Gästeführer Peter Altnöder packt die Zwistel aus und schleudert einen Stein in die Schlucht, in der er einst als Bub gespielt hat. So wie in den 1930er Jahren ein gewisser Fritz Gebhardt, alias Eugen Oker, der als Old Shatterhand dem Indianerstamm angehörte.
„Winnetou in Bayern“ heißt ein Buch des Autors und Verlegers Eugen Oker, der 1919 in Schwandorf geboren wurde, mit seiner Heimatstadt aber bis zu seinem Tod 2006 „im Clinch“ lag. „Das lag daran“, erklärt Peter Altnöder, „dass er in einem seiner Bücher einige Schwandorfer Persönlichkeiten zerrissen hat“. Mittlerweile hat sich die Stadt mit ihm versöhnt und ihm im Neubaugebiet in Fronberg eine Eugen-Oker-Straße gewidmet. Auch eine Stadtführung erinnert an den berühmten Schwandorfer Sohn, der nach München ausgewandert ist und auf dem Friedhof in Kallmünz begraben liegt.
Peter Altnöder führt die Teilnehmer vom Marktplatz aus hinauf auf den Weinberg, wo der mittlerweile 83-jährige einst aufgewachsen ist. Unterwegs liest er immer wieder Auszüge aus dem Buch „Winnetou in Bayern“ vor und erzählt aus dem Leben des kleinen Fritz Gebhardt, der zunächst Vermessungstechnik und später im elterlichen Betrieb Ofensetzer gelernt hat.
Die Eltern stellten damals einen Lehrling aus Rosenheim ein, der Eugen hieß und Karl-May-Fan war. Zu der Zeit, so erinnert der Stadtführer, hatte jedes Stadtviertel eine Bande. So gründete sich auf dem Fuße des Weinbergs ein Indianerstamm, der in den Steinschluchten sein Revier hatte. Dort tranken die Apachen Blutsbrüderschaft und saßen am Lagerfeuer.
Der Steinbruch diente so lange als Abenteuerspielplatz, bis am 2. Mai 1979 ein fürchterliches Unglück geschah. Es löste sich ein riesiger Steinbrocken und begrub zwei Buben unter sich. Beide waren tot, ein dritter verlor seine Beine. Im Unterholz deutet Peter Altnöder auf die Stelle, die heute verwachsen und mit umgestürzten Bäumen bedeckt ist.
Der Weg führt weiter zum „Schwammerling“, einer Plattform, die einen freien Blick auf Schwandorf gewährt. Durch den Birkenwald und vorbei an den Schießstätten geht es weiter zum Wasserturm und zurück zum Wahrzeichen der Stadt, dem Blasturm.
Auf die Führung aufmerksam geworden ist auch der frühere Personalchef der Uniklinik Regensburg, Robert Lerchenberger, der sich als Karl-May-Fan outete und alle elf Winnetou-Filme und natürlich sämtliche Karl-May-Bücher besitzt. Das Buch von Eugen Oker kannte er allerdings noch nicht. Deshalb hat er sich auf den Weg nach Schwandorf gemacht. Für ihn sind Winnetou und Old Shatterhand der Inbegriff von Freundschaft und Menschlichkeit und Vorbild für den Zusammenhalt in der Gesellschaft.
Stadtführung "Winnetou in Bayern"
- Nach dem Buch von Eugen Oker: Als Fritz Gebhardt am 24. Juni 1919 in Schwandorf geboren und am 14. März 2006 in München gestorben. Begraben in Kallmünz.
- Ausbildung:Vermessungstechniker und Ofensetzer
- Spätere Tätigkeiten: Spielekritiker, Zeichner, Buchautor, Verleger, Buchhändler und Journalist.
- Streit: Kehrte seiner Heimatstadt den Rücken
- Erinnerung: Stadtführung "Winnetou in Bayern" und "Eugen-Oker-Straße" im Stadtteil Fronberg.
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