Der Planfeststellungebeschluss für den Neubau der beiden Naabbrücken in Schwandorf lag bis 4. Juli im Rathaus auf. Die Einspruchsfrist läuft noch, sollten keine Klagen kommen, geht das seit Jahren erwartete Großprojekt in die heiße Phase. „Der Baubeginn wäre dann nach dem Frühjahr 2023 vorgesehen“, sagt Hannes Neudam, Abteilungsleiter für konstruktiven Ingenieurbau – also im Wesentlichen Brückenbau – am Staatlichen Bauamt Amberg-Sulzbach zu Oberpfalz-Medien.
Die Brücken sind das Einfallstor zur Innenstadt aus Richtung Westen, von Amberg her und die Verbindung zu den Stadtteilen Krondorf, Richt und Kreith mit ihren vielen Bewohnern, Betrieben und Geschäften. Die Wöhrvorstadt mit der markanten Schuierer-Mühle und die Alkofer-Spitze samt Kinderkrippe sind auch nur über die Brücken zu erreichen. Vor dem Neubau müssen die alten Brücken weg. Alles in allem wird der Bau zwei Jahre dauern. Den Westen von der Stadt abzuschneiden und den Verkehr auf lange Umwege über Ettmannsdorf und Fronberg zu zwingen, kam nicht infrage. Nicht zuletzt müssen auch Feuerwehr und Rettungsdienste den Stadtwesten in angemessener Zeit erreichen.
Behelfsbrücke auf alter Trasse
Gelöst wird das durch Behelfsbrücken. Von Westen her gesehen wird eine flussaufwärts entstehen und von der Krondorfer Straße hinüber zu dem freien Grundstück neben dem Gasthof Baier auf die Wöhrvorstadt führen. Die zweite Behelfsbrücke folgt einer alten Straßenführung: Sie überquert von der Schuierer-Mühle aus den Fluss und mündet etwa in Höhe der Spitalkirche auf die Fronberger Straße. Hier stand die ursprüngliche Brücke in die Stadt hinein, wie alte Ansichten zeigen.
Der umgeleitete Verkehr wird sich also durch die enge Wöhrvorstadt schlängeln müssen. An der Spitalkirche wird eine Ampel den Verkehr regeln. Ohne Behinderungen wird das freilich nicht abgehen. Zumindest der Schwerverkehr aber wird von der Strecke verbannt.
"Wir haben eine leistungsfähige Umfahrung", verweist Neudam auf die Nordumgehung. Die B 85 führt von Kreith aus Richtung Fronberg, dort auf die Autobahn. Der Schwerverkehr darf schon jetzt nicht mehr über die Naabbrücken herein in die Stadt. Die mittlere Brücke ist auf 24 Tonnen beschränkt. Nur hält sich aktuell nicht jeder Brummi-Fahrer daran.
Aufschüttung im Fluss
Mit der rechtskräftigen Planfeststellung kann die Ausschreibung starten, aber auch noch weitere Arbeiten sind nötig. Eine Zufahrt in die Naab von Krondorf aus ist nötig, weil für die Behelfsbrücke eine Aufschüttung und Gründung im Fluss nötig ist. Auf der Stadtseite muss die Stützmauer zur Fronberger Straße abgebrochen werden, um den Anschluss zu ermöglichen. Wie genau, das richtet sich laut Neudam auch danach, welche technische Ausführung bei den Behelfsbrücken vom Auftragnehmer vorgesehen wird. Fest steht aber: Die Brücken werden für den Individualverkehr, Rettungsdienste, Öffentlichen Nahverkehr (Busse) und Müllabfuhr zweispurig nutzbar sein, auch Fußgänger kommen zu ihrem Recht. Für den Hochwasserfall muss Vorsorge getroffen werden, eventuell mit mobilen Schutzwänden. Nahe des Bahnhofs Irrenlohe entsteht ein Zwischenlager für Abbruch- und Aushubmaterial.
Die neuen Brücken werden laut Neudam "ganz klassisch" errichtet: Ein Stützgerüst im Fluss nimmt die Schalung auf, darauf entstehen die Überquerungen. Die große Naabbrücke wird künftig nur noch zwei Felder haben, in der Naab nur noch ein Pfeiler statt bisher zwei stehen.
Dass die beiden Brücken jetzt erneuert werden, liegt an einer Entscheidung von 2016. Damals wurde die Bundesstraße 15 Richtung Amberg herabgestuft zur Staatsstraße 2397. Damit fiel die Verantwortung für die Brücken an die Stadt. Zwischen Schwandorfer Rathaus und Bund wurde vereinbart, dass die altersschwachen Brücken erneuert werden, bevor die Stadt sie übernimmt. Angesichts der geschätzten Kosten – laut Neudam 12 bis 13 Millionen Euro – ein verständlicher Handel. Mit 18 bis 20 Prozent der Kosten ist die Stadt trotzdem dabei: Für den vorgesehenen, kombinierten Geh- und Radweg. Die Abstufung war Voraussetzung für eine Verkehrsberuhigung in der Innenstadt. Auch die Anbindung des ehemaligen Tonwarenfabrik-Geländes an die Adenauerbrücke wäre problematisch gewesen.
Schwandorfer Naabbrücken
- Drei Brücken: Aus Richtung Westen (Amberg) queren drei Brücken die Naabarme: Die große, mittlere und kleine Naabbrücke.
- Einziger Überquerung: Brücken sind für den Fahrzeugverkehr innerstädtisch einziger Weg über die Naab.
- Große Naabbrücke: Baujahr 1934, verstärkt 1952. Drei Felder, zwei Pfeiler; gut 73 Meter lang. Von Krondorf zur Wöhrvorstadt. Wird erneuert.
- Mittlere Naabbrücke: Baujahr etwa 1928, ein Feld, rund 38 Meter. Von der Wöhrvorstadt zum Hubmannwöhrl/Stadtpark. Wird erneuert.
- Kleine Naabbrücke: 2002 erneuert, vom Hubmannwöhrl zur Beer-Kreuzung.
- Bundesstraßen: Über die Brücken führte jahrzehntelang die B 85, nach Bau der Nordumgehung die B 15 (bis Anschluss Kreith). 2016 Abstufung zur Staatsstraße 2397.
- Vereinbarung: Stadt übernimmt Baulast nach Erneuerung der großen und mittleren Brücke.
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