachen für die extreme Auslastung seien die gute Konjunktur, die demografische Entwicklung, der hohe private Konsum sowie das Importverbot von gemischten Kunststoffabfällen in China. So sieht sich Schwandorf "Anforderungen und Wünschen" von 200 000 Tonnen Gewerbemüll gegenüber, die Kapazität reicht aber nur für 75 000 Tonnen. Vorrang hat, wer hier mit dem Müllkraftwerk Kontingent-Verträge abgeschlossen hat. Diese vereinbarten Mengen würden auch abgenommen, versprach Ebeling. "Soweit darüber hinaus noch Kapazitäten vorhanden sind, nehmen wir auch den sonstigen Gewerbemüll gerne an."

Sperrmüll-Sortieranlage in Bodenwöhr

Als erfreulich wertete der Vorsitzende den Umstand, dass in Bodenwöhr eine Sperrmüll-Sortieranlage eingerichtet wurde, die derzeit im Probebetrieb läuft, so könne man etwa 50 Prozent der Menge wiederverwerten, was immerhin eine gewisse Entlastung darstellt. 7100 Tonnen Abfälle, die Anfang des Jahres in Neunburg und Regensburg gelagert wurden, konnten inzwischen zurückgenommen werden, die Rücknahme von weiteren 1700 Tonnen aus Hof läuft laut Ebeling zufriedenstellend an. Zufrieden ist der Verbandsvorsitzende auch mit dem Müllkraftwerk als Energieerzeuger: Die Strompreise konnten deutlich gesteigert werden. Auch dieser Faktor wirkt sich auf die Kostenkalkulation aus. Die Abrechnung des Entsorgungsentgelts für 2018 jedenfalls fällt nach dem Bericht von Kämmerer Markus Decker für 2018 günstiger aus: 115,00 Euro pro Tonne hatte man vorab kalkuliert, tatsächlich kostete eine Tonne dann nur 108,70 Euro. Rund 1,9 Millionen Euro bekommen die Verbandsmitglieder nun entsprechend der angelieferten Müllmengen erstattet.

"Spitz" abgerechnet

Die Frage aus dem Gremium, ob es da nicht noch mehr "versteckte Gewinne" zu verteilen gebe, musste Verbandsvorsitzender Ebeling aber verneinen. "Wir rechnen spitz ab", stellte er klar. "Viele Rückstellungen ergeben sich aus den gesetzlichen Vorschriften, da ist sehr viel Pflichtprogramm." Was das Müllkraftwerk leistet, können Interessierte anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Zweckverbands am Samstag, 12. Oktober bei einem Tag der offenen Tür von 9 bis 16 Uhr selbst in Augenschein nehmen.

Die Anlieferung von Haus- und Sperrmüll über die Verbandsmitglieder war in diesem Jahr und wird auch bis Ende des Jahres uneingeschränkt möglich sein.

ZMS-Verbandsvorsitzender Thomas Ebeling

ZMS-Verbandsvorsitzender Thomas Ebeling

Müll in Zahlen:

Müll in Zahlen

Keine Beanstandungen ergab die Prüfung der Jahresabschlüsse 2012 bis 1015, die der Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschuss den Mitgliedern des Zweckverbands Müllverwertung Schwandorf (ZMS) präsentiert. Kämmerer Markus Decker informierte über den Jahresabschluss für 2017 mit einer Bilanzsumme von rund 176 Millionen Euro (Vorjahr 171 Millionen Euro). Die Gewinn- und Verlustrechnung weist einen Jahresüberschuss in Höhe von rund 3,86 Millionen Euro auf. Die "Sonderrücklage Deponie-Nachsorge" in Höhe von rund 600 000 Euro wird aufgrund geänderter Vorschriften aufgelöst und der Allgemeinen Rücklage zugeführt. Rund 300 000 Tonnen an Haus- und Sperrmüll gab es 2018, der Entsorgungsentgeltbetrag dafür liegt bei rund 32,6 Millionen Euro, pro Tonne sind das 108,70 Euro. Rund 3 Millionen Euro wurden allein für den Müll im Landkreis Schwandorf an Vorauszahlungen geleistet. Die Müllmenge belief sich dort auf rund 26 000 Tonnen, rund 165 000 Euro gehen nun als Erstattung zurück an die Kommune. Die Prognose für 2019: Beim Haus- und Sperrmüll wird im gesamten Verbandsgebiet mit ähnlichen Mengen wie im Vorjahr (300 000 Tonnen) gerechnet. Insgesamt soll nach derzeitiger Einschätzung heuer eine Müllmenge von rund 440 000 Tonnen in der Schwandorfer Anlage verbrannt werden.

Das Müllkraftwerk Schwandorf ist auch Anlaufstelle für Gewerbebetriebe, die hier ihre Abfälle entsorgen möchten. Inzwischen gibt es Engpässe im gesamten süddeutschen Raum bei den Kapazitäten für diese Art Müll. Bild: bl
Das Müllkraftwerk Schwandorf ist auch Anlaufstelle für Gewerbebetriebe, die hier ihre Abfälle entsorgen möchten. Inzwischen gibt es Engpässe im gesamten süddeutschen Raum bei den Kapazitäten für diese Art Müll.
 
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