Der Schwandorfer Ehrenbürger Josef Zilch ist mittlerweile 94 Jahre alt und wohnt in der oberbayerischen Gemeinde Egling. Regelmäßig besuchte er seinen inzwischen verstorbenen Schulkameraden Franz Sichler. Am Mittwoch kehrte der weitgereiste Komponist und Dirigent noch einmal zu seinen Wurzeln zurück, setzte sich am Ende des Festaktes zu "50 Jahre Große Kreisstadt Schwandorf" an den Flügel und brachte Improvisationen zur Bayernhymne zu Gehör. Er spannte damit den Bogen zum Komponisten der Bayernhymne, Konrad-Max-Kunz, der bekanntlich im Schwandorfer Türmerhaus zur Welt kam.
Oberbürgermeister Andreas Feller hieß in der vollbesetzten Spitalkirche aktuelle und ehemalige Stadträte, Behördenleiter und Vertreter der ehemaligen Gemeinden willkommen. Unter ihnen auch Mathias Schwab, der damals die Eingemeindung seines Heimatortes Neukirchen mit vollzogen hat und vor wenigen Wochen seinen 100. Geburtstag feiern konnte. Elf ehemals selbständige Gemeinden schlossen sich im Rahmen der Gebietsreform der Großen Kreisstadt an. „Mehr oder weniger freiwillig“, wie Oberbürgermeister Andreas Feller in seiner Rückblende feststellte.
Widerstand aus Dachelhofen
Die finanzstarke Gemeinde Dachelhofen beispielsweise wehrte sich gegen die Eingliederung mit Händen und Füßen und zog sogar vor das Verwaltungsgericht. „Wir kämpfen bis zum letzten Atemzug“, ließ der damalige Bürgermeister Georg Feldmeier den Schwandorfern wissen. Denn: „Die wollen doch nur unser Geld“. Doch aller Widerstand half nichts.
Die ehemaligen Stadträte Michael Kaplitz und Hans Hottner gehörten 1972 zu den Männern der ersten Stunde. Sie erinnern sich noch an die „Reibereien mit der Gemeinde Dachelhofen“, die zunächst eigenständig bleiben wollte und später den Kontakt nach Klardorf, Bubach und Gögglbach suchte. „Doch da war es schon zu spät“, erinnert sich Michael Kaplitz. Heute ist er der Meinung: „Die Gebietsreform hat sich auf die Stadt Schwandorf positiv ausgewirkt“.
Kritik an Kirchturmdenken
Der frühere Bürgermeister der Gemeinde Klardorf und spätere Landrat von Burglengenfeld und Schwandorf, Hans Schuierer, lässt zwar an der Notwendigkeit der Gemeindereform keinen Zweifel, stellt aber rückblickend fest: „Bei der Umsetzung wurden viele Fehler gemacht“. Das Kirchturmdenken der Gemeindevertreter habe bessere Lösungen verhindert. Altlandrat Hans Schuierer erinnert sich an „eine hervorragende Zusammenarbeit zwischen der Stadt und dem Landkreis Schwandorf“.
Stadtarchivar Josef Fischer spannte einen weiten Bogen vom Umbau Bayerns durch Graf von Montgelas bis zur Gebietsreform 150 Jahre später. Er schilderte, wie aus der ehemaligen Stadt „Schwandorf in Bayern“ eine der 29 „Großen Kreisstädte“ im Freistaat geworden und von 16 000 auf mittlerweile 30 560 Einwohner gewachsen ist. Mit 124 Quadratkilometern sei Schwandorf flächenmäßig die fünftgrößte Stadt in Bayern.
Regierungsvizepräsident Florian Luderschmid erinnerte daran, dass die Gebietsreform auf dem Reißbrett entworfen wurde. „Die Bürger hat man nicht gefragt“, so Luderschmid. Stellvertretender Landrat Jakob Scharf bedankte sich bei der Stadt für „50 Jahre harmonische Zusammenarbeit mit dem Landkreis“ und bescheinigte der „Stadt im Seenland“ einen hohen Bekanntheitsgrad. Die „Schwandorfer Blasmusik“ begleitete den Festakt musikalisch. Bei einem Stehempfang tauschten die Gäste ihre Erinnerungen aus.
Chronik der Eingemeindungen
- Juli 1972: Eingemeindung der Orte und Ortsteile Ettmannsdorf, Fronberg, Haselbach, Krondorf, Kronstetten, Kreith und Höflarn, Nattermoos und Niederhof mit insgesamt 6000 Einwohnern.
- Juli 1976: Anschluss der Gemeinde Gögglbach mit den Ortsteilen Greinhof und Naabsiegenhofen.
- Mai 1978: Eingemeindung von Bubach, Dachelhofen, Klardorf, Naabeck und Neukirchen.
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