Schwandorf
28.08.2020 - 13:59 Uhr

Schwandorf: Monsignore Hans Amann seit 20 Jahren Stadtpfarrer

Mystik und Politik: Das sind zwei Pole, die für Monsignore Hans Amann die Arbeit eines Priesters prägen. Anfang September sind es 20 Jahre, dass er Stadtpfarrer von St. Jakob ist. Mit den Oberpfalz-Medien blickt er zurück- und nach vorn.

Monsignore Hans Amann sitzt an seinem Schreibtisch im Pfarrhaus. Administrative Aufgaben gehören "zum Geschäft" des Dekans. Seine Hauptaufgabe sieht er freilich in der Seelsorge. Bild: Hösamer
Monsignore Hans Amann sitzt an seinem Schreibtisch im Pfarrhaus. Administrative Aufgaben gehören "zum Geschäft" des Dekans. Seine Hauptaufgabe sieht er freilich in der Seelsorge.

Er wolle ein Pfarrer sein, der mystisch und politisch ist. Das hat Monsignore Hans Amann bei seinem Antritt als Stadtpfarrer in St. Jakob klar gestellt. Am 1. September ist das 20 Jahre her. An diesen Eckpfeilern hat sich für ihn bis heute nichts geändert. "Das sind für mich die beiden Pole, die für die Arbeit in der Kirche und damit für die Arbeit eines Pfarrers wichtig sind", betont der Dekan im Gespräch mit den Oberpfalz-Medien.

Die Stimme erheben

"Ganz klar im Glauben verwurzelt -mystisch - und politisch in dem Sinne, sich hier für die Menschen einsetzen, damit deren Leben lebenswert ist". Darin sieht Amann die Aufgaben der Kirche, hineinzuwirken in die Gesellschaft, auch den Finger in die Wunde zu legen, etwa wenn es um Fragen der Gerechtigkeit geht, um die Bewahrung der Schöpfung. "Da werden wir immer unsere Stimme erheben. Das fließt aus dem Pol des politisch seine heraus. Ich glaube, dass ich das einlösen konnte in den 20 Jahren", sagt Amann, "ich glaube, dass der Pfarrer von St. Jakob mit seinem Wort präsent ist und auch gehört wird". Auch wenn das nicht einfacher wird: Er sehe mit gewisser Sorge, dass Sakramente wie Taufe, Kommunion, Firmung gerne angenommen werden - das Wissen über den Sinn dahinter aber manchmal eher dünn ist.

Modern und offen, so lobte der damalige Pfarrgemeinderatsvorsitzende Konrad Simbeck 2004 beim 25-jährigen Priesterjubiläum den Stadtpfarrer. Amann führte den Neujahrsempfang für die Ehrenamtlichen ein, mit "Musik zur Marktzeit" erfand er ein Format, das seitdem samstags um 12.05 Uhr in der Jakobskirche einen Ruhepol im Einkaufsstress bietet.Sein 40-jähriges Priesterjubiläum feierte Amann vergangenes Jahrs.

Schwandorf23.06.2019

Mit Amann zog vor 20 Jahren frischer Wind ins Pfarrhaus. Da kam einer, der sich nicht hinter Kirchenmauern versteckt, der offen auf die Menschen zugeht, in der Stadt unterwegs ist, für den die kirchlichen Verbände und das Ehrenamt wichtig sind. "Der Herrgott hat mir auch einen Farbtopf Leben gegeben, ich habe Möglichkeiten, an verschiedenen Orten aus dem Glauben heraus Farbe in das Leben der Menschen zu bringen". Das sei für ihn die Möglichkeit, nah und oft bei den Menschen zu sein.

Aber auch eine erste Bewährungsprobe wartete auf den Pfarrer: Zusammen mit Schulleiterin Marlies Hoffmann setzte er sich für den Erhalt der Mädchenrealschule St. Josef ein. Ein von ihm initiierter "Runder Tisch" mit Vertretern der maßgeblichen Stellen aus Diözese und Politik fand schließlich eine Lösung für die Schule, die der Dominikanerinnenorden aufgegeben hatte. "Mein Beitrag war ein kleiner", sagt der Dekan. Eine Schließung der Schule, ist sich Amann heute noch sicher, hätte dem Ruf der Kirche schwer geschadet.

Kontakt zur Jugend

Außerdem: Die Jugend lag Amann schon immer am Herzen. "Ich hab einen guten Draht zu jungen Menschen, das ist mir scheinbar gegeben." Während des Theologie-Studiums an der Uni Regensburg wohnte Amann im Internat der Domspatzen, jobbte dort als Betreuer. Und auch als Fahrer für die Ratzinger-Brüder: Der spätere Papst Benedikt XVI. war damals noch Professor an der Uni, Georg Ratzinger Domkapellmeister. Sein Diakonat verbrachte Amann in Neufahrn (Niederbayern). Die Priesterweihe empfing Amann am 23. Juni 1979 von Bischof Rudolf Graber. Die Oberpfalz blieb für den in Tanzfleck (Gemeinde Freihung, Kreis Amberg) geborenen Priester weiter Heimat: Zwei Jahre war er Kaplan in St. Vitus in Burglengenfeld, ehe er für vier Jahre als Präfekt ans Bischöfliche Studienseminar in Weiden wechselte. Neun Jahre war Hans Amann Diözesanjugendpfarrer, dann wählte ihn der Bund der katholischen deutschen Jugend (BDKJ) zu ihrem bayerischen Landespräses. Die Grundsteine für das Freiwillige Soziale und Ökologische Jahr wurden in dieser Zeit gelegt. 2000 wurde Amann Stadtpfarrer in Schwandorf, Anfang 2001 Dekan. 2018 ernannte ihn der Papst zum Monsignore.

Hohe Ehre für Stadtpfarrer von St. Jakob

Zwölf Jahre war Amann stellvertretender und sechs Jahre Vorsitzender des Caritas-Kreisverbands. "Ein Engagement, das mir äußerst wichtig war, weil Caritas der Kirche in besonderer Weise ein menschliches Gesicht gibt", sagt Amann. Die Gründung der Schwandorfer Tafel fällt in diese Zeit, maßgeblich von Amann mit initiiert. Die Arbeiterwohlfahrt und das Bayerische Rote Kreuz holte er mit ins Boot. "Ich finde, dass jede Tafel ein wichtiger Spiegel ist, der einer an sich reichen Gesellschaft und ihren Politikern vorgehalten wird, damit alle besser auf die Schaffung gleichwertiger Lebenschancen schauen", betont der Stadtpfarrer.

"Die Hauptaufgabe eines Priesters ist, auch wenn es banal klingt, das Evangelium Jesu Christi zu verkünden. Der Dreh- und Angelpunkt ist Jesus Christus. Um den geht's", betont der Monsignore. Dass die praktizierenden Christen weniger werden, sieht auch Amann sonntags im Gottesdienst. "Da müssen wir Antworten finden", sagt der Dekan. Der ökumenische Gottesdienst zum Bürgerfest ist so ein prominenter Anlass. Auch, um die Ökumene zu pflegen, die dem Stadtpfarrer am Herzen liegt. Die Gemeinsamkeiten der Konfessionen herauszustellen, die Unterschiede respektieren: Auf diese Formel bringt er seinen Ansatz. Mit seinem protestantischen Amtskollegen Arne Langbein pflegt er ein sehr gutes Verhältnis, das in Fernsehauftritten für die Dokumentation "Und was glaubst du" für den Sender ARD Alpha führte.

"Der Dreh- und Angelpunkt ist Jesus Christus. Um den geht's", sagt Monsignore Hans Amann. Bild: Götz
"Der Dreh- und Angelpunkt ist Jesus Christus. Um den geht's", sagt Monsignore Hans Amann.

Zwei Kirchen - St. Jakob und die Expositurkirche Haselbach -, zwei Kindergärten, Benefizium, Pfarrhaus, Pfarrhof: Neben administrativen Aufgaben gehört auch der Unterhalt der Gebäude zum Aufgabenbereich der Pfarrei. Einen "Höhepunkt im wörtlichen Sinne" nennt Amann die Sanierung des Kirchturms der Stadtpfarrkirche samt neuem Dach. Nun steht eine gründliche Sanierung des Pfarrkirche an. Aber, meint Amann, wahrscheinlich nicht mehr während seiner Amtszeit. In zwei Jahren möchte er in den Ruhestand gehen. Möglicherweise auch der Zeitpunkt, zu dem weitere Änderungen in Schwandorfer anstehen. Der Zusammenschluss der Pfarreien St. Jakob und St. Andreas Fronberg steht schon lange auf dem Plan, auch aus den Pfarreien Kreuzberg und Weinberg könnte eine Gemeinschaft werden.

Mit 70 in den Ruhestand

Wo will der Dekan seinen Ruhestand verbringen? Nicht in der ehemaligen Pfarrei, das ist Priestern geboten. "Ich könnte es mir ja leicht machen und zwei Straßen weiter ziehen, dann bin ich in St. Paul", scherzt Amann. Nein, das Gebot, den ehemaligen Wirkungskreis zu verlassen, "das hat schon seinen Sinn". Wohin es ihn ziehen wird, weiß er noch nicht. In die Großstadt wohl nicht, meint er. Jetzt gilt es aber zuerst andere Pläne zu machen: Die Kommunionfeier für 18 Kinder in der Pfarrei ist zu organisieren, unter Corona-Auflagen.

Die Pfarrkirche St. Jakob muss saniert werden - aber wahrscheinlich nicht mehr in der Amtszeit von Monsignore Amann. Bild: Götz
Die Pfarrkirche St. Jakob muss saniert werden - aber wahrscheinlich nicht mehr in der Amtszeit von Monsignore Amann.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.