"Psychische Erkrankungen sind in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen", stellt Franz Löffler fest. Der Bezirkstagspräsident will die in seelische Not geratenen Menschen herausholen aus der Tabu-Ecke. Er gab den Startschuss für den oberpfalzweiten Aufbau eines Krisendienstes. Die Geschäftsstelle entsteht in Schwandorf.
Träger der Einrichtung ist eine gemeinnützige GmbH mit zwölf Gesellschaftern, deren Vertreter sich in der nächsten Woche treffen, um Jens Scheffel zum Geschäftsführer zu ernennen. Der Lehrer für Mathematik und Physik war zuletzt Personalvorstand einer privaten Bildungseinrichtung in Regensburg und wird nun mit dem Aufbau des Krisendienstes beauftragt. Die Geschäftsstelle befindet sich in den 160 Quadratmeter großen Räumen einer ehemaligen Physiotherapiepraxis in der Friedrich-Ebert-Straße 1 in Schwandorf. Dort werden im Schichtbetrieb zehn Mitarbeiter arbeiten und Anrufe von Menschen in psychischen Notlagen entgegennehmen.
Ausgangspunkt ist das "Bayerische Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz" aus dem Jahre 2018. Darin beauftragt der Freistaat die Bezirke mit dem Aufbau von Strukturen zur Akuthilfe für psychisch kranke Menschen. Der Leiter der Sozialverwaltung im Bezirk, Benedikt Schreiner, ist gerade dabei, in der Oberpfalz ein Netzwerk an Helfern zu entwickeln. Die Leitstellen werden in ganz Bayern eine einheitliche Telefonnummer bekommen. Anrufer aus der Oberpfalz landen automatisch in der Geschäftsstelle in Schwandorf. Dort entscheidet eine geschulte Fachkraft über das weitere Vorgehen. Kann der Experte den seelisch angeschlagenen Anrufer am Telefon nicht beruhigen, schickt er den Bereitschaftsdienst mit Ärzten und Psychologen in die Wohnung.
In dieses Helfernetzwerk bindet die Träger-GmbH alle bereits tätigen Organisationen mit ein, vom Diakonischen Werk über die Dr. Loew Soziale Dienstleistungen bis zu den psychosozialen Arbeitsgemeinschaften. "Wir wollen nicht zweigleisig fahren, sondern die Kräfte bündeln", erklärt dazu Bezirkstagspräsident Franz Löffler.
Für den Geschäftsführer des "Diakonischen Werkes" und Mitgesellschafter des Krisendienstes, Stefan Strauß, ist es wichtig, "dass neben den sozialpsychiatrischen Diensten auch Betroffenenverbände und Selbsthilfegruppen eingebunden sind". In der Geschäftsstelle des "Krisendienstes Oberpfalz" würden nur geschulte Fachkräfte mit Erfahrung im Umgang mit psychisch kranken Menschen arbeiten.
In Oberbayern ist der Krisendienst bereits seit zwei Jahren im Einsatz. "Die Erfahrungen wollen wir für den Aufbau unserer Strukturen nutzen", erklärt Franz Löffler. Er hat sich die Zahlen für Oberbayern geben lassen: Dort hat die Leitstelle im Jahr 22 000 Telefonkontakte mit hilfesuchenden Menschen gezählt. Die Kosten für Miete und Personal der Geschäftsstelle übernimmt der Freistaat, die Ausgaben für die Außeneinsätze der Bezirk. "Hier müssen wir versuchen, die Krankenkassen mit ins Boot zu holen", erklärt Franz Löffler. Landrat Thomas Ebeling und Oberbürgermeister Andreas Feller bedankten sich für das Vertrauen in die Große Kreisstadt und betonten: "Schwandorf ist für die Geschäftsstelle ein guter Standort."













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