Ausgangspunkt war die Christophoruskapelle in Weickenricht, die Führung übernahm Zweiter Bürgermeister Helmut Klier. Amsteil abfallenden Rand eines der Steinbrüche erzählte Klier von der harten Arbeit dort unten. Er berief sich dabei auf Schilderungen des letzten noch lebenden Steinbrucharbeiters, des heute 91-jährigen Andreas Peter.
Zunächst einmal musste demnach die meterdicke Deckschicht per Hand mit Pickel und Schaufel abgetragen und mit Schubkarren auf Abraumhalden transportiert werden. Teilweise waren dazu gefährliche Brückenkonstruktionen aus Holz nötig, die heute von keiner Berufsgenossenschaft akzeptiert werden würden. Trotzdem gab es keine ernsthaften Unfälle. Prellungen und Quetschungen kamen aber vor, sie wurden mit dem eigenen Urin behandelt. In den späteren Jahren wurden die Schubkarren durch ein System von Gleisen und Loren ersetzt.
War der Kernfels freigelegt, brachendie Arbeiter mit Hilfe von eisernen Keilen und Schlägeln nur mit Muskelkraft und ohne Verwendung von Sprengstoff große Blöcke heraus, die dann mit der gleichen Methode in die vom Kunden gewünschte Größe geteilt wurden. Zum Aufladen der Steinquader auf Ochsenkarren verwendete man dreibeinige Böcke mit Flaschenzügen. Die Ochsengespanne brachten die Steine zum Bahnhof in Freihung, wo sie mit per Zug verschickt wurden. Diese Ochsenkarren standen oft vor dem Gasthaus Zum Hirschen, das heute schon nicht mehr existiert, weil die Lenker dort kräftig Brotzeit machten und über dem Kartenspielen die Zeit vergaßen.
Der größte Teil der Steine ging nach Nürnberg. Das wohl bekannteste Gebäude, das aus Seugaster Sandstein errichtet wurde, ist der Justizpalast in Nürnberg, in dem nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Kriegsverbrecherprozesse stattfanden. Einige Lieferungen aus Seugast erreichten aber auch den Hamburger Hafen, von wo sie nach Übersee verschickt wurden.
Erstmals urkundlich erwähnt wird ein Seugaster Steinbruch in einer Grenzbeschreibung von 1605. In der Blütezeit des Seugaster Sandsteins waren bis zu zehn Steinbrüche in Betrieb, in denen 40 bis 50 Arbeiter beschäftigt waren. Als zu Beginn der 50er-Jahre neue, bessere und vor allem billigere Baustoffe auf den Markt kamen, wurde das aufwändige Sandsteinbrechen unrentabel. Ein Steinbruch nach dem anderen musste dicht machen - 1953 stellte der letzte seinen Betrieb ein.
Die Wanderung führte auch in das Innere eines dieser Steinbrüche, wo sich die Teilnehmer selbst von der Situation überzeugen und wohl auch ein wenig die Gefährlichkeit der Arbeiten erahnen konnten. Mit zahlreichen, großformatigen Fotos und Beispielbildern aus der Region belegte hier Klier anschaulich Abbau, Bearbeitung, Transport und Verwendungsmöglichkeiten. Dank galt Franz Fellner als Besitzer des besuchten Steinbruchs für die Erlaubnis, dass die Gemeinde im Zusammenwirken mit dem Landschaftspflegeverband die Felswände vom Wildwuchs befreien und wieder sichtbar machen durfte.
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