Die Gruppenmitglieder, die sich jeden Montag in den Räumen der Caritas-Fachambulanz in Schwandorf treffen, wollen die Kontrolle über ihr Handeln zurückgewinnen. Lisa (Name geändert) hatte sie nämlich verloren. „Alkohol war am Tag mein erster und am Abend mein letzter Gedanke“, bekennt die 43-Jährige. Sie leerte eine Flasche Wein nach der anderen. Bis ihr Lebensgefährte einschritt und sie zur Therapie überredete. Heute ist Lisa zur Normalität zurückgekehrt, geht arbeiten und hat wieder soziale Kontakte. Ihre Freunde wissen Bescheid. In der Therapiegruppe fühlt sie sich gut aufgehoben, „denn hier können wir unsere Erfahrungen austauschen“.
Erich (45, Name geändert) hat Bier getrunken. Den ganzen Tag über. Während „Corona“ wuchs die Isolation und damit auch der Konsum. Bis er körperlich und psychisch am Ende war. Es folgte eine ambulante Entgiftungskur. „Das war eine harte Zeit“, erinnert sich der Betroffene. Heute hat er seine Lebensqualität zurückgewonnen und kann frei über seine Situation sprechen.
Nicht bei allen verläuft der Weg zurück so reibungslos. Einige Gruppenmitglieder werden auch wieder rückfällig. „Dann müssen wir von vorne beginnen“, erklärt Martin Kudler. Der Mitarbeiter der Fachambulanz leistet den Betroffenen Hilfestellung auf dem Weg aus der Sackgasse. Denn: „Alleine schaffen sie es nicht“. Der Psychologe weiß, wie wichtig für einen Suchtkranken ein stabiles Umfeld und soziale Kontakte sind. Auch äußere Faktoren wie Stress, Arbeitsplatzverlust oder Depressionen spielten eine Rolle.
„Die Gründe für eine Abhängigkeit sind vielfältig“, weiß Martin Kudler. Deshalb sei es wichtig, für jeden Einzelnen individuelle Lösungen zu erschließen. Er hilft bei der Auswahl und Vermittlung der Behandlungsformen und bezieht dabei auch die Angehörigen mit ein. Die im Frühjahr eingerichtete Abstinenz- und Stabilisierungsgruppe stehe allen offen, „die das Gespräch suchen und sich helfen lassen wollen“. Die Fachambulanz für Suchtprobleme befindet sich in der Ettmannsdorfer Straße 2 in Schwandorf und ist telefonisch unter 09431/9980680 zu erreichen. Das Gruppentreffen beginnt jeden Montag um 17 Uhr und dauert 90 Minuten.
Berater Martin Kudler setzt bei den Teilnehmern ein gewisses Maß an Disziplin und gutem Willen voraus und meint: „Ein halbes Jahr lang sollte der Betroffene schon doch regelmäßig kommen". Nur dann könne sich der Prozess der Abstinenz stabilisieren. Der Fachberater garantiert den Teilnehmern Verschwiegenheit und wahrt die Anonymität gegenüber dem sozialen Umfeld und auch gegenüber dem Arbeitgeber.
Fachambulanz für Suchtprobleme
- Träger:Seit 90 Jahren bietet die Caritas in der Diözese Regensburg Suchtkranken Hilfe an.
- Anlaufstellen:In der Oberpfalz gibt es Fachambulanzen in Tirschenreuth, Weiden, Amberg, Schwandorf, Parsberg und Regensburg.
- Anspruch: Begegnung mit den Betroffenen auf Augenhöhe.
- Abstinenz- und Stabilisierungsgruppe: Seit März 2023 trifft sich die Gruppe jeden Montag in den Räumen der Fachambulanz Schwandorf.
- Kontakt: Die Anlaufstelle in Schwandorf ist unter beratung[at]suchtambulanz-schwandorf[dot]de oder 09431/9980680 zu erreichen.
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