Schwandorf
30.10.2019 - 16:11 Uhr

Werben um Fachkräfte von morgen

Der Trend hält seit zehn Jahren an: Handwerk und Industrie suchen händeringend Lehrlinge. Auf jeden Bewerber kommen im laufenden Ausbildungsjahr rechnerisch mehr als zwei Stellen.

Das Friseurhandwerk gehört bei jungen Frauen zu den "Top Ten" der beliebtesten Ausbildungsberufe. Bei den Dienstleistungsberufen insgesamt sind Bewerber aber dringend gesucht. Bild: Gabi Schönberger
Das Friseurhandwerk gehört bei jungen Frauen zu den "Top Ten" der beliebtesten Ausbildungsberufe. Bei den Dienstleistungsberufen insgesamt sind Bewerber aber dringend gesucht.

Die Konjunktur brummt im Handwerk immer noch.

Hans Schmidt, Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz

Hans Schmidt, Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz

"Für die Bewerber ist die Lage nach wie vor sehr gut", sagte Bernhard Lang, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Schwandorf, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz zur Bilanz des Ausbildungsjahres 2019. Für Industrie und Handwerk allerdings wird es gleichzeitig schwieriger, den Fachkräftebedarf von morgen zu decken.

Im Agenturbezirk (Landkreise Schwandorf, Amberg-Sulzbach und Cham sowie Stadt Amberg) wurden im Berichtsjahr 4997 Lehrstellen gemeldet, sechs mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der Bewerber sank gleichzeitig um 226 auf 2424. Knapp 800 Lehrstellen sind noch unbesetzt, zehn Bewerber sind unversorgt.

Die Schere im Landkreis Schwandorf öffnet sich sogar noch weiter: Auf 1708 Stellen kamen nur 722 junge Leute, die einen Ausbildungsplatz suchten. 338 Stellen sind unbesetzt.

Die Unterstützung der Agentur für schwächere Schul-Absolventen verlagert sich mittlerweile mehr und mehr in die Betriebe. Sowohl Handwerk wie auch Industrie sind bereit, auch diesen Bewerbern eine Chance zu geben. Mit ausbildungsbegleitenden Hilfen - das kann Nachhilfe genau so sein wie sozialpädagogische Unterstützung - hilft die Agentur Jugendlichen wie Betrieben. 613 Plätze werden dafür vorgehalten. Diese Unterstützung sei bei den Betrieben sehr gefragt, bestätigten der Bereichsleiter Berufsbildung der IHK Oberpfalz, Ralf Kohl, und der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, Hans Schmidt. Betriebe wie Agentur setzen zur Berufswahl verstärkt auf Information, besonders auch der Eltern als wichtigste Berater der jungen Menschen. Denn die Berufs-Realität hat häufig mit herrschenden Klischees nichts mehr zu tun. Auch Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten werden unterschätzt. So erinnert Schmidt daran, dass in den kommenden Jahren rund 10000 Handwerksbetriebe einen Betriebsnachfolger suchen. "Die Konjunktur brummt im Handwerk immer noch", sagte Schmidt, gerade auch in den Bauberufen.

Zusammen mit der Agentur starten die Kammern eine Offensive, um die Bedeutung der MINT-Fächer zu betonen. Denn Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik werden in den Berufsbildern der Zukunft noch wichtiger. Im Ausbildungsangebot der Industrie machen die technischen Berufe schon jetzt mehr als die Hälfte aller Stellen aus, erläuterte Schmidt. Mädchen sollen für klassische Männerberufe gewonnen werden.

Die "Top Ten" der beliebtesten Ausbildunsgberufe im Agentur-Bezirk sind gewohnten Rollenbildern verhaftet: Bei den jungen Männern liegen Kfz-Mechatroniker, Industriemechaniker und Mechatroniker auf den ersten drei Plätzen. Medizinische Fachangestellte, Kauffrau für Büromanagement und Industriekauffrau sind die Spitzenreiter bei den jungen Frauen.

 
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