„Die Polizei, dein Freund und Helfer“. Mit diesem Image steht der Beruf des Polizisten in der öffentlichen Wertschätzung immer noch ganz oben. Doch diese Anerkennung beginne zu bröckeln, findet Christian Bleyer. Beim DGB-Jahrespressegespräch am Mittwoch im Landgasthof Obermeier in Klardorf beklagte der Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei „die zunehmende Gewaltbereitschaft und Respektlosigkeit gegenüber unseren Beamten“. Dies habe Auswirkungen auf die Nachwuchsgewinnung. „Welcher junge Mensch will unter diesen Umständen noch zur Polizei gehen?“, fragte der DGB-Vertreter rhetorisch in die Runde. Die Bewerberzahlen seien jedenfalls rückläufig.
Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei in der Oberpfalz 625 Übergriffe auf Einsatzkräfte. „Bei einer hohen Dunkelziffer“, schätzt Christian Bleyer. 251 Kollegen seien dabei verletzt worden. Im Landkreis Schwandorf wurden 100 Übergriffe gezählt, in der Stadt Schwandorf 25. „Die Polizei muss die Folgen des politischen Handelns ausbaden“, stellt der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei fest. Als jüngstes Beispiel nennt er die Proteste vor dem Schloss Thurn und Taxis in Regensburg, „die ein großes Polizeiaufgebot erfordert haben“. Mit Sorge beobachtet er, „dass das Mitführen von Messern bei den Jugendlichen heute zum Alltag geworden ist“. Bleyer erwartet von den politischen Entscheidungsträgern, „dass sie zur Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit mehr Geld in die Hand nehmen“. Öffentliche Mutmaßungen, in der Polizei würden rechtsextreme Kräfte zunehmen, kann der Gewerkschaftsvertreter nicht bestätigen.
Lehrermangel und die Folgen
Matthias Haberl ist Lehrer am Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium Schwandorf und im Ehrenamt Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Er stellt fest: „Der Lehrermangel besteht nicht nur in den Grund-, Mittel- und Realschulen, sondern ist inzwischen auch an den Gymnasien angekommen.“ Das Kultusministerium erhöhe den Druck auf die Teilzeitkräfte, verpflichte sie zu Mehrarbeit und rekrutiere mit Quereinsteigern Personalreserven. Haberl spricht sich für "ein längeres gemeinsames Lernen" aus und ist der Meinung, „dass man die Energie und den Aufwand für die Sortierung besser in die individuelle Förderung der Kinder stecken sollte“.
Rezession bei den Zulieferern
Petra Katens von der IG Bau ist stolz auf das Ergebnis des Tarifabschlusses zum 1. April von plus 4,2 Prozent. Die Baufirmen seien ausgelastet, würden aber unter bürokratischen Hemmnissen leiden. IG-BCE-Bezirksleiter Rainer Hoffmann meldet dagegen aus seiner Branche Insolvenzen und Kurzarbeit. Die Bevollmächtigten der IG Metall, Sabrina Feige (Amberg) und Olga Redda (Regensburg), differenzieren zwischen dem Wachstum bei den Industrieunternehmen und der Rezession bei den Zulieferern.
DGB-Regionalgeschäftsführer Christian Dietl fordert ein bayerisches Tariftreue- und Vergabegesetz und stellt fest: „Es kann nicht sein, dass derjenige, der die niedrigsten Löhne zahlt, einen öffentlichen Auftrag bekommt, weil er das billigste Angebot abgibt“.
Deutscher Gewerkschaftsbund
- Gliederung: Der DGB ist der Dachverband für acht Einzelgewerkschaften.
- Interessensvertretung: Der DGB vertritt die Interessen von 5,6 Millionen Mitgliedern.
- DGB-Vertreter in der Oberpfalz: Regionsgeschäftsführer Christian Dietl und Jugendsekretär Martin Oswald.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.