Speichersdorf
21.02.2024 - 11:38 Uhr

Bernd Wagner aus Speichersdorf zeigt seine Zufalls-Gemälde

In einem Bild verschmelzen immer wiederkehrende Formen und Farben zusammen zu originellen abstrakten Kunstwerken: Ein Speichersdorfer Autodidakt zeigt seine eigenwilligen Bilder.

Zu einem für die Kommune eher seltenen Kunstereignis fanden sich am Montagvormittag etliche Ehrengäste in der Eingangshalle des Werner-Porsch-Schulzentrums ein. Der Wichtigste: der in Speichersdorf lebende Künstler Bernd Wagner, der an seinem 66. Geburtstag im Beisein der Schüler eine Vernissage mit seinen Werken startete.

Bürgermeister Christian Porschs Dank galt der Schule mit Rektorin Iris Sebald und dem Bauhof für das Bereitstellen des Foyers und die Einrichtung der Stellwände – die Gemeinde hat die Vernissage unterstützt und mitorganisiert. „Für mich ist es heute eine Premiere. Erstmals seit fast vier Jahren dürfen wir eine Kunstausstellung mit Arbeiten von Bernd Wagner zusammen eröffnen. Er hat uns seine Werke auf eigenen Wunsch für diese Vernissage zur Verfügung gestellt. Diese Plattform soll der Schülerschaft Mut machen, künstlerisch tätig zu werden und Talente zu entwickeln“, verdeutlichte der Rathauschef.

Kreativität sinnvoll einsetzen

„Es ist meine erste Ausstellung in dieser Größe. Ich bin leidenschaftlich im Bereich Malerei aktiv. Danke an die Gemeinde und Schule für diese Ausstellungsplattform, die es ermöglicht, meine Bilder einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen. Kreativität ist wunderbar und wurde uns einfach zum Leben geschenkt. Sie bringt uns darin immer ein Stück weiter“, sagte Wagner.

Der Künstler erläuterte, dass Kreativität zeige, was für Menschen möglich ist und sie damit formt. Sie sei unerschöpflich, brauche Spielraum und Freiheit und bringe den Menschen immer ein Stück weiter im Leben. „Kreativität muss sinnvoll eingesetzt werden und darf nicht dazu benutzt werden, den Frieden in jeder Form zu stören. Er ist wie die Freiheit schnell in Gefahr und beide müssen wohl behütet werden“, schloss der Künstler.

Zufall und Vorstellungskraft

Wagner arbeitet mit selbst gefertigten Schablonen, die er zunächst nach dem Zufallsprinzip auf die Leinwand legt, mit Stecknadeln fixiert und mit einem Filzstift nachzeichnet. Mehrmals gedreht und verschoben entsteht das Grundgerüst, der künstlerische Rahmen für das neue Werk. Anfangs gibt es keine Idee für ein Bildmotiv. Erst nach und nach gestalten der Zufall und die Vorstellungskraft des Künstlers das Kunstwerk.

Die dadurch entstandenen Felder und Freiflächen malt Bernd Wagner entweder vollständig mit verschiedenen Farben aus oder lässt neuerdings manche leer. Je nach Länge und Blickwinkel der Betrachtung lugen Menschen und Tiere, Pflanzen und Umwelt aus der Bildfläche hervor und erschließen sich nach und nach dem Betrachter. Die rund 20 ausgestellten Kunstwerke haben keine Namen. Sie überlassen es dem Besucher, jeweils eigene Motive zu finden, Gedanken und Bildeindrücke zusammenzuführen und mit eigener Fantasie zu interpretieren.

Neue Perspektiven

Die ersten mit Schablonen vorgegebenen Werke, die Wagner mit seinem Stift und Pinsel gestaltet hat, sind bereits rund 20 Jahre alt. Die einfachen Wandmisch- und Acrylfarben haben eine Leuchtkraft wie am Entstehungstag. „Früher malte ich die mit Schablonen entstandenen Flächen komplett aus. Jetzt arbeite ich oft nur mehr Teilflächen farbig heraus. Dadurch entstehen im Wechsel von Formen und Farben neue Perspektiven“, berichtete der Künstler. Seinen jeweiligen emotionalen Zustand bringe er in seinen Bildern durch Formen und Farben zum Ausdruck.

Seine früheren Werke sind komplett ausgemalt und mit selbst gestalteten Holzrahmen, teils mit Sandsteinintarsien verziert, eingefasst. „Ein Bild mache ich nie in einem Zug fertig. Ich lasse es eine Zeit lang in Ruhe, gehe dran vorbei, habe es aber oft im Blickfeld. Dann kommen mir bei mehrfacher Betrachtung Ideen zur weiteren Bildgestaltung bis hin zum fertigen Werk. Das nächste Bild wird erst nach der Fertigstellung des Vorgängers begonnen“, berichtete Wagner.

Bei manch ausgestellten Bildern ist deren Bildaufbau und Entstehungsweise Schritt für Schritt nachvollziehbar. Wagner verdeutlichte, dass er weder Landschafts- noch Portraitmaler sei, sondern seinen eigenen freien Stil weiterverfolge.

Rektorin Iris Vogel bestätigte den wertvollen Beitrag dieser Ausstellung für die künstlerische Bildung der Schüler: „Mal einen Künstler zu hören, ihn zu seinen Werken zu befragen, was er dabei gedacht hat und welche Blickweise er dafür brauchte, das ist für die jungen Betrachter sehr wertvoll.“ Neben der einwöchigen Ausstellung in der Schule wird die Ausstellung in den beiden örtlichen Bankfilialen, im Rosenthal-Shop, in der Apotheke und im Rathaus zu sehen sein. Gezeigt werden die Kunstwerke auch im Kulturzentrum und der Therme Weißenstadt.

Info:

Zur Person Bernd Wagner

  • geboren am 19. Februar 1958 in Essen
  • Eltern stammen aus Kulmbach, zogen des Berufs wegen ins Ruhrgebiet
  • Rückkehr Anfang der 1970er Jahre, Lehre als Dreher vorzeitig beendet, 20 Jahre in einer Kautschukfabrik gearbeitet; nach Werksschließung Umschulung zum Natursteinpflasterer, bis zum Renteneintritt im März 25 Jahre bei Novem in Kulmbach und Vorbach tätig
  • bereits in der Jugendzeit sehr kreativ im Umgang mit Holz, daraus entstand die Neugier auf andere Materialien, entwickelte sich immer mehr Richtung Farben und Formen; widmet sich seinem Hobby Malerei seit rund einem Vierteljahrhundert; Autodidakt
  • wohnt seit 2012 in Speichersdorf
 
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