Vor allem in ländlichen Regionen wird es zunehmend schwierig, hausärztliche Praxen zu besetzen und damit die medizinische Versorgung sicherzustellen. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten und die Facharztweiterbildung in der Allgemeinmedizin aus einer Hand zu ermöglichen, haben sich das Barmherzige Brüder Krankenhaus St. Barbara Schwandorf und die Praxis Wackersdorfer Hausärzte zusammengeschlossen. Der zum 1. Oktober neu gegründete Weiterbildungsverbund Schwandorf – Oberpfälzer Seenland wurde nun in einer Auftaktveranstaltung besiegelt.
Bisher mussten sich Ärzte, die sich für eine Weiterbildung in der Allgemeinmedizin entschieden haben, ihre Weiterbildungsabschnitte in Eigenregie zusammenstellen und sich für jede Praxis oder jedes Krankenhaus individuell bewerben. "Oft wurde dadurch eine lückenlose Weiterbildung im Fachgebiet Allgemeinmedizin nur schwer ermöglicht, weil die Ableistung der Weiterbildungsabschnitte meist mehrfache räumliche Veränderungen erforderlich machte", heißt es in einer Pressemitteilung des Schwandorfer Krankenhauses. Auch sei das Stellenangebot für die allgemeinmedizinische Weiterbildung an Krankenhäusern begrenzt.
Festgelegter Plan
Die Verbundweiterbildung bedeute für die angehenden Hausärzte, dass sie jetzt ihre gesamte Weiterbildung nach ihrem individuell festgelegten Rotationsplan mit den Partnern des Weiterbildungsverbunds Schwandorf –Oberpfälzer Seenland absolvieren können – ohne Stellensuche, ohne Unterbrechungsphasen und ohne größere Ortswechsel.
„Durch den Weiterbildungsverbund wird der Ablauf konkret strukturiert und bietet eine optimale Planungssicherheit für die Medizinerinnen und Mediziner. Zusätzlich ist es eine gute Möglichkeit, auch das Interesse an der Notfallmedizin weiter zu befeuern, denn auch hier sehen wir besonders im ländlichen Gebiet einen Mangel“, beschreibt Dr. Alois Riedel die Ziele des Zusammenschlusses. Er ist der Koordinator für die Weiterbildung im Verbund.
In der fünfjährigen fachärztlichen Weiterbildung Allgemeinmedizin erlangen Mediziner nach dem Studium theoretische und praktische Kenntnisse, um im Anschluss im niedergelassenen Bereich tätig zu sein. In insgesamt 60 Monaten Weiterbildungszeit müssen 24 Monate in der Allgemeinmedizin in der ambulanten hausärztlichen Versorgung und 36 Monate in der stationären Akutversorgung geleistet werden.
Nahtlose Übergänge
"Im Weiterbildungsverbund können nicht nur nahtlose Übergänge ohne Leerzeiten fest eingeplant werden, auch Weiterbildungen werden sichergestellt und Rotationen fristgerecht ermöglicht", heißt es in der Mitteilung weiter. Durch die Integration in der Hausarztpraxis sowie im Krankenhaus entstehe ein „Wir-Gefühl“ und eine frühzeitige regionale Vernetzung. Der Ablauf der Wechsel zwischen Hausarztpraxis und Krankenhaus werde individuell festgelegt und schaffe somit für die Teilnehmer eine Planungssicherheit für die gesamte Weiterbildungszeit mit sehr guten Zukunftsperspektiven.
Parallel stehen ärztliche Mentoren für Fragen und zur Begleitung während der Weiterbildung zur Verfügung. Mit dem Weiterbildungsverbund würden sich auch für die beteiligten Partner und die Region selbst Vorteile ergeben: So entstünden beispielsweise bessere Möglichkeiten, Nachfolger für eine Praxisübernahme zu finden.
Unterstützt wird die Initiative des Weiterbildungsverbunds zwischen den Wackersdorfer Hausärzten und dem Krankenhaus St. Barbara Schwandorf auch durch den Landkreis Schwandorf, die Gemeinde Wackersdorf und die Stadt Schwandorf. „Durch den Weiterbildungsverbund verbessern wir die Versorgungslandschaft mit Allgemeinärzten ganz konkret", betonte Stefan Roi, leitender Arzt der Wackersdorfer Hausärzte bei der Auftaktveranstaltung im Foyer des Krankenhauses. Daher liege es auf der Hand, dass der neu gegründete Verbund offen sei für weitere Neuzugänge, eine Teilnahme weiterer Praxen sei in gemeinsamer Absprache ausdrücklich erwünscht.
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