Schwandorfer Türken sorgen sich um ihre Familien in der alten Heimat

Schwandorf
09.02.2023 - 17:44 Uhr
OnetzPlus

Das verheerende Erdbeben in ihrer alten Heimat hat die Schwandorfer Türken wie ein Schlag getroffen. Einige Familien der Großen Kreisstadt sind besonders betroffen. Spontan wird Hilfe für die Beben-Opfer organisiert.

Die Lage im türkischen Erdbebengebiet ist noch immer zum Verzweifeln und hier in Deutschland bangen derzeit viele Menschen um das Schicksal ihrer Angehörigen vor Ort. Viele haben Verwandte verloren.

Bei einem Gespräch mit Oberpfalz-Medien am Mittwoch im großen Aufenthaltsraum des türkischen Moschee-Gebäudes in Schwandorf meldet sich Mehmet Ali Erbey (52) aus Malatya in Anatolien zu Wort. Er lebt seit 26 Jahren in Schwandorf. Zwei seiner Schwestern und ein Bruder wohnen noch in Malatya. Die Stadt zählt 635 000 Einwohner und ist Mittelpunkt einer gleichnamigen Provinz in Ostanatolien. Die Großstadt ist massiv vom Beben getroffen worden.

Haus komplett zerstört

„Meiner Familie ist Gottseidank nichts passiert“, zeigt sich Erbey glücklich. Was aber nicht heißt, dass die Erbeys keinen Schaden erlitten haben. „Bei dem ersten Beben gegen 4.17 Uhr, das sich mit einer Stärke von 7,7 ereignet hat, sind sofort alle raus aus den Häusern. Zwei meiner Cousins wohnen in einem großen Mietshaus. Auch sie sind raus. Bei einem zweiten Beben ist das große Gebäude zusammengefallen, es wurde komplett zerstört.“

Ein Todesfall in der weiteren Verwandtschaft ist dennoch zu beklagen, wie Mehmat Erbey erschüttert berichtet: „Mein Vater hat einen Cousin, und dessen Tochter Fatma ist ums Leben gekommen.“ Erbey weist im Gespräch mit Oberpfalz-Medien auch darauf hin, dass die Region Malatya häufiger von Beben erschüttert wird: „Aber die sind meistens deutlich schwächer.“

Wie Ferdi Eraslan, ein früherer Schwandorfer Stadtrat der Freien Wähler, erläuterte, gebe es in der türkischen Gemeinde in Schwandorf auch Menschen aus der sehr stark betroffenen Provinz Hatay. Das Gebiet von Hatay ist der geographisch südlichste Teil der Türkei und liegt zwischen der Mittelmeerküste im Westen und der syrischen Grenze im Osten. „Dort finden sich derzeit auch viele deutsche Helfer“, weiß Eraslan.

Alteingesessene Familie betroffen

Betroffen ist zum Beispiel die aus Hatay stammende Familie Midik. „Herr Midik gehörte zu den ersten, der in den 1970er Jahren nach Schwandorf gekommen ist“, sagt Ferdi Eraslan. Acht bis zehn Menschen der großen Familie Midik seien in Hatay gestorben, als ihr Haus zusammengestürzt ist. „Und von einer der Schwestern von Herrn Midik weiß man bis jetzt nicht, wo sie ist.“

Ibrahim Eraslan, auch er in der Schwandorfer türkischen Gemeinde aktiv, berichtet, dass am Dienstag in Schwandorf und seiner Umgebung eine Hilfsaktion angelaufen sei. „Es gab Anfragen an unseren türkisch-islamischen Kulturverein Ditib in Schwandorf, ob man etwas spenden kann“, so Ibrahim Eraslan. Ditib ist eine Abkürzung für „Diyanet Işleri Türk Islam Birligi“, auf Deutsch „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion“. Der größte islamische Dachverband bundesweit hat seinen Sitz in Köln und umfasst rund 900 Moschee-Gemeinden – eine davon ist im Stadtsüden von Schwandorf, an der Max-Plank-Straße.

Wie Kenan Abbatay ergänzt, wurde Kleidung, vor allem für Kinder, Schlafdecken, Windeln und ähnliches mehr für den täglichen Bedarf gespendet. Die Spenden wurden dann Dienstag Abend im einem Sozialraum des Moschee-Gebäudes von zahlreichen Helfern in große Umzugskartons verpackt und in zwei Lkw-Transporter verladen. „Es waren fast 50 Leute da, um mit anzupacken, darunter viele junge“, freut sich der 32-Jährige über die spontane Hilfsbereitschaft.

Am Freitag Gebet

Die Transport-Fahrzeuge für die Spendenkartons wurden von dem kleinen Schwandorfer Baugeschäft von Ridvan Demir und von Autohändler Serkan Özdemir zur Verfügung gestellt. Die beiden Klein-Lkw fuhren dann nach Nürnberg, wo die Hilfsgüter in ein Flugzeug Richtung Türkei umgeladen wurden, um dort verteilt zu werden.

Der Schwandorfer Ditib-Vorsitzende Mustafa Eraslan betont, Güter würden derzeit in Schwandorf nicht mehr gesammelt, „außer jemand hat vielleicht noch Heizstrahler übrig, ob mit Gas oder mit Strom betrieben“. Wichtig seien jetzt Geldspenden. Wie Imam Yaşar Yildiz betont, der Geistliche der Schwandorfer Moschee, werde man am Freitag beim Gebet auch der Opfer des schrecklichen Bebens gedenken.

Service:

Spenden

  • Über PayPal: paypal[at]ditib[dot]de
  • Kontoinhaber: Türkisch-Islamische Union
  • Bank: KT Bank
  • Konto: DE 95 5023 4500 0141 4300 09
  • Stichwort: Türkiye Depremi - Türkei Erdbeben
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