Schwarzenfeld
17.04.2020 - 18:10 Uhr

Rekordhalter geht von Bord

Es sind manchmal die skurrilen Ereignisse, die am besten in Erinnerung bleiben. "Die Sache mit dem Krokodil, das war vielleicht ein Medienhype." Manfred Rodde muss lachen. Seit 18 Jahren ist er Bürgermeister. Doch seine Zeit läuft ab.

Der scheidende Bürgermeister Manfred Rodde war 18 Jahre im Amt - niemand war in Schwarzenfeld jemals länger als hauptamtlicher Bürgermeister im Dienst. Bild: Thomas Dobler
Der scheidende Bürgermeister Manfred Rodde war 18 Jahre im Amt - niemand war in Schwarzenfeld jemals länger als hauptamtlicher Bürgermeister im Dienst.

In Zeiten von Corona könnte man Interviews wie jenes mit Manfred Rodde auch telefonisch führen. Aber das verbietet sich bei einem Mann, dessen Fairness und Freundlichkeit in den fast zwei Jahrzehnten seines Bürgermeisteramts auch den Umgang mit der Presse geprägt hat. So sitzen sich Reporter und Rathauschef schließlich im großen Sitzungssaal gegenüber, virologisch in sicherer Distanz, aber schon bald in ein angeregtes Gespräch vertieft.

Rodde bedauert, dass mit den Vorsichtsmaßnahmen wegen der Pandemie jetzt vieles nicht mehr möglich ist. "Ich wollte eigentlich noch eine Marktratssitzung abhalten", sinniert er - auch ein bisschen traurig darüber, dass seine eigene Amtszeit jetzt so sang- und klanglos enden wird. Am Ende dieses Monats muss er aus dem Bürgermeisterbüro im ersten Stock des Rathauses ausgezogen sein, am 2. Mai nimmt dort sein Nachfolger Peter Neumeier die Dienstgeschäfte auf. Neumeier ist heute gut zehn Jahre jünger als Manfred Rodde damals, als dieser 2002 überraschend zum Bürgermeister gewählt wurde - mit 47 Jahren. Auch wenn die beiden verschiedene Parteien repräsentieren - Rodde CSU, Neumeier Freie Wähler - haben sie doch vieles gemeinsam. Unter anderem die berufliche Herkunft. Beide sind "Siemensianer". Der Konzern erweist sich gleichsam als Kaderschmiede für den Schwarzenfelder Rathausjob.

Noch nie war ein hauptamtlicher Bürgermeister in Schwarzenfeld länger in der Verantwortung als Rodde, der nun seine dritte Wahlperiode absolviert hat. Denn der Markt ist eher dafür bekannt, seine Bürgermeister schnell auszuwechseln: Nach einer sehr langen Periode des ehrenamtlichen Bürgermeisters Gindele folgten in rascher Reihenfolge ab 1972 die Hauptamtlichen Ettl (CSU), Kocher (Schwarzenfelder Wählergemeinschaft), Niederalt (CSU) und Meier (ÜPW). 2002 dann sorgte der christsoziale Herausforderer für eine Überraschung, als er den amtierenden Rathauschef Meier und einen weiteren Kandidaten bei der Bürgermeisterwahl im ersten Anlauf verdrängte. "Damit habe ich es damals auf die Titelseite geschafft", erinnert sich Rodde lebhaft.

Mit einer "kleinen Generalsanierung" werden A- und B-Bau der Schwarzenfelder Schule derzeit auf Neubaustandard gebracht. Manfred Roddes Nachfolger muss dieses und andere Millionenprojekte übernehmen und abarbeiten – von der Schulsanierung über die Trinkwasserversorgung bis zur Ortsgestaltung. Archivbild: td
Mit einer "kleinen Generalsanierung" werden A- und B-Bau der Schwarzenfelder Schule derzeit auf Neubaustandard gebracht. Manfred Roddes Nachfolger muss dieses und andere Millionenprojekte übernehmen und abarbeiten – von der Schulsanierung über die Trinkwasserversorgung bis zur Ortsgestaltung.

"Als Bürgermeister braucht man Leidenschaft, nicht nur Pflichterfüllung", ist sich Rodde noch immer sicher. Seiner grundsätzlichen Einstellung ist er immer treu geblieben, möglichst viele Markträte mit ins Boot zukunftsträchtiger Entscheidungen zu holen. Von denen gab es in den letzten 18 Jahren viel, viel steht auch noch an. Der Ortskern muss weiter entwickelt werden, die Miesbergallee braucht ein neues Gesicht, die Schule steckt mitten in einer aufwendigen Sanierung. Millionen Euro müssen in den nächsten Jahren bewegt werden. Über allem aber steht der Gedanke, dass man auch in Schwarzenfeld mit der demografischen Entwicklung fertig werden muss - weniger junge Leute, mehr alte, so sieht vermutlich der Weg der deutschen Gesellschaft aus. Da bleiben auch die Kommunen mit wenigen Ausnahmen nicht verschont.

"Meine Bemühen waren stets ehrlich und ich habe bei Entscheidungen darauf geachtet, keine Einzelinteressen zu vertreten", betont Rodde und listet einiges auf, wie das großzügige Sportparkzentrum mit Naherholung, die Ganztagsbetreuung in der Schule und den Rathausumbau. Trotzdem konnten die Schulden deutlich gesenkt werden. Manfred Rodde spricht auch die ehemalige Bahnhofswirtschaft, das Birnbaum-Gelände und das Brauereigelände an. "Leider wird schon jetzt versucht, mit Druckaufbau und der Brechstange vorzugehen, anstatt den Empfehlungen von der Regierung zu folgen", bedauert er nicht nur während des zurück liegenden Wahlkampfs. "Meine Erfahrung über viele Jahre hinweg zeigt aber, dass gerade hier eine gesunde Vorsicht bei den Vorhaben geboten ist." Er hoffe, dass sich sein Nachfolger nicht einnebeln lasse und der Marktrat die letzten Perioden nicht vergisst. "Es wäre noch einiges zu tun. Aber meine Amtszeit geht zu Ende."

Tagelang suchten im Herbst des Jahres 2007 dutzende Bedienstete von Wasserwacht, Feuerwehr und Polizei mit Wärmebildkameras, einem Hubschrauber, Booten und zwei Spürhunden nach einem zwei Meter großen Reptil in Baggerseen und Kiesweihern. Zwei Zeugen hatten ein Krokodil gesichtet. Archivbild: td
Tagelang suchten im Herbst des Jahres 2007 dutzende Bedienstete von Wasserwacht, Feuerwehr und Polizei mit Wärmebildkameras, einem Hubschrauber, Booten und zwei Spürhunden nach einem zwei Meter großen Reptil in Baggerseen und Kiesweihern. Zwei Zeugen hatten ein Krokodil gesichtet.

Nicht vergessen kann Manfred Rodde das Spektakel im Herbst 2007, das den Markt schlagartig bekannt gemacht hat. Das "Krokodil von Schwarzenfeld" beschäftigte damals einige Zeit lang ganz Deutschland, nachdem es angeblich von einem Angler gesehen worden war. Rundfunk-, Fernseh- und Zeitungsreporter eilten aus allen Teilen der Republik in den Ort, um über das Krokodil zu berichten. In zahlreichen Sendern waren spöttische Bemerkungen zu hören ("Schickt Crocodile Dundee hin!"), und Verwaltung und Polizei stellten an den Kiesweihern südlich der Marktgemeinde Warntafeln auf und ordneten Wegsperrungen an - denn das Reptil war nicht zu finden. Am Ende blieb es auch verschwunden und ein verdutzter Bürgermeister stellte noch 13 Jahre später voller Erstaunen fest: "So einen Medienhype habe ich noch nicht erlebt."

Politische Vita:

Manfred Rodde (65) ist aus Altersgründen nicht mehr zur Kommunalwahl im März dieses Jahres angetreten. Er ist auch nicht im neuen Marktrat vertreten. 2002 schaffte er gegen zwei weitere Bewerber, unter anderem dem damals amtierenden Bürgermeister, auf Anhieb den Sprung ins Rathaus. Im Jahr 2008 wurde er mit sensationellen 82 Prozent in seine zweite Amtszeit gewählt. Bei der Kommunalwahl im Jahr 2014 gelang ihm mit einem hauchdünnen Vorsprung und 51 Prozent der Stimmen ein Sieg gegen den jungen ÜPW-Kandidaten Peter Neumeier. Neumeier wird nun sechs Jahre später sein Nachfolger.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.