Schwarzenfeld
30.09.2022 - 09:56 Uhr

Massives Baumsterben durch Hitze und Trockenheit

Forstdirektor Alwin Kleber ist seit 40 Jahren im Geschäft und stellt beim Blick auf das abgestorbene Kiefernholz bei Schwarzenfeld fest: „In dieser Dramatik habe ich ein Baumsterben noch nicht erlebt“.

Besonders am „Gockelberg“ östlich von Schwarzenfeld sind die Folgen der extremen Hitze und Trockenheit sichtbar: Die roten Kronen bedeuten für die dort stehenden Kiefern den Exodus. Nach Schätzungen der bayerischen Forstverwaltung sind davon im Landkreis Schwandorf 300 Hektar Wald betroffen. Der Bereichsleiter „Forsten“ beim Landwirtschaftsamt Regensburg-Schwandorf, Michael Roßkopf, macht dafür die anhaltende Trockenheit verantwortlich. Besonders auf flachgründigen Granitstandorten wie auf dem „Gockelberg“ bekomme die Kiefer nicht mehr genug Wasser und sterbe ab. „Dazu kommt, dass sich die Bäume im Trockenstress kaum gegen Insekten wehren können“, betonte der Forstdirektor bei einer Waldbegehung am Donnerstag.

Die Geschäftsführerin der Waldbesitzervereinigung Nabburg-Burglengenfeld, Yvonne Wolfrum, bietet den Waldbesitzern Hilfe beim Fällen, Transportieren und Vermarkten der Bäume an und betont: „Das Holz lässt sich derzeit problemlos zu guten Preisen verkaufen“. Bei der Wiederbestockung wollen die Revierförster Hilfestellung leisten. Oberinspektor Thomas Hebauer ist für das Revier „Schwandorf I“ verantwortlich, zu dem auch der Raum Schwarzenfeld gehört. Er empfiehlt Baumarten mit „hoher Trockentoleranz“. Zum Beispiel Eichen, Kastanien und Ahorn. Sein Amt helfe den Waldbesitzern gerne auch bei der Beantragung von staatlichen Fördergeldern für die Wiederaufforstung.

Der Wald verjüngt sich aber auch von selbst. Forstdirektor Alwin Kleber kniet vor einer Stieleiche, die ein Eichelhäher beim Anlegen von Vorräten „gepflanzt“ hat. „Im Prinzip ist der neue Wald schon da“, stellt auch Bereichsleiter Michael Roßkopf beim Blick auf die jungen Triebe fest. Sie gelte es nun vor dem Verbiss zu schützen. Der Forstamtsvertreter appelliert deshalb an die Jägerschaft, ihren Beitrag zur Waldverjüngung zu leisten.

Die Behördenvertreter rufen zu einer „konzertierten Aktion“ auf und sind überzeugt: „Wenn alle Beteiligten zusammenhelfen, besteht die Chance zu einer zukunftsträchtigen Waldverjüngung“. Bei allem Optimismus treibt sie aber das Ausmaß des Klimawandels um. Ursache der Schäden sei die lange Trockenheit. Anhand einer Grafik erläutert Forstdirektor Michael Roßkopf: „In der Region war es von Juni bis August um 3,1 Kelvin (entspricht Grad Celsius) zu warm“.

Bei einem fortschreitenden Klimawandel rechnet er mittelfristig damit, „dass sich die Schäden in den Wäldern ausweiten und auf Standorte übergreifen werden, die derzeit noch besser mit Wasser versorgt sind“. Roßkopf spricht sich deshalb dafür aus, auch heute noch stabil erscheinende Altbestände schrittweise zu verjüngen und mit klimastabilen Baumarten anzureichern. Damit soll erreicht werden, „dass die Bürger im Landkreis Schwandorf auch in Zukunft die Leistungen des Waldes nutzen und genießen können".

 
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