Im Kampf gegen den Drogentod ist schnelle Hilfe wichtig. Seit kurzem steht ein Mittel parat, mit dem sich Abhängige gegenseitig oder Angehörige einem Betroffenen helfen können: ein Nasenspray mit dem Wirkstoff Naloxon. Bei richtiger Anwendung wirkt es schnell und kann die Wirkung von Opiaten und Opioiden wie Heroin oder Fentanyl vorübergehend ganz aufheben. Für nicht abhängige Menschen ist Naloxon ungefährlich, es ist auch kein Betäubungsmittel. Das Spray gibt es auf Rezept. Bevor Abhängige dieses erhalten, ist eine kurze Schulung nötig. „Sie dauert etwa eine halbe Stunde“, sagt Karin Schmittner. Die Leiterin der Schwandorfer Caritas-Fachambulanz für Suchtprobleme bietet diese Kurse nach Terminabsprache an.
Ein Notfallkit enthält zwei Nasensprays mit jeweils einer Dosis Naloxon. Im Kurs wird die Anwendung gezeigt, außerdem generelle Tipps zur Ersten Hilfe gegeben. "Ein Großteil der Betroffenen muss dann nicht mehr ins Krankenhaus", sagte Schmittner im Gespräch mit Oberpfalz-Medien – was Kosten spare und die Kliniken entlaste. Bislang konnte Naloxon nur von Ärzten intravenös verabreicht werden.
Erfolgreiches Projekt
Das Nasenspray wurde in den USA entwickelt. Der Bund und Bayern starteten im Oktober 2018 ein Modellprojekt zur Abgabe des Nasensprays, mit der entsprechenden Schulung. 537 Menschen wurden ausgebildet. Laut bayerischem Gesundheitsministerium wurden während der Projektzeit 92 Drogennotfälle dokumentiert, bei denen das lebensrettende Medikament erfolgreich eingesetzt wurde. Die Uni Regensburg war federführend mit eingebunden. "Jetzt wollen wir so viele wie möglich ausbilden", sagt Schmittner. "Die Kurse sind für Betroffene und Angehörige kostenlos." Zwar bekommen gesunde Angehörige kein Rezept, allerdings können sie die Anwendung lernen. Die Beratungsstellenärztin Dr. Barbara Kirzinger stelle den Abhängigen die Rezepte aus, erläuterte Schmittner.
Aus Regensburg gibt es laut Schmittner Erfahrungen, dort bieten auch Streetworker die Kurse an. "Die Leute sind froh darüber", berichtet die Suchttherapeutin. Nach Schätzungen sind bei einer Überdosierung in zwei Drittel der Fälle andere Menschen vor Ort. Haben sie ein Notfallkit, können sie entsprechend helfen. Außerdem, so Schmittner, werde bei den Kursen auch mit "Legenden" aufgeräumt, etwa dass eine Dusche bei einer Überdosis helfen könne. Gefährdet seien Abhängige besonders bei einem Rückfall nach einer Therapie oder durch Beikonsum bei einer Drogenersatztherapie.
Die Schulungen bei der Fachambulanz in Schwandorf richten sich vornehmlich an Einzelpersonen und werden von Schmittner geleitet. Noch im November wird sie die ersten Betroffenen schulen. Gruppenangebote gibt's in Regensburg. Jede Fachambulanz habe inzwischen geschultes Personal und gibt entsprechende Beratung.
Dass es auch im Landkreis eine Szene von Opiat-Abhängigen gibt, zeigen nicht nur die 96 Fälle, die die Suchtambulanz laut Schmittner im vergangenen Jahr betreut hat. Auch der "Spritzenautomat" an der Schwandorfer Adenauerbrücke wird genutzt. Zwischen 20 und 30 Sets mit sauberem Spritzbesteck werden hier pro Woche gezogen, berichtete Schmittner.
Caritas-Fachambulanz für Suchtprobleme Schwandorf
- Kontakt: Telefon 09431/9980680; Mail: beratung[at]suchtambulanz-schwandorf[dot]de; www.suchtambulanz-schwandorf.de
- Online-Beratung: www.caritas.de/onlineberatung
- Adresse: Ettmannsdorfer Straße 2-4, Schwandorf
- Öffnungszeiten:Montag bis Donnerstag 8 bis 12 und 13 bis 17 Uhr; Freitag 8 bis 15 Uhr und nach Vereinbarung.
- Außensprechstunde Oberviechtach: Montag nach Vereinbarung, Pfarrheim, Zum Bahnhof 7
- Leitung: Karin Schmittner

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