Schwandorf
25.01.2019 - 16:00 Uhr

Wichtiges Stück Stadtgeschichte

Nach wem ist die Fichtlanlage in der Kreisstadt benannt? Was hat Christoph Raphael Schleis von Löwenfeld mit Schwandorf zu tun? Franz Sichler und Alfred Wolfsteiner präsentieren 30 Persönlichkeiten, die hier Geschichte geschrieben haben.

Die Autoren Franz Sichler (rechts) und Alfred Wolfsteiner nehmen die Ausstellung unter die Lupe, die in der Stadtbibliothek zu sehen ist. Sie gründet auf der Zusammenstellung von Persönlichkeiten, die sich um die Kreisstadt verdient gemacht haben. Bild: Hösamer
Die Autoren Franz Sichler (rechts) und Alfred Wolfsteiner nehmen die Ausstellung unter die Lupe, die in der Stadtbibliothek zu sehen ist. Sie gründet auf der Zusammenstellung von Persönlichkeiten, die sich um die Kreisstadt verdient gemacht haben.
Ehrenbürger Franz Sichler hat seinen vielen Werken über die Geschichte der Stadt ein weiteres hinzugefügt. Bei der Eröffnung der zugehörigen Ausstellung am Donnerstag erläuterte er die Hintergründe. Bild: Hösamer
Ehrenbürger Franz Sichler hat seinen vielen Werken über die Geschichte der Stadt ein weiteres hinzugefügt. Bei der Eröffnung der zugehörigen Ausstellung am Donnerstag erläuterte er die Hintergründe.

Für mich war die Arbeit tatsächlich ein Erlebnis. Weil ich nicht wusste, ob ich die Fertigstellung noch erlebe.

Ehrenbürger und Autor Franz Sichler (90)

So viel sei verraten: Mit Fichten hat die Fichtlanlage zwischen Arbeitsagentur und Mädchenrealschule nichts zu tun. Benannt ist sie nach Franz Fichtl, einem in Kemnath gebürtigen Lehrer und Naturfreund, der die Initiative zu dem Park und dem Schwammerling Anfang des vergangenen Jahrhunderts gegeben hat. Das macht ihn zu einer der Persönlichkeiten, die in der Broschüre "Um Schwandorf verdient" gewürdigt werden. Ehrenbürger Franz Sichler und der ehemalige Stadtbibliothekar Alfred Wolfsteiner haben nach Personen geforscht, die zwar nicht in der Kreisstadt geboren, aber hier nachhaltig gewirkt haben. Unter Mithilfe von Archivar Josef Fischer und der Stadtbibliothekarin Leonie Flachsmann entstanden so bebilderte Geschichten über zwei Damen und 28 Herren.

Teils sind Straßen nach ihnen benannt - und Oberbürgermeister Andreas Feller kündigte am Donnerstag bei der Vorstellung des Werks und der dazugehörigen Ausstellung in der Stadtbibliothek an, dass ergänzende Schilder künftig an die Persönlichkeiten erinnern sollen. Die Broschüre wurde in geringer Auflage gedruckt, sie steht zum Download im Internet (www.schwandorf.de, Ehrungen und Auszeichnungen) zum Download zur Verfügung. Feller würdigte die Arbeit der Autoren, die bereits das Heft "Berühmte Schwandorfer Persönlichkeiten" zum Stadtjubiläum 2006 verfasst hatten. Die Reihe über Schwandorfer Persönlichkeiten solle bewusst offen gehalten werden, sagte Feller. Die Vorstellung ließen sich auch stellvertretender Landrat Jakob Scharf und eine Reihe Bürgermedaillenträger wie Sieglinde Ziegler und Hartmut Schweitzer nicht entgehen.

Ehrenbürger Franz Sichler erläuterte, dass sich die Autoren auf verstorbene Persönlichkeiten konzentriert hätten, die unter den "Berühmten Schwandorfern" keinen Platz gefunden hatten. Denn damals war die Geburt in Schwandorf Voraussetzung für eine Erwähnung. "Wir wollten uns nicht mit fremden Federn schmücken", sagte der Ehrenbürger.

Aus den 30 Persönlichkeiten griff Sichler Christoph Raphael Schleis von Löwenfeld heraus. 1772 in Sulzbach geboren, wurde Löwenfeld 1798 Stadtphysikus in Schwandorf. Ihm oblagen alle medizinischen Belange der Stadt, er gab 1799 die "Medizinische Ortsbeschreibung der Stadt Schwandorf im Nordgau" heraus. Das 54 Seiten starke Büchlein gibt heute einen Einblick in die täglichen Lebensumstände der Bürger in der Zeit um 1800. Ebenso erwähnte Sichler Oskar von Miller. Der Elektro-Pionier ließ den Schwandorfern schon 1895 per Straßenbeleuchtung ein elektrisches Licht aufgehen, 1927 stellte er Hausfrauen Elektroherde zum "Testkochen" zur Verfügung. Die Geräte begannen von hier aus den Siegeszug um die Welt. Paul Camille von Denis sorgte dafür, dass Schwandorf zum Eisenbahnknotenpunkt wurde und damit erheblichen Aufschwung nahm. Auch Franz Allkofer findet natürlich Erwähnung. Der Unternehmer war es, der am Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Weißen Fahne den Amerikanern entgegen ging und die vom Bombenangriff gezeichnete Stadt vor weiterer Zerstörung bewahrte.

"Für mich war die Arbeit tatsächlich ein Erlebnis. Weil ich nicht wusste, ob ich die Fertigstellung noch erlebe", sagte Franz Sichler (90). "Aber ich hab's geschafft", sagte er unter dem Applaus der etwa 30 Gäste. Die Ausstellung in der Stadtbibliothek ist bis zum 7. Februar während der bekannten Öffnungszeiten zu sehen.

Die Broschüre im Netz

 
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