Als Jungsozialist hat Franz Schindler den Kriegsdienst verweigert und gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen demonstriert. Heute, an seinem "politischen Lebensabend", muss sich der Schwandorfer SPD-Politiker eingestehen: "Es war alles falsch". "Ich habe mir nie vorstellen können, dass ich einmal für Aufrüstung sein werde", sagte der langjährige Landtagsabgeordnete und SPD-Bezirksvorsitzende Franz Schindler beim traditionellen Dreikönigstreffen des Schwandorfer SPD-Stadtverbandes im Vereinsheim der Eichhornschützen. Doch die angespannte Lage lasse ihm keine andere Wahl. Dennoch will er an den Grundwerten der SPD als Friedenspartei festhalten.
Sein Schwerpunkt galt der Kommunalpolitik. "Ich will nicht alles schlecht reden, was im vergangenen Jahr in Schwandorf passiert ist", sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat. Er sieht Fortschritte beim Bau der Naabbrücken, bei der Entwicklung des Stadtparks und des Schlesierplatzes und bei der Planung des Windparks. Nichts gehe dagegen voran auf dem Maschek- und dem TWF-Gelände, am Klausensee, beim Bau des gemeinsamen Feuerwehrhauses Ettmannsdorf/Dachelhofen und bei der Freiflächen-Photovoltaikanlage in Richt. "Liegengeblieben" seien die Barrierefreiheit am Bahnhof und eine Lösung bei den Meierhofer-Häusern. "Verschlechtert" habe sich die Situation am Bahnhof, bei der Post und in der Innenstadt. Von einer Fußgängerzone sei heute keine Rede mehr.
"Symbolpolitik" wirft Schindler der CSU bei der Ausweisung eines Sperrbezirks und beim Cannabis-Verbot in der Nähe von Kinderspielplätzen vor. Die "Schnapsidee Neubaugebiet Ettmannsdorf" habe man gottseidank "beerdigen" können. Und zum Dauerthema "Rücknahme der Baugenehmigungen für Irlaching-Siedlung" sagte Schindler: "Da sind die Schreiben der Verwaltung inzwischen hinausgegangen". Mit welchen Folgen, werde man sehen.
Für dieses Jahr erwartet Franz Schindler einen Einbruch bei der Gewerbesteuer. Deshalb müsse die Stadt Prioritäten setzen und in die Belebung der Innenstadt und die Entwicklung des Schmidt-Bräu-Geländes investieren. Die SPD-Fraktion wolle sich zwar nicht einmischen in den internen Streit der CSU um den OB-Kandidaten. Aber, so Schindler: "Wir werden nicht zulassen, dass der Stadtrat zur Wahlkampfbühne wird".
Für Ulrike Roidl, Mitglied im Personalausschuss, steht die Stadt im Wettbewerb mit der Wirtschaft, wenn es um Personalanwerbung gehe. Zur Vermeidung von Fluktuation hält sie deshalb "ein gutes Arbeitsklima im Rathaus" für wichtig. Alt-Oberbürgermeister Helmut Hey hakte hier nach und hielt es für keinen guten Zustand, "dass die Leitung des Stadtbauamtes seit Monaten nicht besetzt ist". Franz Schindler sagte dazu: "Der Stadtrat hat alles versucht, das Problem zu lösen". Doch der erkrankte Mitarbeiter nutze alle Möglichkeiten, um eine Ruhestandsversetzung zu vermeiden. Doch in diesem Jahr bahne sich eine Lösung an.
Noch keine Lösung hat die SPD beim nächsten OB-Kandidaten parat. "Wir sind immer noch bei der Entscheidungsfindung", sagte Stadtverbandsvorsitzender Josef Damm dazu.
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