Seit einigen Jahren bemühen sich die Freiwilligen Feuerwehren in Bayern um mehr weibliche Mitglieder. Mit Slogans wie "Frauen sind Astronaut und Bundeskanzler - Warum nicht auch Feuerwehrfrau?" und "Frauen wir brauchen euch!" versucht eine Kampagne das Ehrenamt für Frauen interessant zu machen. "In unserer Gesellschaft gibt es für Frauen keine Grenzen, keine Beschränkungen. So auch nicht in der vermeintlichen Männerdomäne Feuerwehr", heißt es vom Landesfeuerwehrverband.
Doch wie war das in der Vergangenheit? "Neun junge Frauen - alle unverheiratet - waren wir damals", erinnert sich Herta Obermeier, die sich als 18-Jährige ab 1973 bei der Feuerwehr engagieren wollte. Die Floriansjünger in Sigras und Achtel hätten als erstes Frauen angeworben. Die Reaktionen der Männer waren dabei ganz unterschiedlich: "Manche haben gelacht und sagten: Was wollen die Frauen da? Andere haben uns Respekt gezeigt." Doch auch bei Festen und bei den dazugehörigen Märschen sind in der Anfangszeit die Damen den anderen Feuerwehrleuten aufgefallen. "Da ist schon geguckt worden", sagt sie lachend.
Gleiche Anforderungen
Ganz zu Anfang trugen die Frauen die kleinstmöglichen Löschanzüge der Herren. "Die Hosen haben wir etwas hochgestülplt. Ein breiter Gürtel hat das Oberteil zusätzlich festgehalten." Erst später kamen passendere Einsatzanzüge.
Obermeier und die anderen acht Frauen absolvierten genauso wie die männlichen Kollegen die Anforderungen bei den Leistungsabzeichen: Bronze, Silber, Gold, Gold/Blau, Gold/Grün, Gold/Rot - die 63-Jährige hat sie alle. Bei den Einsätzen selbst stand sie aber nie an vorderster Front. "Es hat nie einen richtig schlimmen Vorfall bei der Sigraser Wehr gegeben", sagt sie. "Bei Hochwasser und Unfall haben wir Frauen uns eher um die Verkehrsregelung gekümmert."
Nach zehn Jahren seien aber nur noch drei Frauen aus der Startformation übrig geblieben, erzählt Obermeier. "Dann waren sie verheiratet, viele sind weggezogen." Zum Glück hätten sich damals wieder einige ein Herz gefasst und traten der Wehr bei. Natürlich waren auch die drei Töchter von Herta Obermeier fleißige Nachwuchsfloriansjünger in Sigras. Eine Tochter, die mittlerweile in Lehendorf wohnt, ist dort in der Feuerwehr engagiert.
Jetzt sind Jüngere dran
Vor zwölf Jahren besuchte Obermeier schließlich eine der Sitzungen der Sigraser Wehr. Dort schlug man plötzlich vor, dass sie sich in den Vorstand wählen lassen sollte. "Eine Bundeskanzlerin haben wir auch", war unter anderem das Argument. So kam Obermeier zum Amt des Stellvertreters. Im Januar gab sie es nach zwei Wahlperioden ab. "Ich bin 63 Jahre alt. Ich war lange genug dabei, jetzt müssen Jüngere ran", begründet sie ihre Entscheidung.
An die junge Generation richtet sie auch ihren Appell, sich im Ehrenamt bei der Feuerwehr zu engagieren: "Irgendwann braucht jeder Hilfe. Vielleicht nicht, weil es brennt. Aber weil ein Baum aufs Haus gefallen ist oder das Hochwasser im Keller steht." Sie hat stets das nette Miteinander in der Feuerwehr genossen. "Ich würde mir wünschen, dass mehr Mädchen dazu kommen. Warum auch nicht?"
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