Unter dem Kommando von Oberleutnant der Reserve Reinhold Bauer war die Reservistenkameradschaft (RK) in den Hof der Gaststätte Deubzer in Fuchsendorf angetreten. Zu Ehren des Jubilars schossen die Tirschenreuther Böllerschützen um Martin Hager unter anderem den Salut an. Anschließend ging es in den Saal zum kleinen Festakt mit Ehrengästen. Karl Bäuml sorgte für die Musik.
Vorsitzender Hubert Brendel freute sich, unter anderem die Gründungsmitglieder Josef Kohl, Rudi Richter und Manfred Fischer zu begrüßen. Sie standen im Mittelpunkt der Ehrungen für 55 Jahre Mitgliedschaft. Für 40 Jahre Treue erhielten Reinhold Bauer, Rolf Winzer und Waldemar Wittmann eine Auszeichnung, für 30 Jahre Norbert Kaußler. 25 Jahre ist Matthias Meyer dabei, 20 Jahre sind es bei Manfred Porsch. Für die Böllerschützen gab es zum Dank die Verdienstnadel der Ortsgruppe sowie eine Spende für.
Gründung nach vier Jahren
Zuvor hatte Brendel nach einer Gedenkminute in einem Streifzug 55 ereignisreiche Jahre in Erinnerung gerufen. Vier Jahre nach der Gründung des Verbands der Reservisten der Deutschen Bundeswehr waren es die ehemaligen Bundeswehrsoldaten Alfred Porsch, Ernst Rank, Georg Kreutzer, Siegfried (Karl) Lauterbach, Willibald Schidla und Hermann Fraunholz (alle bereits verstorben) sowie Kohl, Fischer und Richter, die am 12. August 1964 mit der RK Speichersdorf "eine der ältesten Kameradschaften" gegründet haben. Besonders hob Brendel den 2009 verstorbenen Hermann Fraunholz hervor, der in 30 Jahren als Vorsitzender die Kameradschaft geprägt habe.
Die Verbandsziele, Förderung der militärischen Leistungsfähigkeit, verteidigungspolitische Weiterbildung und Sicherheitsarbeit sowie wehrpolitische Öffentlichkeitsarbeit, seien mit einer riesigen Bandbreite an Aktivitäten umgesetzt worden. Der Vorsitzende nannte beispielhaft 1974 die Patenschaft mit der 2. Batterie des Panzerartillieriebataillons 105 und 1982 die Partnerschaft mit dem Ortsverband Unterolberndorf im Österreichischen Kameradschaftsbund. In beiden Fällen sei die RK Wegbereiter für Partnerschaften auch mit der Heimatgemeinde Speichersdorf gewesen.
Brendel erinnerte an Gründungsjubiläen mit Fahnenweihe mit dem damaligen Vorsitzenden der Landesgruppe Bayern, Friedwart Lender als Festredner, die Teilnahme an Speichersdorfer Bürgerfesten und die Patenschaft mit dem Schützenverein, in dessen Heim man seit einem Jahrzehnt sein Vereinslokal sowie einen Archiv- und Präsentationsraum habe. Hausherr Bürgermeister Klaus Wagner erinnerte an die Wiedergründung der Bundeswehr 1955 und die Einführung der Wehrpflicht. Ihre Abschaffung wertete er heute als Kardinalfehler deutscher Politik. Er wünschte sich eine allgemeine Dienstpflicht für Mann und Frau zurück. Am deutlichsten bekämen die Reservisten den fehlenden Nachwuchs zu spüren, aber auch Gemeinden, Feuerwehr und Sozialverbände. Keiner habe heute mehr den so dringend benötigten Lkw-Führerschein.
Rolle des Vermittlers
Sein Speichersdorfer Amtskollege Bürgermeister Manfred Porsch würdigte die RK als eine sehr aktive Familie mit den Tugenden Zusammenhalt, Pflichtgefühl und Kameradschaft. Sie sei Vermittler zwischen Zivilgesellschaft und Bundeswehr und stelle im Notfall Soldaten ab. Er dankte für die Mitgestaltung des gesellschaftlichen Lebens. Der RK sei die Partnerschaft mit Kreuttal 1997 zu verdanken. "Wir sind nicht mehr nur von Freunden umgeben", so seine Einschätzung der politischen Lage. Der Ausrüstungszustand sei besorgniserregend. Die Politik müssen ihren Verpflichtungen nachkommen.
Kreisvorsitzender Manfred Zettl dankte den Frauen, die seither unverzichtbare Unterstützung in der Vereinsarbeit leisteten. Er würdigte zudem die gute Zusammenarbeit von Böllerschützen und Reservisten. Nicht alltäglich sei, dass die RK noch Gründungsmitglieder in ihren Reihen habe.
"Von der Reservistenarbeit bekommt man graue Haare und eine Glatze", meinte Günther Bogner nach 30 Jahren Organisationsleiter. Rühmliche Ausnahme seien die Speichersdorfer. Bei ihnen herrsche Beständigkeit und Kontinuität. Entsprechend groß war sein Dank für die Unterstützung bei Schießen, Biwags und als Funktionspersonal. Die Wehrpflicht wertete Bogner als nicht mehr zeitgemäß. Die Probleme der Mitgliedergewinnung gebe es auch beim Fußball und bei Feuerwehren. Es sei ein gesamtgesellschaftliches Problem. Er empfahl, mögliche Mitglieder persönlich anzusprechen.
Wechsel ein Tiefpunkt
„Wir sind und wir bleiben auch in Zukunft eine Kameradschaft in der Kreisgruppe Oberpfalz-Nord.“ Dort sei man bestens aufgehoben. 47 Jahre nach dem wohl unrühmlichsten Kapitel in der Geschichte der Reservistenkameradschaft (RK) nutzte Vorsitzender Hubert Brendel das Jubiläum, um dieses klare Bekenntnis abzulegen. Im Zuge der Gebietsreform 1972 war die RK vom Verteidigungsbezirkskommando (VBK) 62 in Regensburg aus- und dem VBK 67 in Bayreuth angegliedert worden. Sechs Jahre später hieß es dank des Stabsoffiziers für Reservistenarbeit, Oberstleutnant Harry Framke beim VBK 62, „Kommando zurück“.
Wie wohl sich die RK in der Kreisgruppe Oberpfalz fühlt, belegte die Zusammenarbeit mit dem langjährigen Kreisorganisationsleiter Edwin Strauß. Ihm zu Ehren rief sie das „Edwin-Strauß-Gedächtnisschießen“ auf der Standortschießanlage Weiden ins Leben. Brendel bekräftigte, alle Anstrengungen zu unternehmen, weiterhin aktiv zu sein, vor allem in der Kreisgruppe – auch wenn bei der Nachwuchsfindung der Schuh drücke.
In den 1980er Jahren verzeichnet die RK dagegen die wohl rühmlichste Begebenheit in ihrer Geschichte. Es war 1986 einzigartig, dass sie mit einer Sondergenehmigung die Erlaubnis erhielt, in Bundeswehruniform am 60. Gründungsfest der Partnerkameradschaft in Unterolberndorf teilzunehmen. Die Leitung oblag dem ehemaligen Batteriechef der 2./105, Hauptmann a. D. Hermann Raab. Er hatte den Speichersdorfern in seinem Erfahrungsbericht an den Inspizienten für Reservisten der Bundeswehr unter anderem hervorragende Disziplin, Pünktlichkeit und saubere Uniform bescheinigt.
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