Schwandorf
05.10.2018 - 16:38 Uhr

Eine Stimme für die Jugend

Ein Zwölfjähriger ist der erste, der am Donnerstag im U-18-Wahllokal in Schwandorf seine Stimme abgeben will. Ins Wahlergebnis am 14. Oktober wird sie nicht einfließen, zählen soll sie aber trotzdem.

Info-Material, Stimmzettel und Gummibärchen: Der Kreisjugendring motiviert die Wähler von morgen, sich schon in jungen Jahren mit Politik zu befassen. Bild: bl
Info-Material, Stimmzettel und Gummibärchen: Der Kreisjugendring motiviert die Wähler von morgen, sich schon in jungen Jahren mit Politik zu befassen.

Stimmzettel ausfüllen, auch wenn man noch längst nicht 18 ist: Der Kreisjugendring (KJR) macht es möglich. An zwei Nachmittagen (Donnerstag, 4., und Freitag, 5. Oktober) hat das "Wahllokal" in der Krondorfer Straße 2 geöffnet. Die U-18-Wahl funktioniert fast wie die echte Wahl. In den Büroräumen des Kreisjugendrings, im selben Gebäude wie der Jugendtreff, liegen grüne und beige Stimmzettel bereit, die fast so aussehen wie die echten. "Mit der Erststimme wählen die Kinder und Jugendlichen einen direkten Kandidaten, mit der Zweitstimme eine Partei", erläutert KJR-Geschäftsführerin Johanna Lorenz.

Wer noch unentschieden ist, darf an den Schreibtisch mit dem Laptop und sich noch einmal ansehen, was die Kandidaten für den Landtag für dieses Aktion auf YouTube so über ihre Ziele ausplaudern. "Von 10 Direktkandidaten aus unserem Wahlkreis 306 haben 7 ein Video für die U-18-Wahl abgeliefert", erzählt Lorenz und verweist auf die insgesamt 447 Wahllokale in ganz Bayern, die Teil dieser vom Bayerischen Jugendring angestoßenen Aktion sind. Bei den Fragen in den Videoclips geht es um die Einbindung der Jugend in politische Entscheidungsprozesse, um kritische Medienkompetenz und um einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Die Kandidaten haben die Chance, darauf in kurzer Zeit verständliche Antworten zu liefern.

CSU, SPD, Freie Wähler, Grüne, FDP, Die Linke, Bayernpartei, ÖDP und AfD stehen dann zur Wahl. Wer sich nicht sicher ist, welche Partei ihm zusagt, kann vor dem Gang in die Wahlkabine auch noch den "Wahl-o-mat" konsultieren, eine Webanwendung, die in Deutschland eine Entscheidungshilfe liefern soll und seit 2002 von der Bundeszentrale für politische Bildung betrieben wird. Die Stimmzettel, die dann in der Wahlurne des Kreisjugendrings landen, werden allerdings am 14. Oktober nicht mitgezählt, wenn die Erwachsenen an der Reihe sind. Ist die U-18-Wahl dann vergebliche Mühe?

"Uns geht es darum, den Jugendlichen eine Plattform zu geben, um sich zu äußern", erklärt die KJR-Geschäftsführerin, "Ihre Meinung soll im Vorfeld Gehör finden". Deshalb werden die Stimmen der bayerischen Kinder und Jugendlichen sehr wohl registriert, wenn spätestens Samstagmittag (6. Oktober) klar ist, wie welche Partei bei ihnen abschneidet. "Die Politiker werden sich das schon anschauen", ist Lorenz überzeugt. Weil es richtig spannend werden sollte, waren für Freitagabend auch Hochrechnungen geplant, einzusehen über www.u18.org.

"Erfahrungsgemäß kommt die Tierschutzpartei immer ganz gut weg", berichtet Lorenz mit einem Schmunzeln und bezieht sich dabei auf ein ähnliches Projekt zur Bundestagswahl, bei dem man im Städtedreiecke mit ganz jungen Wählern Erfahrungen gesammelt hat. Der 17-jährige Josef, der am Donnerstag bei der U-18-Wahl seine Stimmzettel abgegeben hat, ist jedenfalls skeptisch, ob die Gleichaltrigen eine richtige Wahl tatsächlich ernst nehmen würden, mache seien doch etwas unreif,l meint er, und drückt sich dabei eine Spur drastischer aus. An einer selbstkritischen Einschätzung scheint es den Wählern von morgen wohl nicht zu mangeln.

Der 17-jährige Josef gibt im U-18-Wahllokal in Schwandorf seine Stimme ab. Bild: bl
Der 17-jährige Josef gibt im U-18-Wahllokal in Schwandorf seine Stimme ab.

Videoclips unter

Die Politiker werden sich das schon anschauen.

KJR-Geschäftsführerin Johanna Lorenz über das U-18-Wahlergebnis

Wahlergebnisse unter

 
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