"Damit habe ich nicht im geringsten gerechnet", sagt Hans Schuierer. Zwar hat ihm der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber schon das Bundesverdienstkreuz am Bande überreicht. Hohe Auszeichnungen des Freistaats blieben für den politischen Kopf des WAA-Widerstands in den 1980er-Jahren aber aus. Die Gründe? "Dazu äußere ich mich lieber nicht", meint Sozialdemokrat Hans Schuierer.
Die Verfassungsmedaille in Silber wird vom jeweiligen Landtagspräsidenten an Persönlichkeiten verliehen, die sich "besonders um die bayerische Verfassung verdient gemacht haben". Schuierers Nachfolger Volker Liedtke erhielt sie 2014, kurz nach seinem Ausscheiden aus dem Amt. Hans Schuierer, 24 Jahre Landrat in Schwandorf, 52 Jahre in der Kommunalpolitik, ging lange leer aus.
Exklusiver Kreis
Bis vergangenen Donnerstag. Da ließ Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) bekanntgeben, dass Schuierer am 7. Februar - einen Tag nach seinem 89. Geburtstag - mit der Verfassungsmedaille ausgezeichnet wird. Der Kreis der Träger ist exklusiv und zählt nur knapp 1200 Mitglieder.
Schuierer war das Gesicht des Widerstands gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf, erbitterter Gegner der CSU-Regierung unter Franz Josef Strauß. Die Wähler im Landkreis stärkten dem Sozialdemokraten mit Traumergebnissen den Rücken. Obwohl bei der Gebietsreform der Landkreis doch so gestrickt werden sollte, dass der SPD-Landrat keine Chance mehr hat, wie Schuierer von einem ehemaligen Regierungspräsidenten erfuhr. Als das in der Zeitung stand, forderte der ein Zurückrudern von Schuierer. "Ich habe gar nichts zurückgenommen", erinnert sich der Altlandrat.
"Es kämpft sich nicht schlecht, um Heimat und Recht", diesen Satz hat Schuierer immer ernst genommen. Der von ihm geprägte Begriff der "Ein-Mann-Demokratur Strauß'scher Prägung" aus den Widerstandszeiten ist Legende. Die "Lex Schuierer" - das von der CSU wegen ihm erlassene Gesetz zum Selbsteintrittsrecht des Staates an den Landratsämtern - gilt heute noch. Seit 72 Jahren ist Schuierer bei der SPD, hat den Wilhelm-Hoegner-Preis der Genossen erhalten, die Grünen verliehen ihm den Sepp-Daxenberger-Preis. Der Stadtrat seiner Heimatstadt Schwandorf machte den Klardorfer 2011 zum Ehrenbürger. Zuletzt rückte der Spielfilm "Wackersdorf" Schuierer wieder in den Mittelpunkt
Soziales Engagement
Gründe für die Verfassungsmedaille gibt es genug, auch abseits der WAA-Zeit. Schuierer hat den Landkreis Schwandorf in seiner Gründungsphase gestaltet, aufgebaut. In einer Zeit, in der die Stahlindustrie in der Oberpfalz niederging, die Arbeitsplätze im Braunkohle-Abbau wegfielen. Um sein großes soziales Engagement - nicht nur für Karlheinz Böhms Stiftung "Menschen für Menschen" - hat Schuierer ohnehin nie viel Aufhebens gemacht.
"Ruhestand" war und ist für den Altlandrat ein Fremdwort. Seit Jahren ist er mit dem "WAA-Archivar" Wolfgang Nowak unterwegs, beinahe wöchentlich an Schulen. Er berichtet davon, wie Bürger etwas bewegen können, wenn sie sich engagieren. "Das Interesse ist riesengroß", sagt Schuierer, "die jungen Leute haben ja kaum eine Ahnung, was damals gelaufen ist. Die Eltern erzählen ihnen nix." Seine Vorträge vor den Schülern oder Reden bei Veranstaltungen hält er nach wie vor aus dem Stegreif.
Nun also die Verfassungsmedaille in Silber. Hans Schuierer nimmt die Auszeichnung gelassen: "Das hängt alles mit dem Alter zusammen." Wenngleich - auf die Laudatio der Landtagspräsidentin wird auch er gespannt sein.
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