Schwandorf
07.02.2020 - 17:13 Uhr

Trauer um langjährigen NT-Redakteur und Kollegen

Viele Jahre war Heinrich Mayer als Redakteur beim Neuen Tag. Am Donnerstag ist er völlig überraschend verstorben.

Heinrich Mayer wie er in guter Erinnerung bleiben wird. Bild: Gerhard Götz
Heinrich Mayer wie er in guter Erinnerung bleiben wird.

Es war dieses erste Treffen mit ihm, das immer im Gedächtnis blieb. Im Café Fallier saß 1979 ein junger Mann mit wallendem Haupthaar. Er kam aus Schönsee und bewarb sich um ein Volontariat, das beim "Neuen Tag" zu vergeben war. Heinrich Mayer hatte zuvor Germanistik, Geschichte und Soziologie studiert, besaß keinerlei Erfahrungen im Journalismus. Als zwei NT-Redakteure damals das Café verließen, stand ihre Entscheidung sofort fest: "Den nehmen wir. Der passt zu uns."

Zu uns gepasst hat Heinrich Mayer immer. Aus Schönsee ist er damals samt Ehefrau Franziska und Tochter Alexandra nach Schwandorf gezogen. Weil er nahe dran sein wollte am Tagesgeschehen, das ihn interessierte. Bald schon verdeutlichte sich: Da saß einer, der schreiben konnte und großen Wert legte auf Recherche. Was genauso wichtig erschien: Mayer hatte eine eigene Meinung. In den Redaktionskonferenzen äußerte er sie, auch im Blatt tat er seine Ansichten kund. Eine Bereicherung des Kollegiums und ein Gewinn für die Zeitung.

Der Kollege (my) war erst ein paar Jahre da, als bei Wackersdorf die atomare Wiederaufarbeitungsanlage gebaut werden sollte. Sie wurde zu einem Thema, das ihn beschäftigte. Der Mann aus Schönsee ging hin und sah sich das an. Und immer, wenn er zurückkehrte aus dem Taxölderner Forst, stellte Mayer laut die Frage: "Was machen die da mit uns und unserer Heimat?" Das schlug sich in unzähligen Berichten und Reportagen nieder.

Der Heiner, wie ihn seine Kollegen nannten, schrieb damals ein Buch und rückte das gigantische Projekt ins Fadenkreuz. Parallel dazu übernahm er als Redakteur die Leitung einer NT-Redaktion in Bruck und engagierte sich weit über jenes Leistungsmaß hinaus, das von ihm erwartet wurde. Halbe Sachen mochte Mayer nicht. Er wollte da sein für die Leser, sah sich als stets ansprechbarer Partner - rund um die Uhr und auch nachts um halb vier, wenn ihn jemand anrief und um sein Kommen bat, weil da etwas Berichtenswertes geschehen war.

Die Interessen in der Redaktion deckten sich. Er mochte wie alle anderen die Rock- und Folkmusik, trat mit seiner Gitarre bisweilen ins Rampenlicht. Einer, der die Klangrevolution in den 1960-er Jahren intensiv miterlebt hatte. Von den Beatles bis zu Bob Dylan und Johnny Cash. Jemand aber auch, der sich öffentlich zu Wort meldete, wenn es um Menschenrechte ging.

Vor fünf Jahren trat Heinrich Mayer in den Ruhestand. Er zog sich in sein Haus in Nittenau zurück, war fortan ganz da für die Ehefrau, die verheiratete Tochter und das Enkelkind. Gleichwohl schrieb er. Nicht mehr für die Zeitung zwar, aber an einem Buch, das Heinrich Mayer "Der Ameisenbaum" nannte. Seine darin aufnotierten Jugenderinnerungen erschienen im November vergangenen Jahres.

Nach einem Herzinfarkt ist Heinrich Mayer am vergangenen Donnerstag gestorben. Unfassbar für alle, denen die Ehre zugekommen war, ihn Freund und Kollege nennen zu dürfen. Eine Woche zuvor hatte er noch einer Lesung des bekannten Journalisten Heribert Prantl in Schwandorf beigewohnt. Dort kam es zur Begegnung mit Landrat Thomas Ebeling. Was der 66-Jährige dabei zu ihm sagte, wird ebenfalls fortdauernd in Erinnerung bleiben: "Wir müssen mal Musik zusammen machen." Landrat Ebeling stimmte zu. Doch zu diesem Treffen wird es nie mehr kommen. Heinrich Mayer, Redakteur und Hobby-Musiker, ist tot.

 
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