St. Paul ist die Pfarrkirche auf dem Weinberg, dessen frei stehenden, 28 Meter hohen Turm man wegen seiner exponierten Lage weithin sieht. Normalerweise zeigt er sich genauso rot verklinkert wie die benachbarte Kirche und das zugehörige Pfarrzentrum. Seit kurzem hat man jedoch den Eindruck, der bekannte Verpackungskünstler Christo hat in Schwandorf einen neuen Auftrag ausgeführt. Dabei war es nur die Firma Beutlhauser – sie hat den Turm mit einem Netz eingerüstet und „dicht gemacht“. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, versichert Kirchenpfleger Theo Steltenkamp, da handtellergroße Beton- und Ziegelteile zu Boden gefallen waren.
Ursache für die ungewohnte Maßnahme ist die Korrosion, unter der das hohe Bauwerk zu leiden scheint. Diese bestätigte auch Diözesanarchitektin Martina Hackl, die für das Dekanat Schwandorf zuständig ist. Nach einem ersten Arbeitsbesuch Mitte November 2019 erarbeitete sie eine Stellungnahme, die die Gefahr benannte und erste Sicherungsschritte anregte. Laut Hackl weisen die Fassaden des Glockenturms der Pfarrkirche St. Paul nämlich umfangreiche Frostschäden auf. Aus großer Höhe herabfallende Brocken aus dem Bereich der Schall-Läden und des Ziegelmauerwerks der Fassade „stellen eine Gefahr für Leib und Leben der Passanten dar“. Dass die Schäden noch schlimmer werden, davon sei auszugehen. Die Architektin empfahl, unverzüglich geeignete Sicherungsvorkehrungen zu treffen, denn es bestehe „akuter Handlungsbedarf“.
Als erstes wurde daraufhin das Umfeld des Kirchturms gesichert, damit sich niemand dem schadhaften Bauwerk nähern kann und gegebenenfalls von einem herabfallenden Teil getroffen wird. Eine zeitlang wurde auch der Aufgang von der Straße her zum Kirchvorplatz gesperrt, so dass der Zugang zur Kirche nur noch von der Pfarrheimseite her möglich war. Eine Empfehlung ging dahin, zunächst auf das Glockengeläut zu verzichten, bis der Statiker die Unbedenklichkeit festgestellt hat. „Aber es ist kein statisches Problem“, weiß Steltenkamp zwischenzeitlich. So gab es auch keine Veranlassung, das Geläut auf Dauer zu unterbinden.
„Wie es weiter geht, wissen wir noch nicht“, betont der Kirchenpfleger. Derzeit sei die Bamberger Fachfirma Pro Denkmal am Zug mit Untersuchungen, Aufnahmen und Messungen. Am Ende werde wohl ein Gutachten stehen, das eine Sanierung empfiehlt. Und das sei dann auch eine finanzielle Frage.
1956 kaufte der damalige Schwandorfer Stadtpfarrer Alois Wild ein Grundstück auf dem Weinberg für den Bau einer neuen Kirche, für die am 13. Oktober 1963 die Grundsteinlegung erfolgte. Ein Jahr später segnete Geistlicher Rat Georg Güntner zunächst die fünf Glocken der Kirche, ehe dann am 22. November 1964 die Konsekration des Gotteshauses durch Weihbischof Josef Hiltl erfolgte. Ein halbes Jahr später erhob die Diözese das Gotteshaus zur Pfarrkirche und berief den damaligen Kaplan von St. Jakob, Matthias Dierig, zum ersten Pfarrer.
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